Der Traum von «Danish Dynamite reloaded» lebt: Auf den Tag genau 29 Jahre nach dem sensationellen Gewinn des EM-Titels im Final gegen Deutschland hat Dänemark zum ersten Mal seit 1998 wieder ein K.o.-Runden-Spiel an einem grossen Turnier gewonnen.
Beim 4:0 gegen Wales spielten die Dänen ähnlich gross auf, wie damals beim 4:1-Sieg gegen den damaligen Publikumsliebling Nigeria. Nach einem harzigen Start dominierte das Team von Kasper Hjulmand von A bis Z und verdiente sich die Viertelfinal-Qualifikation auf der ganzen Linie.
Auch wenn die Dänen zum ersten Mal nicht in Kopenhagen auflaufen konnte, war der Jubel nach Spielschluss bei den Spielern und den vielen mitgereisten Fans grenzenlos. Den Sieg widmeten Jannik Westergaard und Co. natürlich Christian Eriksen, der sich das Spiel nach seinem im ersten EM-Gruppenspiel erlittenen Herzstillstand zuhause im TV ansah.
Matchwinner für die Dänen wurde Kasper Dolberg, der die ersten beiden Treffer erzielte. Der 23-jährige Stürmer galt einst als kommender Superstar, doch die hohen Erwartungen konnte er bislang nicht erfüllen. Auch die EM schien für den Spieler von OGC Nizza zur Enttäuschung zu werden: In der Vorrunde kam er lediglich im letzten Gruppenspiel gegen Russland als Joker zum Einsatz. Und auch gegen Wales hätte Dolberg wieder zuschauen müssen, wenn Yussuf Poulsen, die Nummer 1 im Sturm, nicht wegen einer Verletzung kurzfristig hätte passen müssen.
Dass die Partie ausgerechnet in Amsterdam stattfand, machte den Abend für Dolberg noch etwas spezieller. Schliesslich spielte der 1,86 Meter grosse Angreifer drei Jahre für Ajax. «Es ist verrückt und etwas surreal», sagte Dolberg dem TV-Sender DR nach dem Schlusspfiff. «Ich weiss nicht wirklich, wie ich mich fühle. Genau hier hat alles angefangen. Es ist der Wahnsinn.»
Dass die Dänen im Viertelfinal stehen, grenzt eigentlich an ein Wunder. Nach dem 0:1 gegen Finnland und dem 1:2 gegen Belgien drohte bereits nach der Gruppenphase das Aus. Gegen Russland war ein Sieg mit drei Toren Unterschied nötig, um sich für die K.o.-Runde zu qualifizieren, was dann auch prompt gelang. Beim 4:1-Sieg ging das Runde endlich ins Eckige, nachdem man in den ersten beiden Spielen 43 Abschlüsse für ein mickriges Tor gebraucht hatte.
Denmark's first two games at Euro 2020: 43 shots, 1 goal
— The Analyst (@OptaAnalyst) June 26, 2021
Denmark's last two games at Euro 2020: 32 shots, 8 goals#DEN #Euro2020 pic.twitter.com/Nr7167OKx0
Bei den Walisern sass der Frust nach dem enttäuschenden Spiel und dem damit verbundenen EM-Aus natürlich tief. Nach der 0:4-Pleite gegen Dänemark musste Captain Gareth Bale zum Interview antraben. Am Spielfeldrand beantwortete Bale zuerst die üblichen Fragen zum Spiel. Gewohnt professionell erklärte er: «Wir haben ganz gut angefangen, aber dann haben wir das Gegentor gefangen. Das war nicht das, was wir uns vorgenommen hatten.»
Doch die letzte Frage brachte bei Bale den Kragen zum Platzen: «Ich weiss, die Frage wurde gestern schon gestellt. Aber war das heute Ihr letztes Spiel im walischen....» – weiter kam der Interviewer nicht. Bale schüttelte den Kopf und brauste wütend davon. Hintergrund: Immer wieder gab es zuletzt Spekulationen um seine Zukunft in der Nationalmannschaft. Vor dem Turnier erklärte der Superstar, dass er eine Entscheidung getroffen habe und diese nach dem Turnier bekannt geben werde. Offenbar war das Interview nach dem Ausscheiden für ihn aber noch nicht «nach der EM».
Wales captain Gareth Bale reflects on a disappointing loss to Denmark and sensationally walks off when asked about his international future. #beINEURO2020 #EURO2020 #WALDEN
— beIN SPORTS (@beINSPORTS_EN) June 26, 2021
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Nicht nur mit der Frage des Reporters war Bale nicht zufrieden, auch die Leistung des Schiedsrichters kritisierte der Captain der «Drachen». Vor dem wegweisenden 0:2 wollte Bale ein Foul an Teamkollege Kieffer Moore gesehen haben. «Das war ein Foul, aber der Schiedsrichter war von den vielen Dänemark-Fans hier im Stadion beeinflusst», so der walisische Teamleader. Unrecht hatte Bale damit sicher nicht. Das Einsteigen von Dänemarks Captain Simon Kjaer hätte man durchaus pfeifen können.
Leider werden in der Schweiz noch viel zu oft solche Aktionen durch den VAR geprüft, was einfach nur falsch ist.