Sport
Fussball

Nations League: Für Löw geht es um alles oder nichts

epa07095307 Germany's head coach Joachim Loew (C) leads his team's training session in Saint-Denis, outside Paris, France, 15 October 2018. Germany will face France in their UEFA Nations Lea ...
Löw schwört sein Team auf die schwierige Aufgabe gegen Frankreich ein.Bild: EPA/EPA

Löw vor Schicksalsspiel gegen Frankreich gelassen: «Wir können nur gewinnen»

Für Joachim Löw kommt es heute in der neuen Nations League zu einem kapitalen Duell: Das angeschlagene Deutschland gastiert bei Weltmeister Frankreich. Siegen oder fliegen – für den Bundestrainer könnte es um alles oder nichts gehen.
16.10.2018, 14:1816.10.2018, 14:28
Mehr «Sport»

Damit hat in Deutschland trotz dem frühen WM-Aus niemand gerechnet: Am Samstag ging Deutschland in Holland 0:3 unter. Es hagelte massivste Kritik – und es droht der Abstieg in die B-Liga. Eine Reaktion der Deutschen ist gefordert. Der Gegner im Stade de France ist allerdings der schwerstmögliche, nämlich der Weltmeister. Den deutschen Spielern und dem Trainer ist der «Ernst der Lage» bewusst.

«Wir haben in der Gruppe nichts mehr zu verlieren. Wir können nur noch gewinnen. Wir wollen mutig und mit Dynamik nach vorne spielen», so Bundestrainer Joachim Löw. Manuel Neuer, der Goalie und Captain des Teams, hofft, dass «wir das Spielglück wieder auf unsere Seite holen können».

Interessant wird sein, wie Löw seine Elf aufstellt. Wie die Bild berichtet, fordert ein Grossteil der Mannschaft, dass Leroy Sané von Beginn an spielt. Der 22-jährige Flügel ist der talentierteste Fussballer Deutschlands, wurde von Löw aber vor der WM aus dem Kader gestrichen und stand auch seither nie in der Startelf.

Dem Bundestrainer wird vorgeworfen, den Neustart nach dem blamablen WM-Aus verpasst zu haben. Statt auf die jungen Wilden setze er lieber auf die formschwachen Weltmeister von 2014. Heute hat er wohl seine letzte Chance, sich dem öffentlichen Druck doch noch zu beugen.

Deutschland belegt in der Gruppe 1 bei Halbzeit des Pensums mit einem Punkt den letzten Platz hinter Frankreich (4 Punkte) und den Niederlanden (3). Mit einem Auswärtssieg in Frankreich wäre für die Deutschen sogar der Gruppensieg wieder möglich. Bei einer Niederlage rückt der Abstieg in die B-Liga näher. «Wir kennen den Ernst der Lage», versichert Neuer, «das Ziel lautet: drei Punkte. Aber man darf auch nicht ausser Acht lassen, dass wir nicht gegen ‹No Names› spielen.»

Dugarrys Angriff auf Müller und Co.

Gegner Frankreich ist glänzend besetzt und seit 14 Länderspielen ungeschlagen. Erfolgscoach Didier Deschamps feierte am Montag den 50. Geburtstag. Das Team will ihm einen weiteren Sieg schenken. Und die Kulisse wird stimmungsvoll sein; jedes Heimspiel des Weltmeisterteams garantiert derzeit in Frankreich ein gelungenes Fussballfest.

In Frankreich hat niemand Angst vor dem entthronten Weltmeister, Christophe Dugarry nimmt die DFB-Elf in einer Talksendung beispielsweise komplett auseinander. Die Deutschen hätten kein mentales Problem, sondern es mangle schlicht an Qualität, glaubt der Weltmeister von 1998.

«Ich denke dabei an Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng. Sie haben eine enorme mediale Macht, die es ihnen erlaubt, immer noch Stammspieler bei Bayern München und in der Nationalmannschaft zu sein, obwohl sie dafür nicht mehr das Niveau haben.»

Dugarry greift die deutschen Ex-Weltmeister frontal an.
Dugarry greift die deutschen Ex-Weltmeister frontal an.bild: twitter

Müller? «Seit vier oder fünf Jahren ist dieser Junge nicht gut. Um nicht zu sagen miserabel.» Boateng und Hummels? «Sie rennen einfach nicht. Wenn ich mir Boateng anschaue – er hat Holzbeine. Hummels genauso.»

Löw will unbedingt weitermachen

Ganz anders die Gedankengänge in Deutschland. Nach dem WM-Desaster sagte die DFB-Spitze klar «Ja» zu Löw und nach der Kanterniederlage gegen die Niederlande wird der Bundestrainer weiter öffentlich in Schutz genommen. Löw selbst denkt nach zwölf Jahren nicht ans Abdanken. Es scheint fast so, als verkennen alle den Ernst der Lage.

epa07095282 Germany's head coach Joachim Loew attends a press conference in Saint-Denis, outside Paris, France, 15 October 2018. Germany will face France in their UEFA Nations League group A socc ...
Löw braucht dringend ein Erfolgserlebnis.Bild: EPA/EPA

Löw bleibt gelassen: «Ich kann Kritik einordnen», so der 58-jährige Schwabe. «Ich bin jetzt schon lange in dem Geschäft dabei. Und ich habe auch schon einige Dinge überstanden.» Ob er auch eine Niederlage gegen Frankreich überstehen würde, bleibt abzuwarten. (pre/sda)

Die grössten WM-Sensationen

1 / 13
Die grössten WM-Sensationen
Nordkorea gewinnt an der WM 1966 sensationell gegen Italien und kommt in den Viertelfinal. Dort ist Portugal mit dem überragenden Eusébio eine Nummer zu gross.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Unvergessene WM-Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bulwark
16.10.2018 14:36registriert April 2015
Mit der Aussage "Wir können nur gewinnen" bin ich überhaupt nicht einverstanden. Eigentlich kann "Die Mannschaft", abgesehen von der Partie selber nur verlieren.. Gespannt bin ich jedoch auf die Aufstellung, ob die jungen endlich die wohlverdiente Chance erhalten!
540
Melden
Zum Kommentar
avatar
Adumdum
16.10.2018 14:42registriert Juli 2014
Haha, Neuer: “Hoffen dass wir wieder das Spielglück auf unsere Seite bringen können“ 😊 „Man darf aber auch nicht ausser Acht lassen dass wir nicht gegen ‚No-Names‘ spielen“.

Wieso hört sich das alles so schräg an?? Der schlimmste Faktor ist immer die Lernresistenz...
531
Melden
Zum Kommentar
avatar
Alex Vause
16.10.2018 14:32registriert Juli 2018
Ich strenge mich zwar an, doch die Deutsche National 11 kann und will mir einfach nicht leid tun. Ist es die Natur eines Schweizers, oder die (meistens vorhandene) Arroganz der Deutschen, die mich daran hindern...?
4412
Melden
Zum Kommentar
10
«Wir dürfen weder naiv noch leichtfertig sein» – Olympia im Fadenkreuz von Terroristen
In 100 Tagen werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet. Vorfreude ist angesichts der unsicheren Weltlage nicht vorhanden.

Sommer, Sonne, Seine. Eigentlich wäre es als Schweizer Sport-Fan so grossartig, für einen kurzen Olympia-Trip nach Paris zu düsen. In nur vier Stunden befördert einen der TGV von Zürich in die Weltmetropole.

Zur Story