Rund eine Woche vor Beginn der Weltklimakonferenz in Glasgow ist die Klimastreikbewegung am Freitag auch in der Schweiz auf die Strasse gegangen. Mit den Demonstrationen will die internationale Bewegung den Druck auf die Regierungen erhöhen, «endlich zu handeln» und die notwendigen Massnahmen zur Einhaltung der Klimaziele zu ergreifen.
In Bern nahmen nach Angaben der Organisatoren 3500 Personen an der Kundgebung teil. Auf Transparenten stand unter anderem «Netto Null bis 2030 ist möglich» oder «Lifere nid Lafere». Die mehrheitlich jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten versammelten sich zunächst auf dem Bundesplatz. Sie zogen darauf singend und Parolen skandierend durch die Berner Altstadt zurück vor das Bundeshaus, wo die heutige Politik symbolisch ausgebuht wurde.
An der Kundgebung und in Reden wurden soziale und ökologische Klimaschutzmassnahmen eingefordert. Diesen Sommer seien die weltweiten Auswirkungen der Klimakrise mit Überflutungen und Waldbränden deutlich spürbarer geworden, hiess es. In Biel nahmen laut den Organisatoren 200 Personen an einer Kundgebung teil.
In Basel versammelten sich am frühen Abend rund 200 Personen im De-Wette-Park. Die Klimakrise sei in vollem Gang, sagte eine Rednerin. Nötig seien konkrete Massnahmen der Politik und keine Lippenbekenntnisse. Weitere Demonstrationen und Veranstaltungen gab es unter anderem auch in Bellinzona und Neuenburg.
In Genf beteiligten sich rund 2000 Personen an einer Demonstration durch die Stadt bis vor den Uno-Sitz, wie eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA beobachtete. Dieser symbolische Ort sollte nach Angaben der Organisatoren den neusten Bericht des Weltklimarats IPCC in Erinnerung rufen. Der IPCC warnte damit im Sommer vor künftigen Extremwetterereignissen mit einer Häufigkeit und Heftigkeit, wie sie noch nie aufgetreten seien.
Gemäss Weltklimarat ist aber das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen noch erreichbar, wenn die Emissionen von Treibhausgasen ab sofort stark reduziert würden.
Gleichzeitig mit den Kundgebungen in der Schweiz fanden nach Angaben der Klimabewegung Fridays for Future auch an Hunderten weiteren Orten auf der Welt Proteste statt, darunter in Stockholm und Berlin.
Die 26. Uno-Klimakonferenz startet am 31. Oktober im schottischen Glasgow. Die Weltgemeinschaft steht in der Kritik, weil viele Staaten ihre Hausaufgaben zum Klimaschutz nicht gemacht haben. Deshalb bleibt gemäss Expertinnen und Experten das 2015 mit dem Klimaabkommen in Paris gemeinsam gesteckte Ziel in weiter Ferne, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.
Von der Schweiz erwartet die Klimastreikbewegung, dass sich der Bundesrat für ambitionierte internationale Massnahmen einsetzt und die Emissionen im Inland rapide reduziert. (sda)