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Umbruch mit Erfolg – die ZSC Lions stehen vor entscheidenden Jahren

Zuerichs Torhueter Ludovic Waeber reagiert im ersten Eishockey Playoff-Halbfinalspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem Geneve-Servette HC am Sonntag 25. April 2021, im Zuercher Halle ...
Das Minimalziel haben die ZSC Lions in dieser Saison zwar erreicht, zufrieden kann man aber nicht sein.Bild: keystone

Umbruch mit Erfolg als grosses Ziel – die ZSC Lions stehen vor entscheidenden Jahren

Platz 5 in der Qualifikation, Halbfinal-Aus in den Playoffs gegen Servette: Objektiv gesehen haben die ZSC Lions in dieser Saison nicht erfüllt. Die Herausforderungen werden für den ZSC nicht kleiner.
30.04.2021, 12:37
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Noch um Weihnachten herum schienen die ZSC Lions nahtlos an die letzte Saison, als sie vor dem Meisterschaftsabbruch Qualifikationssieger waren, anknüpfen zu können. Nach dem Jahreswechsel klappte dann aber bei den Zürchern nicht mehr viel zusammen. «2021 haben wir nie und nimmer so gespielt, wie wir wollten», sagt Captain Patrick Geering schonungslos offen. «Da müssen wir uns an der eigenen Nase nehmen.» Zunächst ging der Cupfinal gegen den SC Bern verloren, dann rutschte man in der Tabelle bis auf Platz 5 ab.

Dies bescherte den Lions eine knüppelharte Viertelfinalserie gegen Lausanne, die physisch und mental enorm viel Substanz kostete. Diese fehlte gegen Servette. Mit Marcus Krüger, Marco Pedretti und Chris Baltisberger fehlten ausgerechnet drei der kräftigsten Spieler, so dass gegen einen sehr starken und soliden Gegner die Durchschlagskraft fast völlig fehlte (nur drei Tore in drei Spielen). Mit Justin Siegrist musste ein Center die zweite Linie führen, der zu Beginn der Saison noch nicht mal zu den vier Toplinien gehörte. Das kann für die Zukunft allerdings wertvoll sein.

Das Urteil des Sportchefs fällt deshalb etwas gnädiger aus, als das des Captains. «Gegen diese sehr komplette Mannschaft im Halbfinal auszuscheiden, ist sicher keine Schande», sagt Sven Leuenberger. Und in der Qualifikation sei zwar der Rang unbefriedigend, aber man habe nur zwei Punkte weniger geholt als vor einem Jahr. «In der Schule würde ich uns für die Saison wohl die Note 4,5 geben.»

Auch den Trainer mag Leuenberger nicht kritisieren. Rikard Grönborg kam vor zwei Jahren mit dem Rucksack des langjährigen Junioren- und Nationaltrainers (2 WM-Titel) in Schweden ins Hallenstadion, erlebte nun aber seine ersten Playoffs als Chef an der Bande. «Ich kann dem Trainer keinen Vorwurf machen. Wir waren nicht ideenlos und haben auch verschiedene Sachen probiert.»

Grönborg dachte in den Minuten nach dem Saisonende vor allem an die Spieler. «Sie waren mit Herz und Seele dabei», stellte der 52-jährige Schwede fest. «Wir haben es aber nie geschafft, das Momentum auf unsere Seite zu bringen.» Tatsächlich lagen die Zürcher in den drei Spielen gegen Servette nicht einmal in Führung.

Gefordert ist nun auch Leuenberger selber. Die ZSC Lions müssen aufpassen, dass sie den Umbruch in einer relativ alten Mannschaft nicht verpassen. Der SC Bern, wo der Ostschweizer bis vor 2017 beschäftigt war, kann als warnendes Beispiel dienen. Wobei Leuenberger relativiert: «Wenn du die Zitrone ganz auspresst und drei Titel holst, ist das ja auch nicht das Dümmste.» Er glaubt, dass sie in Zürich noch ein oder zwei Jahre Zeit hätten, um die Verjüngung zu schaffen. «In einer Grossstadt wie Bern oder Zürich wird ein Neuanfang nicht einfach so akzeptiert. Man versucht beides zu machen.» Den Umbruch einzuleiten und trotzdem Erfolg zu haben. «Das gelingt nicht immer», so der erfahrene Sportchef, der mit dem SC Bern vier und mit dem ZSC einen Meistertitel holte.

Budget eine Million tiefer

Die Mannschaft für nächste Saison steht im Wesentlichen. Drei Ausländerposition sind besetzt (Krüger, Noreau und Garrett Roe). Wenn Pius Suter wie erwartet in der NHL bleibt, darf der ZSC erneut fünf Ausländer einsetzen. Eines ist klar: «Das Budget wird knapp eine Million tiefer sein als diese Saison», sagt Leuenberger. Grund sind viele Unsicherheiten in der aktuellen Situation und die Aussicht auf die Einführung eines Financial Fairplay. Und dann steht ja auf die übernächste Saison der Umzug in die neue Halle in Altstetten an. Bis dann möchte Leuenberger mindestens wieder die Note Gut verteilen können.

Neuer Assistenztrainer für Grönborg
ZSC-Trainer Rikard Grönborg erhält einen neuen Assistenten. Der 53-jährige Schwede Peter Popovic wird seinen Landsmann in der kommenden Saison unterstützen. Zwischen 2016 und 2019 war das Duo für die schwedische A-Nationalmannschaft in derselben Konstellation tätig. Die Verpflichtung von Popovic kam zustande, weil der bisherige Assistenztrainer Tommy Samuelsson Zürich verlässt und als Headcoach bei HV71, das in Jönköping zu Hause ist, wirken wird.

(pre/sda)

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quelle: keystone / ennio leanza
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
30.04.2021 13:18registriert Oktober 2019
Gleich jetzt mit dem Umbau anfangen und dann übernächste Saison im neuen - hoffentlich dann vollbesetzten - Stadion Vollgas ZSC!

Das heikelste Thema wird aber die Goalie-Frage sein: Weiter mit Flüeler als nominelle Nummer eins und riskieren das erkannte Riesentalent Waeber zu verlieren? Den erfahreren und verdienten mehrfachen Meistergoalie zurückstellen und auf die Zukunft setzen? Beide gleichwertig abwechselnd einsetzen? Ich bin froh muss ich die Entscheidung treffen.
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Liebu
30.04.2021 14:54registriert Oktober 2020
Das mit der Verjüngung der Mannschaft sollte eigentlich kein Problem sein. Mit GCK und der ganzen Nachwuchsbewegung sind genügend Talente vorhanden.
Man müsste sie nur ins Team einbauen und ihnen Perspektiven geben. Im Moment verlassen viele junge Talente die Organisation und schliessen sich anderen NL Teams an.
Auch beim Gegner Genf standen mit Miranda und Karrer zwei junge Spieler, die ihre Wurzeln beim den Lions haben.
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