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Corona: Schützt ein Schmerzmittel vor Nebenwirkungen bei der Impfung?

Dafalgan sollte auf keinen Fall vor der Impfung genommen werden.
Dafalgan sollte auf keinen Fall vor der Impfung genommen werden.Bild: Shutterstock

Schützt ein Schmerzmittel vor Nebenwirkungen bei der Impfung? Das sagen Experten

Aus Furcht vor Nebenwirkungen gibt es Impfwillige, die vor der Impfung ein Dafalgan oder Ibuprofen nehmen – gerade auch jüngere Personen. Einen wichtigen Punkt gilt es bei der Einnahme dieser Schmerzmittel zu beachten. Und fünf weitere Tipps zur Impfung.
19.05.2021, 05:47
Bruno Knellwolf / ch media
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Wo eine Wirkung ist, kann eine Nebenwirkung sein. Was für Medikamente gilt, gilt auch für die Covid-19-Impfung. «Die häufigsten Nebenwirkungen sind durchaus milder Natur und betreffen kurzzeitige Gelenk- und Muskelschmerzen ‒ ähnlich wie nach einer Grippeimpfung», sagt dazu Daniel Fetz, Leiter Spitalpharmazie am Kantonsspital St.Gallen. Diese leichten Nebenwirkungen gehören nach Fetz zur Impfung beziehungsweise zur Immunantwort des Körpers und sind eigentlich ein gutes Zeichen dafür, dass der Körper eine Immunantwort und die volle Schutzwirkung aufbaut.

Die Rückmeldungen von Nebenwirkungen an Swissmedic zeigten, dass es sich bei den in der Schweiz verimpften Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna um sehr wirksame und recht nebenwirkungsarme Arzneimittel handle. Immerhin seien nun weltweit schon 1.45 Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht worden.

Schmerzmittel vor der Impfung

Da aber die meist harmlosen Nebenwirkungen häufig sind, scheinen manche Leute doch in Panik zu verfallen. Sie schlucken deshalb schon vor der Impfung ein Schmerzmittel wie zum Beispiel Dafalgan. Das vor allem vor der Verabreichung der zweiten Dosis, nach der Nebenwirkungen etwas häufiger auftreten als nach der ersten Impfdosis. «Gerade jüngere Personen reagieren auf die zweite Impfung etwas stärker als ältere Personen», sagt Fetz.

Seien die Nebenwirkungen nach der Impfung stark spürbar, könne die Einnahme eines leichten Schmerzmittels wie Dafalgan mit dem Wirkstoff Paracetamol oder ein Ibuprofen durchaus angezeigt sein, erklärt der Spitalapotheker.

«Diese beiden Wirkstoffe lindern wirksam allfällige leichte Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen.»

Auf keinen Fall vor der Impfung

Entscheidend ist aber: Solche Medikamente sollten nach Fetz nicht vor der Impfung eingenommen werden, sondern erst nach dem Auftreten von Symptomen. Auch das US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfiehlt keine Einnahme von fiebersenkenden Mitteln vor und unmittelbar bei der Impfung. Danach spreche aber nichts dagegen. Diese Haltung vertritt auch die WHO.

Das Deutsche Ärzteblatt weist auf Studien hin, die sogar eine Gefahr in der vorherigen Einnahme von Schmerzmitteln sehen. Gemäss einer Studie im Fachjournal The Lancet hat die gleichzeitige Einnahme von Paracetamol zur Prävention von Nebenwirkungen bei der Impfung in einer Kinderstudie dazu geführt, dass sich bei den «Schmerzmittel-Probanden» weniger Antikörper gebildet haben, als bei jenen, die keine Schmerzmittel eingenommen haben. Das allein sagt aber gemäss einem Kieler Experten noch nichts darüber aus, ob sich deswegen auch die Immunantwort wirklich abschwächt.

Jenna Ramkhelawan, 12, receives the first dose of the Pfizer Covid-19 vaccine from LPN nurse Dolores Fye, Tuesday, May 18, 2021, in Miami. (AP Photo/Marta Lavandier)
Gerade jüngere Menschen reagieren auf die Impfung oft stärker und greifen deshalb zu Tabletten.Bild: keystone

Darauf deutet gemäss dem Deutschen Ärzteblatt eine im «Plos One» veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2014 hin. Diese zeigt, dass die Gabe von Paracetamol nach sechs Stunden keinen Einfluss auf die Immunantwort hatte. Wurde das Mittel aber vor oder bei der Impfung eingenommen, schwächte sich die Immunantwort ab.

Aus dieser Studie wird abgeleitet, dass man nach der Impfung mindestens sechs Stunden warten muss, bis ein leichtes Schmerzmittel geschluckt werden sollte. Allerdings weisen die Experten darauf hin, dass diese erwähnten Arbeiten nicht mit Covid-19-Impfstoffen gemacht wurden und es noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen zu den Effekten von fiebersenkenden Schmerzmitteln gibt.

Impfstoff wird schnell wieder abgebaut

Der Impfstoff verlässt unseren Körper nach der Impfung übrigens schon bald wieder. «Die mRNA-Abschnitte, welche in der Impfung enthalten sind und den Körper zu einer Immunantwort stimulieren, werden durch körpereigene Enzyme rasch, das heisst innert Stunden bis wenige Tage, wieder abgebaut», sagt Daniel Fetz.

Ansonsten gilt rund um die Impfung, was bei der Einnahme eines jeden Medikaments empfohlen wird. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass die fünf folgenden Tipps die Immunantwort nach der Impfung stärken könnten.

Wichtige Tipps für die Impfung:

  1. Vermeide Stress, weil er dem Immunsystem schadet und die Immunantwort einschränken könnte.
  2. Richtig essen mit Lebensmitteln, die viele Antioxidantien, Vitamine und Mineralien enthalten.
  3. Ein guter Schlaf von sieben bis acht Stunden.
  4. Körperliche Betätigung.
  5. Alkoholkonsum eindämmen. Ein Zusammenhang zwischen Alkohol und einer Covid-19-Impfung sei aber wissenschaftlich nicht belegt: «Auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift», sagt Daniel Fetz.
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61 Kommentare
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Tagedieb
19.05.2021 08:07registriert März 2016
Schmerzmittel sind nicht so harmlos, wie oft getan wird. Wenn man sie zu regelmässig konsumiert, kann das ernsthafte Probleme verursachen. zB Bei chronischer starker Migräne, gibt's Leute, die sich den Magen völlig kaputt machen mit Schmerzmittel. Find ich ehrlich gesagt nicht so cool, wenn man die bei leichten Nebenwirkungen propagiert.
(Vor rund 50 jahren war übrigens Schmerzmittelsucht ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem, das die Pharma, da sie gut verdienten, lange nicht zugeben wollten, trotz massivem Druck der Ärzte. Klingt absurd und ist doch wahr.)
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