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Polizei in Belarus geht erneut brutal gegen Protestierende vor

Polizei in Belarus geht brutal gegen Protestierende vor

27.03.2021, 15:4428.03.2021, 15:05
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Begleitet von einem grossen Polizeiaufgebot hat es in Belarus (Weissrussland) vereinzelt neue Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko gegeben. Dabei gingen Sicherheitskräfte am Samstag bei Festnahmen teilweise brutal vor, wie Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Das Menschenrechtszentrum Wesna listete bis zum Abend die Namen von mehr als 170 Festgenommenen auf. In einem Video war zu sehen, wie schwarz gekleidete Einsatzkräfte einen Mann auf einer Wiese zu Boden drückten und Frauen dazwischen gingen.

Police patrol a street to prevent an opposition action to protest the official presidential election results in Minsk, Belarus, Saturday, March 27, 2021. Belarusian opposition has urged people to prot ...
Polizeipatrouille am Samstag in Minsk.Bild: keystone

In Aufrufen waren die Proteste zuvor noch als erste grössere Aktionen der Opposition in diesem Jahr angekündigt worden. In Medienberichten war zunächst jedoch keine Rede von Menschenansammlungen in der Hauptstadt Minsk oder anderen Städten. Die Opposition rief zu kleinen dezentralen Aktionen auf. Es seien wahllos Passanten etwa an Bushaltestellen festgenommen worden, hiess es. Darunter seien mehrere Medienvertreter gewesen, teilte der Journalistenverband mit.

Betroffen war auch ein Korrespondent der Deutschen Welle (DW). Nicholas Connolly sei am Nachmittag bei Dreharbeiten verhaftet und rund fünf Stunden festgehalten worden, teilte die Deutsche Welle am Samstagabend mit. Es sei bereits die zweite Festnahme Connollys innerhalb einer Woche gewesen.

Gefälschte Präsidentenwahl

Über den Winter hatte es keine grösseren Protestaktionen mehr gegeben – auch aus Angst vor Polizei-Gewalt. Erst am Donnerstag gingen zum sogenannten Tag der Freiheit erstmals wieder Hunderte Menschen gegen Lukaschenko auf die Strasse. Die Behörden sprachen von mehr als 200 Festnahmen. Ermittelt wurde danach zudem gegen Autofahrer, die aus Solidarität mit den Demonstranten auf der Strasse gehupt hatten.

Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August hatten Hunderttausende Menschen den Rücktritt Lukaschenkos und Neuwahlen gefordert. Die Polizei ging brutal gegen Demonstranten vor und nahm Zehntausende fest. Der als «letzter Diktator Europas» kritisierte Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Er stützt sich auf Russland als Verbündeten.

ARCHIV - Swetlana Tichanowskaja, Oppositionspolitikerin in Belarus (Wei
Swetlana Tichanowskaja, Oppositionspolitikerin in Belarus.Bild: sda

Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die von der Opposition als wahre Siegerin der Präsidentenwahl angesehen wird, warb am Samstag erneut für Verhandlungen mit der autoritären Führung unter internationaler Vermittlung. So könne ein «friedlicher Ausweg aus der Krise in Belarus» gefunden werden, schrieb sie bei Telegram.

Mehr als 750'000 Menschen hätten bereits auf einer eigens eingerichteten Online-Plattform für den Beginn solcher Verhandlungen gestimmt.

(sda/dpa)

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Erneut schwere Kämpfe im Norden Gazas – das Nachtupdate ohne Bilder
Im Norden Gazas flammen erneut heftige Kämpfe auf, Israels Armee tut sich schwer, die Region zu kontrollieren. Derweil treiben die USA den Bau eines temporären Hafens in Gaza voran. Hier ist das Nachtupdate.

Israels Streitkräfte haben sich im Norden des Gazastreifens, wo sie die Kampfeinheiten der islamistischen Hamas weitgehend aufgelöst hatten, erneut schwere Kämpfe geliefert. Die Armee habe ihre Einsätze im Norden sowie im zentralen Abschnitt des abgeriegelten Küstenstreifens intensiviert, berichtete die «Times of Israel» am Dienstag. Auch 200 Tage nach Kriegsbeginn wurden erneut Raketen aus Gaza auf Israels Grenzorte abgefeuert. Im Norden des abgeriegelten Küstengebiets droht laut Experten weiterhin eine Hungersnot. «Das Risiko einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen ist sehr hoch, insbesondere im Norden», sagte David Satterfield, Sonderbeauftragter von US-Präsident Joe Biden für humanitäre Fragen im Nahen Osten. Der von den USA angekündigte Bau eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern in das Küstengebiet wird nach Angaben des Pentagons bald beginnen. Derweil billigte der US-Kongress mit Zustimmung des Senats gut 26 Milliarden Dollar an Unterstützung für Israel, unter anderem für die Raketenabwehr. Rund neun Milliarden Dollar sind für humanitäre Hilfe gedacht, darunter für den Gazastreifen.

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