Ich liebe Männer. So sehr, dass es für mich absolut okay ist, mir für sie (und logisch, für mich selber) ständig die Beine zu rasieren, Herzklopfen zu haben, auf SMS/Anrufe zu warten und die mühsame Bürde des ersten Sex zu nehmen.
So weit, so aufregend.
Nach Linus aber, der mein WC in einen Albtraum verwandelte und nach Ronny, der nicht nur mit mir, sondern auch mit einem Mann zusammen sein wollte, brauche ich jetzt ein kleines bisschen Abstand vom anderen Geschlecht.
Also datete ich mich vergangenes Wochenende zur Dating-Primetime am Samstagabend selber. Mein Tête-à-tête mit mir selber beginnt schon wunderbar: Ich dusche nicht. Wasche meine Haare nicht. Und rasiere schon gar nicht meine Beine. Schminke lasse ich auch Schminke sein.
Auch verzichte ich mit bestem Gewissen drauf, mich in Skinny Jeans zu zwängen, die ich meist nur dann zukriege, wenn ich mich auf den Rücken lege, auf das atmen verzichte plus den Bauch einziehe. Heute entscheide ich mich für die sehr ausgeleierte Jogginghose, einen Hoodie, von Oma gestrickte Wollsocken und – das beste – keinen BH.
Zum Znacht gibt's ein Festmahl. Teigwaren mit Ketchup und Wienerli (Sorry, Sven! ) Fast noch geiler ist mein Dessert: Schoggi-Joghurt aus der Dose. Essen tu ich, logisch, vor dem Fernseher. Ich schaue «Swiss Dinner» auf Tele Züri. Ich könnte gerade nicht glücklicher darüber sein, dass ich die Alleinherrscherin meiner Fernbedienung bin.
Kurz überlege ich, ob ich mich in ein Disco-Outfit schmeissen und tanzen gehen soll. Ich entscheide mich dagegen. Drehe dafür aber die Musik daheim auf. Das ist der Vorteil, wenn du in einem Quartier wohnst, in dem alle und alles laut ist: Es stört niemanden, wenn du Samstag nach 22 Uhr zu «Smooth Criminal» von Michael Jackson den Moonwalk übst, während du die Rundbürste als Mikrophon missbrauchst.
Und wieder könnte ich es nicht besser finden, mein eigener DJ an meiner eigenen Party zu sein. Ich tanze zu Jackson, Ricky Martin, Eminem und zu Lo & Leduc. Kurz vor Mitternacht brauche ich eine Pause. Also flätze ich wieder aufs Sofa. Im Schoss die Pfanne mit den Resten der Ketchup-Spaghetti.
Wie grandios das Leben doch ist. Und die Ruhe. Abgesehen von ein paar Push-Meldungen ist auf meinem Handy nämlich gar nichts los. Die eine SMS von Cleo «Wo bsch chumm da!» ignoriere ich.
Nun ist mir nach ein bisschen Liebe machen. Mit mir selber. Die einzige Entscheidung, die ich treffen muss: Vibrator oder Hand? Der Vibrator gewinnt. Ich komme, rauche eine Zigi, komme noch einmal und rauche noch eine Zigi.
Dann stalke ich die Instagram-Accounts meiner Ex-Freunde und meiner Ex-Liebschaften. Der eine surft gerade auf Bali, ein anderer ist irgendwie abgedriftet und postet Poesie, die mir peinlich ist. Ein weiterer ist Papi. Zweifacher. Hui, lieber er als ich.
Derweil ist es kurz nach ein Uhr. Mein Handy piepst. Suff-SMS-Sandro. Er ist gerade in der Nähe. Und will vögeln. Ich schick ihm ein Foto meines Vibrators und teile ihm mit, dass dieser den Job bereits erledigt hat.
(Prost auf den Vibrator!)
Zum krönenden Abschluss meines Ego-Dates krieche ich mit einem Glas Wein unter die Decke. Nun ziehe ich mir zum gefühlt 176ten Mal «In den Schuhen meiner Schwester» rein. Und wie ich wegen des Filmes so Rotz und Wasser heulend da sitze, könnte ich gerade nicht zufriedener mit meinem Date, meinem Leben und mir sein.
Pieps.
Suff-SMS-Sandro zum Zweiten: «Nur rashc untr dein Tischi fassen? yolo, sahen die Kids heute. Sag ja!»
Ich sage «Ja».
Ein paar Minuten später steht Sandro vor meiner Türe, ich lupfe den Hoodie, er fasst mir an die Brüste – und geht.
Einen perfekteren Date-Abschluss kann ich mir nicht wünschen.
Und zur Feier des Abends verzichte ich sogar für einmal aufs Zähne putzen.
Hach, how much I love you, liebes Singleleben!
Adieu,
Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch