Der grösste Schweizer Telekomkonzern gründet eine eigene E-Sports-Liga. Dabei arbeite man mit dem weltgrössten E-Sports-Unternehmen ESL zusammen, gab die Swisscom an der dreitägigen Gaming- und Fantasymesse «HeroFest» in Bern bekannt.
Mit der Swisscom Hero League wolle man zum einen dem E-Sport eine professionelle Plattform bieten und ihn zum anderen der breiten Bevölkerung zugänglich machen, erklärte Marketingchef Michel Siegenthaler. Neben einer Profiliga solle es auch eine Plattform für Gelegenheitsspieler geben.
Gaming sei mittlerweile ein Volkssport in der Schweiz. Über drei Millionen Menschen würden regelmässig am Computer, an einer Konsole oder auf mobilen Geräten spielen. E-Sport sei eine der am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt, sagte Siegenthaler. Will heissen: E-Sports ist ein Milliardengeschäft.
In Wirklichkeit geht es natürlich um Geld. E-Sports soll junge, Game-affine Menschen früh an die Marke Swisscom binden. Rivale UPC bringt E-Sports aus dem gleichen Grund schon seit 2017 auf die TV-Bildschirme (siehe Video).
Postfinance, die Basler Versicherung und Samsung engagieren sich ebenfalls im E-Sports und der FC St.Gallen und der FC Basel haben beispielsweise, wie die meisten grossen internationalen Clubs, ihre eigenen E-Sports-Teams.
Weltweit belaufe sich der Umsatz heuer auf 900 Millionen US-Dollar. Das sei ein Plus von 38 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr, sagte Swisscom-Marketingchef Siegenthaler. Diese Summe kommt allein beim E-Sport zusammen. Mit den Games dürfte der weltweite Umsatz in diesem Jahr auf über 138 Milliarden Dollar steigen.
Professionelle Schweizer E-Sportler, die (gut) davon leben können, gibt es noch nicht. «Aktuell kann meines Wissens kein Schweizer Athlet vom E-Sport leben, wie etwa in Südkorea – dem Mekka von E-Sports», sagt der Schweizer E-Sports-Papst Oliver Lutz.
In der Schweiz belief sich der Umsatz mit Videospielen im vergangenen Jahr auf 570 Millionen Franken. Wie viel davon auf den hiesigen E-Sport entfiel, kann Siegenthaler auf Anfrage nicht sagen.
Die Computerspiele seien unterdessen in der Mitte der Gesellschaft angekommen und breit akzeptiert. Das Gaming stecke in der Phase der Professionalisierung, sagte Siegenthaler. Im Ausland würden ganze Hallen mit Gameanlässen gefüllt.
Professionelles Gaming setze erstklassige Infrastruktur voraus. «Da sind wir prädestiniert», sagte Siegenthaler. Dazu holt sich die Swisscom die deutsche Firma ESL ins Boot, die weltweit Spielturniere veranstaltet. ESL übernehme die Infrastruktur für die Schweizer E-Sports-Liga, die Server und die In-Game-Verkäufe.
Die Swisscom kümmere sich um die Vermarktung und die Auswahl von Spielen, sagte Siegenthaler. Klar ist auch, dass die Swisscom Partnerfirmen sucht, die Schweizer E-Sports-Teams sponsern.
Logisch. Nach UPC bringt auch Swisscom den E-Sport ins Fernsehen. Und es geht schon sehr bald los.
Ab November starte die neue Liga. Gespielt werde online an Wochenenden. Die Qualifikation dauere bis Januar. Danach beginnen die Ausscheidungsspiele.
Das Finale finde im Mai statt. Der Austragungsort sei noch nicht bestimmt, sagte Siegenthaler.
Zur Auswahl stehen vorerst drei Spiele: «League of Legends», «Hearthstone» und «Clash Royale».
Dabei handelt es sich um Strassenfeger: 60 Millionen Menschen hätten im vergangenen Jahr weltweit die Finalspiele der Weltmeisterschaft von «League of Legends» verfolgt, sagte Siegenthaler. Das Schlachtenspiel, bei dem zwei Mannschaften darum kämpfen, den gegnerischen Nexus (ein Hauptgebäude) zu zerstören, gilt als beliebtestes Spiel der Welt im E-Sport.
Derzeit geht die diesjährige Weltmeisterschaft von «League of Legends» in Südkorea mit 16 Teams in die entscheidende Phase. Das Land ist das Mekka des E-Sports. Die Finalspiele werden in der Stadt Incheon in einem Stadion ausgetragen, das für die Fussball-WM 2002 gebaut worden war.
Von solchen Dimensionen ist man in der Schweiz weit entfernt. Wir sind quasi ein E-Sports-Entwicklungsland.
Bei der neuen E-Sports-Liga erhalten die ersten drei Teams bei «League of Legends» ein Preisgeld von 10'000 Franken. Bei den anderen beiden Spielen sind es je 3000 Franken.
Der hiesige Markt sei erst in Entwicklung. Von den drei Millionen Gamern in der Schweiz dürften etwa 300'000 bis 500'000 die drei Games der neuen E-Sports-Liga spielen, schätzte Siegenthaler.
Was das ganze Engagement den Mobilfunkanbieter koste, wollte Swisscom nicht sagen. Die Summe dürfte aber signifikant sein. Postfinance etwa finanziert ihr eigenes E-Sports-Team mit 400'000 Franken. Bei Swisscom dürften die Ausgaben für die eigene Liga deutlich höher sein.
Ob es einmal eine Zusammenarbeit mit anderen E-Sport-Ligen in der Schweiz geben werde, sei noch offen. «Wir können uns das durchaus vorstellen», sagte Siegenthaler.
(oli/awp/sda)
Aber Crash Royale? wtf...
Was ist mit Counter-Strike? FIFA? oder sogar CoD oder Battlefield? Zumindest was mich betrifft Games welche man auch als Zuschauer gerne anschaut... aber Handygames oder Kartenspiel? lol