Damit hat in Deutschland trotz dem frühen WM-Aus niemand gerechnet: Am Samstag ging Deutschland in Holland 0:3 unter. Es hagelte massivste Kritik – und es droht der Abstieg in die B-Liga. Eine Reaktion der Deutschen ist gefordert. Der Gegner im Stade de France ist allerdings der schwerstmögliche, nämlich der Weltmeister. Den deutschen Spielern und dem Trainer ist der «Ernst der Lage» bewusst.
M-A-T-C-H-D-A-Y 🇫🇷🇩🇪
— Die Mannschaft (@DFB_Team) 16. Oktober 2018
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«Wir haben in der Gruppe nichts mehr zu verlieren. Wir können nur noch gewinnen. Wir wollen mutig und mit Dynamik nach vorne spielen», so Bundestrainer Joachim Löw. Manuel Neuer, der Goalie und Captain des Teams, hofft, dass «wir das Spielglück wieder auf unsere Seite holen können».
Interessant wird sein, wie Löw seine Elf aufstellt. Wie die Bild berichtet, fordert ein Grossteil der Mannschaft, dass Leroy Sané von Beginn an spielt. Der 22-jährige Flügel ist der talentierteste Fussballer Deutschlands, wurde von Löw aber vor der WM aus dem Kader gestrichen und stand auch seither nie in der Startelf.
Dem Bundestrainer wird vorgeworfen, den Neustart nach dem blamablen WM-Aus verpasst zu haben. Statt auf die jungen Wilden setze er lieber auf die formschwachen Weltmeister von 2014. Heute hat er wohl seine letzte Chance, sich dem öffentlichen Druck doch noch zu beugen.
Deutschland belegt in der Gruppe 1 bei Halbzeit des Pensums mit einem Punkt den letzten Platz hinter Frankreich (4 Punkte) und den Niederlanden (3). Mit einem Auswärtssieg in Frankreich wäre für die Deutschen sogar der Gruppensieg wieder möglich. Bei einer Niederlage rückt der Abstieg in die B-Liga näher. «Wir kennen den Ernst der Lage», versichert Neuer, «das Ziel lautet: drei Punkte. Aber man darf auch nicht ausser Acht lassen, dass wir nicht gegen ‹No Names› spielen.»
Gegner Frankreich ist glänzend besetzt und seit 14 Länderspielen ungeschlagen. Erfolgscoach Didier Deschamps feierte am Montag den 50. Geburtstag. Das Team will ihm einen weiteren Sieg schenken. Und die Kulisse wird stimmungsvoll sein; jedes Heimspiel des Weltmeisterteams garantiert derzeit in Frankreich ein gelungenes Fussballfest.
Les Bleus ont fêté les 50 ans de Didier Deschamps hier soir à leur hôtel ! 🎂#FiersdetreBleus pic.twitter.com/LoBAr5HdJo
— Equipe de France ⭐⭐ (@equipedefrance) 16. Oktober 2018
In Frankreich hat niemand Angst vor dem entthronten Weltmeister, Christophe Dugarry nimmt die DFB-Elf in einer Talksendung beispielsweise komplett auseinander. Die Deutschen hätten kein mentales Problem, sondern es mangle schlicht an Qualität, glaubt der Weltmeister von 1998.
«Ich denke dabei an Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng. Sie haben eine enorme mediale Macht, die es ihnen erlaubt, immer noch Stammspieler bei Bayern München und in der Nationalmannschaft zu sein, obwohl sie dafür nicht mehr das Niveau haben.»
Müller? «Seit vier oder fünf Jahren ist dieser Junge nicht gut. Um nicht zu sagen miserabel.» Boateng und Hummels? «Sie rennen einfach nicht. Wenn ich mir Boateng anschaue – er hat Holzbeine. Hummels genauso.»
Ganz anders die Gedankengänge in Deutschland. Nach dem WM-Desaster sagte die DFB-Spitze klar «Ja» zu Löw und nach der Kanterniederlage gegen die Niederlande wird der Bundestrainer weiter öffentlich in Schutz genommen. Löw selbst denkt nach zwölf Jahren nicht ans Abdanken. Es scheint fast so, als verkennen alle den Ernst der Lage.
Löw bleibt gelassen: «Ich kann Kritik einordnen», so der 58-jährige Schwabe. «Ich bin jetzt schon lange in dem Geschäft dabei. Und ich habe auch schon einige Dinge überstanden.» Ob er auch eine Niederlage gegen Frankreich überstehen würde, bleibt abzuwarten. (pre/sda)