Andreas Meyer ist unerwartet von seinem Posten als SBB-Chef zurückgetreten. Über die Gründe wird viel spekuliert – das sagt Meyer in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger selbst dazu.
Ja. Mit der Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar legte Meyer bereits Anfang Jahr eine Strategie für den Abgang zurecht. Beweis dafür ist eine öffentliche Bestätigung der Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Ihr hat Meyer bei einem Treffen von seinem Wunsch nach einer beruflichen Neuorientierung erzählt. Zudem existiert ein Protokoll von einer Verwaltungsratssitzung im Mai – darin wurde unter anderem auch der Kommunikationszeitpunkt festgehalten.
Ja. Meyers Entscheidung kam nach vielen Gesprächen mit Freunden und Karriereberatern, sowie nach Überlegungen während seines Sabbaticals. Der Zeitpunkt für eine berufliche Veränderung war aus seiner Sicht gekommen. Er traf die endgültige Entscheidung Anfang 2019 – in Gesprächen mit dem Verwaltungsrat kristallisierte sich dann der Zeitpunkt heraus.
Jein. Die Rücktritts-Kommunikation und der tödliche SBB-Unfall kommen fast zeitgleich. Die Frage, ob das nun fälschlicherweise in Verbindung miteinander gebracht wird, stellte sich in der Chef-Etage der SBB tatsächlich. Es gibt jedoch Dinge, die nicht geplant werden können – weshalb am Fahrplan festgehalten wurde. Meyer vertraut darauf, dass es sachlich gesehen werden kann, schliesslich hat seine Entscheidung nichts mit dem tragischen Unfall zu tun.
Nein. Der Wunsch nach einem Wechsel kam schon, bevor Sommaruga die Stelle als Departementsvorsteherin angetreten hatte. Das wurde auch im Vorfeld entsprechend kommuniziert. Sommaruga setzte sich sehr für gewisse wichtige Themen ein, die ohne ihr Zutun so nicht geklappt hätten.
Nein – aber es war sicher ein Thema. Meyer im Tagi: «Und in den letzten Monaten sich noch den Lohn kürzen lassen habe ich nicht als angemessen empfunden.»
Es gibt ein konkretes Verwaltungsratsmandat, das Meyer in Betracht zieht. Aber auch bei wohltätigen Projekten mitzuarbeiten oder Start-Up-Unterstützung kommen in Frage. Ausserdem will Meyer sich wieder mehr auf sein Privatleben konzentrieren und Spontaneität zurückerhalten. (mim)