Seit gut einem Monat stehen sie an diversen Ecken in Zürich und ziehen neugierige Blicke auf sich: Die ausleihbaren Elektro-Trottinetts des US-Unternehmens «Lime». Per App können sie entriegelt und gefahren werden. Einmal am Boden abtreten genügt, um davonzubrausen.
Nachdem Lime im Dezember vergangenen Jahres rund 500 Velos (Lime Bikes) in der Stadt Zürich platzierte, zog es Mitte Juni mit einer Elektro-Trottinett-Flotte nach. In den USA hat das Unternehmen die E-Roller bereits vor einem halben Jahr auf die Strassen gebracht. Zürich war nun die erste Stadt in Europa, in der die Trottinetts versuchsweise zum Einsatz kamen.
Und eine erste Bilanz zeigt: Das neue Gefährt kommt bei den Zürchern gut an. So gut, dass Lime das E-Trottinett noch vor August definitiv einführen will und dazu die Flotte auf 250 Gefährte aufstockt.
«Wir sind sehr zufrieden mit der Testphase. Die Auswertungen zeigen, dass die Geräte an guten Tagen etwa zwölf Mal ausgeliehen werden», sagt Roman Balzan, Sprecher von Lime in der Schweiz. Zu Beginn sei das neue Produkt als spassiges Gadget gebraucht worden. Inzwischen benützten es Pendler, die damit morgens vom Bahnhof zum Büro fahren, Touristen, die damit Sightseeing machen und am Abend Innenstädter, die damit zum See fahren.
Geortet werden kann das E-Trottinett über die App, die den Standort des nächsten Geräts auf dem Smartphone anzeigt. Um es entriegeln zu können, muss eine Kreditkarte hinterlegt werden. Das Entriegeln kostet einen Franken, die Fahrt 20 Rappen pro Minute.
Das Elektro-Trottinett können nach Gebrauch theoretisch an jedem beliebigen Ort abgestellt werden. Lime empfiehlt aber die vorgesehenen Hubs – Parkstellen, die auch in der App gekennzeichnet sind. Doch nach Hause nehmen, darf man es nicht. Denn am Abend sammelt ein Operationsteam sämtliche Geräte ein, bringt sie in ein Wartungszentrum, wo der Akku über Nacht aufgeladen wird. Am Morgen verteilt das Team die Roller jeweils wieder in der Stadt. «Wenn wir bemerken, dass ein E-Trottinett eingeschlossen ist, haben wir die Möglichkeit, den letzten User zu kontaktieren», sagt Balzan. Bisher habe es jedoch keine derartige Probleme gegeben. Selbst wenn: Sobald der Akku des Trottinetts entladen ist, ist das Gerät für den Nutzer wertlos.
E-Trottinetts erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern. Das ist nicht ganz ungefährlich, vor allem weil viele Nutzer den Roller als Fun-Gerät sehen und dabei vergessen, dass bei dessen Benutzung dieselben Verkehrsregeln wie bei einem Velo gelten: das Fahren auf dem Trottoir ist verboten und kann mit mit 40 Franken gebüsst werden. Eine Helmpflicht besteht laut Stadtpolizei Zürich allerdings nicht. Bisher habe man dort von den ausleihbaren E-Trottinetts nicht viel mitbekommen, heisst es auf Anfrage. Unfälle seien noch keine gemeldet worden.
Gut für die Betreiber. Denn nach Zürich sollen die Elektro-Trottinetts auch in andere Städte eingeführt werden. «Es gibt Überlegungen dazu», sagt Balzan, will aber nicht konkreter werden.
Nach dem Flop des Singapurer Bike-Sharing Unternehmen oBike und dem Erfolg der LimeBike-Trottinetts steht die Frage im Raum: Werden nun auch andere auf den Trend aufspringen? Das sei nicht geplant, heisst es bei PubliBike. Vielmehr werde auf die E-Bikes gesetzt, die fünfzig Prozent der Zürcher Flotte ausmachen.