USA

Aus Mangel an tödlichen Medikamenten: Nebraska will die Todesstrafe abschaffen – der Gouverneur weigert sich

Es fehlt an Giftcocktails, deshalb können viele Todesurteile nicht vollstreckt werden. Nun soll die Todesstrafe in Nebraska bald der Vergangenheit angehören. 
Es fehlt an Giftcocktails, deshalb können viele Todesurteile nicht vollstreckt werden. Nun soll die Todesstrafe in Nebraska bald der Vergangenheit angehören. Bild: EPA

Aus Mangel an tödlichen Medikamenten: Nebraska will die Todesstrafe abschaffen – der Gouverneur weigert sich

Dem US-Bundesstaat Nebraska fehlen schon seit 2013 die Medikamente, um Hinrichtungen zu vollstrecken. Mit grosser Mehrheit haben Abgeordnete sich nun dafür ausgesprochen, die Todesstrafe abzuschaffen. Widerstand kommt vom Gouverneur.
17.04.2015, 08:04
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Das Parlament des US-Bundesstaates Nebraska hat mit 30 zu 13 Stimmen dafür gestimmt, die Todesstrafe in Mordfällen durch lebenslange Haft zu ersetzen. Falls diese Mehrheitsverhältnisse bestehen bleiben, hätten die Befürworter der Abschaffung genug Rückhalt, um ein von Gouverneur Pete Ricketts angekündigtes Veto zu überstimmen.

Viele von Ricketts republikanischen Parteifreunden stellen sich gegen den Gouverneur. Sie argumentieren, die Todesstrafe widerspreche konservativen Werten, etwa der Überzeugung, dass nur Gott ein Leben beenden solle - und erzeuge ausserdem zu hohe Kosten.

Nebraska wäre der sechste US-Bundesstaat seit 2000, in dem die Todesstrafe abgeschafft würde. Laut «Death Penalty Information Center» sind die anderen fünf Staaten nach Maryland (2013), Connecticut (2012), Illinois (2011), New Mexico (2009), New Jersey (2007) und New York (2007).

Europa weigert sich Giftcocktails zu liefern

Seit 1997 wurde in Nebraska niemand mehr hingerichtet. Elf Männer sitzen in der Todeszelle, aber der Bundesstaat hat keine Möglichkeit, sie zu exekutieren. Im Dezember 2013 ging der Vorrat des Narkosemittels Thiopental zur Neige - seine Verabreichung ist bei Hinrichtungen in Nebraska vorgesehen. Ricketts und Justizminister Doug Peterson haben versprochen, eine Lösung zu finden, aber die Strafvollzugsbehörden haben bislang keinen Nachschub des Medikaments erhalten.

Viele US-Bundesstaaten stehen vor demselben Problem wie Nebraska: Weil Pharmafirmen - viele davon in Europa - Medikamente nicht verkaufen, wenn sie bei Hinrichtungen eingesetzt werden, können viele Todesurteile nicht vollstreckt werden.

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Manche Staaten suchen nach neuen Lieferanten, manche ziehen andere Hinrichtungsmethoden in Betracht: Utah hat Erschiessungskommandos wieder erlaubt, Tennessee den elektrischen Stuhl. Es gibt auch Vorschläge, zum Tode verurteilte mit einer Gesichtsmaske und einem Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch zu ersticken - beispielsweise in Oklahoma. Der Oberste Gerichtshof der USA überprüft derzeit, ob Oklahomas Medikamentencocktail für Hinrichtungen verfassungskonform ist.

Einige Staaten - darunter Texas, Colorado und Alabama - haben sich gemeinsam mit der Forderung an das Gericht gewandt, das Medikament Midazolam, ein Betäubungsmittel, bei Hinrichtungen zuzulassen.

ulz/AP

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