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Die «Ära Martin Plüss» geht nach neun Jahren zu Ende. Auf den ersten Blick ist klar: Der SCB kann auf Martin Plüss nicht verzichten. Der Verlust des Captains wiegt schwer. Trainer Kari Jalonen hat immer wieder betont, wie wichtig Martin Plüss sei.
Aber es gibt auch eine Sicht der Dinge – über den Augenblick, über den Tag hinaus. Es wäre nicht gut bestellt um das «Bayern München des Eishockeys», wenn ein Spieler nicht ersetzt werden kann, der im April 40 Jahre alt wird. Am Ende des Tages sind im Mannschaftssport Namen nur auf dem Dress aufgenähte Buchstaben. Wenn es einen Spieler gibt, den die Berner tatsächlich nicht gleichwertig ersetzen könnten (oder für ihn eine Ausländerlizenz opfern müssten) – dann ist es Torhüter Leonardo Genoni.
Martin Plüss gehört zu den grössten Schweizer Spielern der Neuzeit. Er prägt nicht nur mit seiner spielerischen Klasse das Spiel. Er macht mit seiner Professionalität eine Mannschaft auf und neben dem Eis besser. Mit ihm hat der SCB bereits drei Meisterschaften gewonnen (2010, 2013, 2016) und 2007 und 2012 das Finale erreicht. Die Chancen stehen gut, dass er sich in ein paar Wochen im Rahmen einer Meisterfeier aus Bern verabschiedet.
Sportchef Alex Chatelain hat richtigerweise alles versucht, um den Vertrag mit seinem Captain noch einmal zu verlängern. «Darum kann Bern auch nächste Saison nicht auf Martin Plüss verzichten» war noch vor ein paar Wochen der Titel meiner Story. Und davon nehme ich kein Wort zurück.
Wenn sich eine grosse Spielerpersönlichkeit wie Martin Plüss dazu entscheidet, den Vertrag nicht mehr zu verlängern, dann ist diese Entscheidung zu respektieren. Die Berner können diese Entscheidung bedauern. Dafür gibt es guten Grund. Martin Plüss hätte beim SCB auch nächste Saison eine zentrale Rolle gespielt.
Aber der Verlust von Martin Plüss ist auch eine grosse Chance zur vorzeitigen Erneuerung. Nächste Saison kommt von Biel Gaëtan Haas (25). Die Berner erwarten viel und haben den Mittelstürmer bis 2020 unter Vertrag genommen. Gaëtan Haas hätte einerseits von Martin Plüss viel lernen können. Andererseits ist es für ihn an der Zeit, Führungsverantwortung bei einem grossen Team zu übernehmen. Nun fällt ihm ohne Martin Plüss von allem Anfang an die Rolle des ersten Schweizer Centers zu. Ohne Wenn und Aber. Wenn er diese Verantwortung nicht tragen kann, dann wird er kein grosser Spieler. Nun werden wir bereits nächste Saison erfahren, wie gut er wirklich ist.
Der SCB ist eines der ganz grossen Hockeyunternehmen Europas, weil er durch den Verlust eines einzelnen Spielers noch nie in den Grundfesten erschüttert worden ist. Seit Marc Lüthi das Unternehmen führt (1998), markiert jeder Abgang den Beginn einer neuen Ära. Titanen wie Renato Tosio, Marco Bührer, Andreas Beutler, Martin Rauch, Patrick Howald, Sven Leuenberger, Roberto Triulzi oder Ivo Rüthemann – diese Aufzählung ist unvollständig – haben den SCB verlassen. Und jedes Mal konnten wir sagen: Na und?
Ja, die Berner konnten es sich sogar leisten, einen verdienten Spieler wie Captain Martin Steinegger im Frühjahr 2008 als Sündenbock zu opfern und aus einem laufenden Vertrag heraus nach Biel abzuschieben. Der SCB hatte als Qualifikationssieger die Viertelfinals nicht überstanden. Wenn für ein Hockeyunternehmen gilt, dass Namen nur auf dem Dress aufgedruckte Buchstaben sind – dann für den SC Bern.
SCB-Sportchef Alex Chatelain hat letztlich sogar Glück: Martin Plüss hat die Grösse, auf eine Vertragsverlängerung zu verzichten. Auch wenn die Ausgangslage eine andere ist (der SCB wollte Plüss halten), Arno Del Curto wäre froh gewesen, wenn es Reto von Arx auch so gehalten hätte wie Martin Plüss – und Edgar Salis würde noch so gerne verkünden, Mathias Seger wolle seine Karriere bei den ZSC Lions nicht mehr verlängern.