«Star Wars». Das Filmevent des Jahres – wenn auch nur ganz knapp vor «Frozen». Bevor ich am Dienstagmorgen ins Kino für die Pressevisionierung ging, hatte ich keine speziellen Erwartungen. Höchstens vielleicht, wie Disney den Scherbenhaufen, den es bei den Fans angerichtet hat, wieder zusammenkehren möchte.
Die Antwort darauf würde ich euch gerne geben, doch da gibt es ein riesiges Problem: Spoiler. Bereits Disney ist im Vorfeld paranoider als Gollum, der um seinen Ring fürchtet. Mehrmals werden wir ermahnt, nicht zu spoilern.
Thank you Captain Obvious. Okay.
Die Pressevorführung wird dann gerade einmal einen halben Tag vor den ersten Vorführungen (um Mitternacht) anberaumt. Und selbstverständlich müssen wir beim Einlass alle unser Handy abgeben. Das gibt es sonst bei fast keinem anderen Film.
Es zeigt, dass für Disney viel auf dem Spiel steht. Der letzte Teil der Skywalker-Saga muss einiges beheben, was «Episode 8» in den Augen vieler Fans verbrochen hat. Gleichzeitig muss der letzte Teil einen befriedigenden Abschluss für eine der grössten Sagas der Filmgeschichte finden. Kann das gut gehen? Zumal J. J. Abrams wieder Regie führt. Im Abschliessen von tollen Geschichten hat er ein eher durchzogenes Portfolio.
*hüstel* «Lost» *hüstel*
Nun muss ich also über einen Film schreiben, den Hardcore-Fans sowieso gucken, egal was ich schreibe. Oder sie lesen diesen Text erst gar nicht, weil, ihr wisst ja: Spoiler!
Also könnte ich hier eigentlich auch über etwas vollkommen anderes schreiben und kaum jemand würde es mitbekommen. Zum Beispiel über Spaghetti Carbonara mit Rahm. Einfach, um unseren Food-Baroni etwas zu ärgern.
@Baroni: Falls du das liest: Ich bereue nichts!
Ich werde mich jetzt aber zusammenreissen und etwas über den Film schreiben, das nicht spoilert. Doch was spoilert nicht? Für manche ist es schon ein Spoiler, wenn ich erwähne, dass in «Episode 9» ein X-Wing vorkommt. Irgendjemand fühlt sich einfach immer gespoilert!
Aber irgendwie muss ich ja mit euch über den Film reden – will ich mit euch über den Film reden. Denn es gibt sehr viel zu bereden. Fragen über Fragen, die diskutiert werden wollen. Aber eben. Spoiler. Also versuche ich, irgendwie um die Spoiler herumzuschreiben, ohne, dass der Text danach inhaltslos wird.
Würde ich auch den klitzekleinsten Spoiler weglassen, müsste ich wohl sowas in dieser Art schreiben:
Ah, Moment! Das wäre ja schon ein Spoiler! Seufz.
Die Spoiler-Phobie geht so weit, dass gewisse Leute in der Redaktion nicht mehr mit mir reden. Ja, ich meine unter anderem dich, Emily National!
Gut, gut. Für alle, die nun den Mut aufbringen, habe ich ein ganz kurzes Review geschrieben. Ich habe mich dabei auf das wirklich Wesentliche beschränkt, um nichts zu verraten.
Spoilergrad: eigentlich keine. (Aber einige von euch sehen das vermutlich anders.)
«Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers» macht in etwa das, was «Episode 7» schon gemacht hat. Damit meine ich nicht, dass «Eine neue Hoffnung» kopiert wird, sondern, dass man auf (vermeintlich) sichere Werte setzt. Bei der Story geht man keine Risiken ein und rührt stattdessen mit der grössten Nostalgiekelle an, die man in den «Star Wars»-Archiven finden konnte. Gleichzeitig versucht der Film sich auch etwas von «Episode 8» zu distanzieren – mal weniger mal sehr offensichtlich. Das wird einigen sicher gefallen, wirkt aber auch fast etwas verzweifelt, denn man will den Fans um jeden Preis gefallen.
Der Preis ist in diesem Fall die Geschichte, die nun sicher etwas mehr hergibt, als noch der vorherige Film, aber insgesamt auch eher dünn ist. Viele Elemente erinnern an die bisherigen Filme und «Episode 9» wird dann auch nicht müde, die vorherigen Teile zu zitieren. Eine Hommage hier, ein Easter Egg da, garniert mit dem einen oder anderen Querverweis. Dabei kommen vor allem die Episoden eins bis sechs zum Zug, aber beispielsweise auch «Rogue One» (wenn man gut aufpasst).
«Star Wars»-Fans, die gerne in den guten alten Zeiten schwelgen, werden den Film lieben, denn vermutlich wird man selbst nach dem dritten, vierten Mal gucken noch Neues entdecken. So lässt einem «Star Wars 9» noch einmal die ganze Saga der Skywalkers durchleben, bevor es dann definitiv endet. Wer sich aber daran gestört hat, dass «Episode 7» zu viel von «Eine neue Hoffnung» kopiert hat, wird sich vermutlich auch ab «Der Aufstieg Skywalkers» stören. Inhaltlich kann man den Film also als liebevolle Retrospektive an das «Star Wars»-Universum sehen oder auch als ideenloses Moodboard der vorherigen Filme.
Wer sich von der ganzen Nostalgiekiste nicht einwickeln lässt, wird mit einem Film konfrontiert, der zwar okay ist, aber einem auch nicht wirklich mitreisst. Stellenweise wirkt die Geschichte etwas gar konstruiert und interessante Ansätze werden nicht genutzt. Vor allem bei zwei Story-Elementen haben die Autoren wohl von einem x-beliebigen Heist-Movie-Drehbuch abgeschrieben. Dann gibt es da noch die eine oder andere kreative Entscheidung, bei der zumindest ich etwas Mühe hatte. Leider kann ich euch nun natürlich nichts darüber verraten, ohne euch übel zu spoilern.
Immerhin werden die wichtigsten Fragen beantwortet, vor allem einige Fragezeichen in Reys Lebenslauf werden ausradiert. (Nein, das ist kein Spoiler). Dooferweise wirft der Film aber auch die eine oder andere Frage auf, die wohl nun auf immer und ewig unbeantwortet bleiben wird. Immerhin haben die Fans so genügend Gesprächsstoff. Vielleicht liefert uns Disney die eine oder andere Antwort in einer der kommenden Live-Action-Serien.
Unter dem Strich ist «Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers» Fanservice. Das beeinflusste sogar die Screentime gewisser Darsteller, was einigen Fans aber sicher gefallen wird. Leider wirkt sich Fanservice eben nicht automatisch gut auf die Geschichte aus. Damit erinnert «Star Wars 9» etwas an «Avatar»: Nimm die Effekte und Wow-Momente weg, und was übrig bleibt, ist ein eher mittelmässiger Film. Vielleicht klappt diese Taktik aber tatsächlich, und der letzte Teil kann die gesamte neue Trilogie über die Ziellinie der Fanakzeptanz retten. Oft bleibt am Ende ja nur der letzte Eindruck haften.
PS: Vor allem eine Szene dürfte die Diskussionen rund um «Star Wars 9» dominieren. Ich würde sie euch sooo gerne spoilern. Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Zuschauerreaktionen aussehen.
«Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers» ist ab sofort im Kino. Freigegeben ist der Film ab 12 Jahren.
So, nun bin ich natürlich neugierig, wie ihr den Film findet. Wer also in den nächsten 48 Stunden in «Der Aufstieg Skywalkers» sitzt, soll mir danach ein kurzes Feedback in der Kommentarspalte hinterlassen.
Anmerkung zu den Kommentaren: Spoiler zu «Episode 8» werden freigeschaltet. Hättet ihr diesen Film nicht gesehen, wärt ihr wohl kaum hier drin. Spoiler zu «Episode 9» werden logischerweise NICHT freigeschaltet, ausser, sie enthalten eine vor dem Text eine Spoilerwarnung. Zum Beispiel sowas:
###Spoilerwarnung ###
Chewbacca ist ein Wookie 😮