Nahost: Erstmals seit 2007 besucht ein ägyptischer Aussenminister Israel

Nahost: Erstmals seit 2007 besucht ein ägyptischer Aussenminister Israel

10.07.2016, 16:32

Israel und sein Nachbarland Ägypten rücken politisch immer näher zusammen: Erstmals seit fast einem Jahrzehnt besuchte ein ägyptischer Aussenminister am Sonntag wieder den jüdischen Staat.

Sameh Schukri forderte in Jerusalem die Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen in Nahost. «Israel und die Palästinenser leiden seit Jahrzehnten unter ihrem Konflikt», sagte er bei einem Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. «Die Vision einer Zwei-Staaten-Lösung ist nicht unrealistisch», betonte Schukri. Am Dienstag befasst sich der UNO-Sicherheitsrat mit dem Nahost-Konflikt.

Nach dem Gaza-Krieg 2012 war das Verhältnis zwischen Israel und Ägypten abgekühlt, zuletzt kamen beide Seiten sich jedoch deutlich näher. Schukri wollte mit Netanjahu über Wege zu neuen Friedensgesprächen mit den Palästinensern sprechen. Vor knapp zwei Wochen hatte er auch die Palästinenserführung in Ramallah besucht.

Der Status quo könne nicht weitergehen, betonte der Ägypter. «Das Leid der Palästinenser wird immer schlimmer.» Ein Frieden zwischen Israel und den Palästinensern könnte dagegen eine Beruhigung der gesamten Region bewirken, erklärte Schukri.

Nur direkte Gespräche erwünscht

Israel lehnt eine französische Friedensinitiative ab, die neuen Gesprächen einen internationalen Rahmen geben will. «Ich rufe die Palästinenser dazu auf, dem Beispiel von Ägypten und Jordanien zu folgen und direkte Friedensgespräche mit Israel aufzunehmen», sagte Netanjahu.

Die Palästinenser haben den Pariser Plan begrüsst, direkte Verhandlungen mit Israel halten sie hingegen für aussichtslos. Die letzten Friedensverhandlungen zwischen beiden Seiten unter US-Vermittlung waren vor mehr als zwei Jahren gescheitert.

Letzter Besuch 2007

Zuletzt hatte 2007 ein ägyptischer Aussenminister Israel besucht. Ägypten vereinbarte 1979 als erstes arabisches Land einen Friedensvertrag mit Israel, seitdem herrschte ein «kalter Frieden» zwischen den Nachbarländern.

Aus Protest gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen 2012 zog der islamistische ägyptische Präsident Mohammed Mursi den Botschafter seines Landes aus Israel ab. Ein Jahr nach Mursis Sturz 2013 wurde Armeechef Abdel Fattah Al-Sisi ägyptisches Staatsoberhaupt, unter seiner Führung verbesserten sich die Beziehungen. Zu Jahresbeginn entsandte Ägypten wieder einen Botschafter nach Israel. (sda/dpa)

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