Wirtschaft
Bundesrat

Bundesrätin Sommaruga wollte das Gehalt vom SBB-Chef kürzen – ohne Erfolg

Andreas Meyer, CEO SBB, an einer Medienorientierung zu SBB Cargo und dem Ceneri-Basistunnel, am Donnerstag, 2. August 2018, am SBB Cargo Terminal in Cadenazzo. (KEYSTONE/Ti-Press/Gabriele Putzu)
SBB-Chef Andreas Meyer muss dieses Jahr mit keiner Lohnkürzung rechnen.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Will Simonetta Sommaruga SBB-Chef Meyer loswerden?

Die neue Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga wollte Bahn-Chef Andreas Meyer das Gehalt kürzen – ohne Erfolg.
25.03.2019, 07:11
Patrik Müller / CH Media
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Dass seit Anfang Jahr nicht mehr Doris Leuthard (CVP), sondern Simonetta Sommaruga (SP) Vorsteherin des Verkehrsdepartements ist, hat für den langjährigen Konzernchef der SBB, Andreas Meyer, ungeahnte Folgen.

Geht es nach Sommaruga, müsste dem als CVP-nah geltenden Meyer nämlich der Lohn gekürzt werden – und zwar um 4 Prozent. Dass Sommarugas Departement dies an der letzten Bundesratssitzung beantragt hat, machte am Samstag die «Neue Zürcher Zeitung» publik.

Brisant: Gemäss Informationen der CH-Media-Redaktion wussten weder der SBB-Verwaltungsrat, der über den Chef-Lohn entscheidet, noch Andreas Meyer selbst etwas von dieser 4-Prozent- Forderung. «Davon war nie die Rede», sagen unabhängig voneinander zwei ranghohe SBB-Quellen.

Verwaltungsratspraesidentin Monika Ribar spricht waehrend der Bilanzmedienkonferenz der SBB, am Dienstag, 21. Maerz 2017 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Monika Ribar, SBB-VerwaltungsratspräsidentinBild: KEYSTONE

Wie kam diese Zahl an die Öffentlichkeit? Das Verkehrsdepartement (Uvek) habe sie an die «NZZ» durchsickern lassen, um Meyer zu «disziplinieren», vermutet ein SBB-Insider.

Meyer solle freiwillig verzichten, um unter die Entschädigungs-Grenze von 1 Million Franken zu kommen. Im Jahr 2017 lag er leicht darüber. Dem Vernehmen nach denkt Meyer aber nicht daran, zu verzichten, und auch der Verwaltungsrat mit Präsidentin Monika Ribar hält an der bisherigen Vergütung fest.

Auch wenn die 4-Prozent-Forderung für die SBB neu war: Dass nicht nur das Uvek, sondern auch der Gesamtbundesrat spätestens 2020 «eine Senkung der maximalen Vergütung der obersten Leitungsorgane erwartet», das wussten die SBB durchaus.

So hatte es der Bundesrat bereits vor einem Jahr beschlossen, noch unter Doris Leuthard. In einem Communiqué, welches das Uvek am letzten Freitag verschickte, wurde diese Forderung bekräftigt – mit dem Zusatz: «Dies betrifft vor allem die Konzernleitung.»

Die Richtung ist also klar: Der Bundesrat pocht auf tiefere Gehälter bei den Spitzenmanagern. Nur wusste bislang niemand, was dies genau heisst.

Meyers Drohung

Der Unterschied zur Ära Leuthard ist, dass unter Sommaruga die Gangart verschärft wird. Die CVP-Bundesrätin hatte mit dem SBB-Verwaltungsrat noch ausgemacht, dass die «Erwartungen» des Bundesrats betreffend Chefentschädigung erst für den nächsten CEO gelten sollen. Sprich: Meyer dürfe seinen Lohn behalten, solange er im Amt sei.

Bundesraetin Simonetta Sommaruga spricht im Staenderat an der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 18. Maerz 2019, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Simonetta SommarugaBild: KEYSTONE

Daran fühlt man sich im Uvek nun nicht mehr gebunden. Meyer müsse schon für 2018 – via Bonus-Berechnung – zurückstecken, findet Sommaruga. Doch damit ist VR-Präsidentin Ribar nicht einverstanden. Ihren Widerstand drückte sie gemäss «NZZ» sogar per Brief aus. Sie schrieb, es bestehe die Gefahr, dass Meyer die SBB verlassen werde, sollte der Bundesrat den vom Verwaltungsrat vorgesehenen Lohn nicht genehmigen.

Nach CH-Media-Informationen war dies keine leere Drohung: Meyer soll intern tatsächlich darauf hingewiesen haben, dass eine Lohnsenkung angesichts der steigenden Anforderungen und angesichts der guten Performance – 2018 erzielten die SBB einen Rekordgewinn – «unangemessen» wäre und er kein Verständnis dafür hätte.

Dessen muss sich Sommaruga bewusst gewesen sein. Dass sie in der Bundesratssitzung vom Freitag dennoch eine Lohnreduktion um 4 Prozent beantragt hat (als ihre favorisierte Variante), zeigt: Sie nahm in Kauf, dass Meyer bei den SBB kündigt.

Nun – das Szenario ist abgewendet, weil der Gesamtbundesrat sich nicht für die 4-Prozent-Variante entschied, sondern es bei der allgemeinen «Erwartung» nach Lohnsenkungen bewenden liess. So schnell dürfte zwischen der SBB-Spitze und dem Departement aber keine Ruhe einkehren, auch wenn man gestern beim Uvek betonte, die ersten Kontakte zwischen der neuen Departementschefin und den SBB seien sehr gut angelaufen.

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alphonse Graf Zwickmühle
25.03.2019 04:11registriert Oktober 2018
Wahrlich eine üble Managertragödie. Minimalste 4% bei einer Million sind schon sehr schwer zu verkraften. Da täubeln sie alle im Kanon und stampfen mit den Füssen, die geistig verarmten Konzernleiter.
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Schneider Alex
25.03.2019 06:16registriert Februar 2014
Kein Top-Manager kann die hohen Verluste einer Fehlstrategie verantwortlich tragen, muss er auch nicht, weil die Ungewissheiten bei der Strategiewahl zu gross sind. Bei der richtigen Strategie darf er aber auch nicht für etwas belohnt werden, bei dem die Umstände, sein Mitarbeiterstab und das Glück eine grosse Rolle gespielt haben. Zudem verliert ein Topshot bei Misserfolg lediglich seine Stelle und kann als gut Qualifizierter bald wieder eine neue antreten. Die Konsequenzen aus seiner Verantwortlichkeit sind beschränkt, rechtfertigen also auch keine überrissene Entschädigung im Erfolgsfall.
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FW123
25.03.2019 08:34registriert Dezember 2018
Herr Meyer ist nicht nur für den Personenverkehr, sondern für die gesamte SBB verantwortlich. Was sagt er denn zum miserablen Ergebnis des Güterverkehrs der SBB Cargo? Vor diesem Hintergrund ist es schwer, überhaupt einen Bonus zu rechtfertigen.
Was nicht angeht, ist diese Rosinenpickerei: Erfolge werden aufgepuscht, Misserfolge am liebsten verschwiegen.
Davon abgesehen gibt es einen BR Beschluss zu den Löhnen der GL von bundesnahen Betrieben, da gibt es auch für die SBB bzw Herrn Meyer keine Ausnahme!
Herr Meyer, genügt Ihnen 1 Mio nicht, dann sollten Sie gehen!
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