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Swiss Airlines hat sicherheitsrelevantes Problem – Mängel bei Wartung

ARCHIVBILD ZUR JACDEC-STUDIE DER SICHERSTEN AIRLINES DER WELT 2016 - A ground crew operator detaches a cable from a Bombardier C Series 100 aircraft prior to a demonstration flight in Mirabel, Quebec, ...
Probleme bei der Flugzeugwartung im Ausland beobachtet man bei der Swiss «mit wachsender Sorge».archivBild: AP

Die Swiss hat ein sicherheitsrelevantes Problem – und muss reagieren

Die Schweizer Airline sorgt sich über Mängel bei der Wartung ihrer Flugzeuge im Ausland. Das hat mit der ehemaligen Swissair-Tochter SR Technics zu tun.
30.03.2019, 17:1731.03.2019, 13:13
Benjamin Weinmann / ch media
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Rekordumsatz, Rekordgewinn, Rekordpassagierzahl: Als die Swiss vor zwei Wochen ihre Jahreszahlen den Medien präsentierte, stand in erster Linie die erfolgreiche Bilanz im Fokus. Zudem sprach Swiss-Chef Thomas Klühr über die Klima-Debatte und die Kapazitätsengpässe in Zürich und bei den Fluglotsen in Europa.

Doch es gibt ein weiteres Thema, das die Swiss-Führungscrew derzeit beschäftigt. Dass es bei der Medienkonferenz keine Erwähnung fand, überrascht nicht. Denn das Thema ist sensibel. Es geht um die Sicherheit.

Vor einigen Tagen hat die Lufthansa-Tochter intern über Probleme bei der Flugzeugwartung informiert, die man mit zunehmender Sorge beobachte.

Diese Zeitung hat Kenntnis von dem Schreiben. Wie verschiedene Quellen bestätigen, ist darin die Rede von mehreren, zum Teil gar sicherheitsrelevanten Qualitätsmängeln, zu denen es in den vergangenen Wochen bei den Unterhaltsarbeiten, den so genannten Maintenance-Checks, von Langstreckenmaschinen gekommen ist.

Sicherheitsrelevante Mängel ...

Kleinere Maintenance-Arbeiten werden zwar regelmässig von der Swiss in Eigenregie in Zürich durchgeführt. Doch für die grossen Checks, für welche die Swiss nicht lizenziert ist, müssen die Airbus-Flugzeuge, die Boeing-777- sowie die neue C-Series von Bombardier seit Herbst nach Ljubljana, Slowenien, und nach Amman, Jordanien. Zu den erwähnten sicherheitsrelevanten Mängeln ist es bei der jordanischen Firma Joramco gekommen.

... nach Abbau bei SR Technics

Der Grund, dass die grossen Checks nicht mehr in Zürich stattfinden, hat mit dem bisherigen Partner zu tun, der ehemaligen Swissair-Tochter SR Technics. Diese wurde 2016 vom chinesischen Konglomerat HNA übernommen.

Doch auch die Chinesen brachten die schrumpfende SR Technics nicht auf Wachstumskurs. Im Gegenteil. Vergangenen Herbst stellte sie die sogenannte «Base Maintenance» für grosse Checks ein. Hunderte Mitarbeitende in Kloten fielen der neuen Strategie der Chinesen zum Opfer. Die Stellenzahl von SR Technics in Zürich sank damit auf rund 1300. Vor 15 Jahren waren es noch 4200.

ARCHIVBILD ZUM STELLENABBAU BEI SR TECHNICS, AM MONTAG, 9. APRIL 2018 - Angestellte von SR Technics rollen am Montag, 7. Juli 2003, im Hangar in Glattbrugg einen Reifen fuer ein Swiss Flugzeug durch d ...
SR-Technics-Mitarbeiter rollen 2003 im Hangar in Glattbrugg einen Reifen durch die Halle.archivBild: KEYSTONE

Die Swiss sah sich in der Folge gezwungen, einen neuen Partner zu finden, der die grösseren Checks durchführen kann – und wurde in Slowenien und Jordanien fündig.

Die Frage, ob die nun kritisierte Firma Joramco zum Zug gekommen ist, weil in Jordanien die Kosten tiefer liegen würden, und weshalb nicht die konzerneigene «Lufthansa Technik» die Arbeiten übernimmt, beantwortet ein Swiss-Sprecher nicht.

Mehr Kontrolle nötig

In Swiss-Kreisen wird ein Grund für den angeblichen Mangel an Alternativen genannt. Denn der Branche fehle es an Unterhaltsfirmen, die qualitativ genügen. In den vergangenen Jahren hätten insbesondere in Westeuropa zahlreiche Betriebe schliessen müssen. Kurzfristig gebe es zum Anbieter Joramco in Amman schlicht keine Alternative, wie die Swiss intern kommuniziert.

Deshalb wurden diverse Massnahmen definiert, um mit der neuen Situation umzugehen. Dazu gehört, dass die Swiss während der Checks deutlich mehr eigene Leute nach Amman schickt, um die Arbeiten zu überwachen. Mittelfristig wird laut Insidern zudem geprüft, ob und wie stark man künftig auf die Dienste in Jordanien setzen wolle.

Welche Konsequenzen die Wartungsprobleme für den Flugplan haben, wie gross der finanzielle Schaden ist, wie viele schwere Fälle es gab und ob auch Maschinen der Schwesterfirma Edelweiss betroffen sind, will die Swiss ebenfalls nicht sagen.

Man könne aber versichern, «dass sämtliche Swiss-Flugzeuge den strengen Vorgaben von Herstellern und Behörden entsprechen und sie zu keiner Zeit sicherheitsrelevante Mängel aufweisen». Da es sich um interne Angelegenheiten handle, wolle man keine weiteren Kommentare dazu abgeben.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bestätigt, über die Schwierigkeiten bei Joramco informiert zu sein. Ein Sprecher sagt zudem, dass es deswegen zu Verzögerungen bei der Wartung und Auslieferung der Swiss-Flugzeuge gekommen sei.

Das Amt beurteile die Situation derzeit als unkritisch. Joramco werde durch die Behörden des Landes beaufsichtigt, welche die Standards der europäischen Agentur für Flugsicherheit erfüllten. Die Prozesse der Swiss würden vom Bundesamt überprüft. Die Sicherheit der Flotte müsse aber durch die Swiss selbst sichergestellt werden.

Verschuldete Chinesen

Gategroup hat neuen Eigentümer
Der Airline-Caterer Gategroup gelangt in neue Hände. Die chinesische HNA-Gruppe verkauft ihre Anteile an zwei asiatische Finanzinvestoren, den Singapurer Staatsfonds Temasek und den Finanzinvestor RRJ Capital. Gategroup-CEO Xavier Rossinyol zeigt sich in einer Mitteilung «absolut begeistert» von seinen neuen Aktionären, die den Wert und das Wachstumspotenzial des Unternehmens erkannt hätten. Für Rossinyol und sein Management-Team dürfte der Verkauf auch privat ein äusserst lukratives Geschäft werden. Die Führungsriege von Gategroup ist im Besitz von 1,1 Millionen sogenannten «Phantom-Aktien», deren Wert mit der Steigerung des Unternehmenswertes zunimmt. Der Wert wird im aktuellen Geschäftsbericht mit 113 Franken pro Stück beziffert. Die Titel können nach einem Kontrollwechsel sofort in Bares umgetauscht werden. Mit Swissport und SR Technics besitzt HNA noch zwei weitere ehemalige Swissair-Betriebe. Auch diese stehen zum Verkauf. HNA war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

(aargauerzeitung.ch)

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Warum nur tragen die Stewardessen heute keine so tollen Uniformen mehr wie in den 60ern?
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Warum nur tragen die Stewardessen heute keine so tollen Uniformen mehr wie in den 60ern?
Wir wollen uns nun ein paar hübsche Bilder von Uniformen ansehen, die Stewardessen aus aller Welt zwischen den 30er und 80er Jahren getragen haben. Im Bild ein Beispiel der amerikanischen Fluggesellschaft Pacific Southwest Airlines aus den 60ern. Guckt euch das an. Die Röcklein kurz und farbenfroh. So macht Fliegen Spass. bild: fastcult
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20 Jahre nach dem Absturz der «Swissair 111»
Video: srf
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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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KnechtRuprecht
30.03.2019 18:20registriert März 2014
Ich habe selbst einige Jahre am ZRH gearbeitet. Nicht bei SR Technics aber man kennt sich im T halt.
Viele alt verdiente und erfahrene Leute wurden ohne Rücksicht auf Verluste entlassen (55+). Teilweise mussten sie ihre Nachfolger in Amman und Kuala Lumpur sogar selbst ausbilden. An Ironie kaum zu übertreffen.

Dass dies früher oder später auf Kosten der Sicherheit geht, war immer klar.

Die neuen meist ausländischen Manager hängen mit Kaffee und Zigi am Raucherplatz rum anstatt zu arbeiten.

Tragische Situation für ein solches Unternehmen. All about Money... 😑☹️
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Ich-meins-doch-nicht-so
30.03.2019 19:03registriert Januar 2014
Wär vielleicht noch gut, wenn man sich gewisse Leistungen vertaglich zusichern lässt, bevor man ein zentrales Element seines Geschäfts outsourced.
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c_meier
30.03.2019 19:52registriert März 2015
Könnte nicht ein finanzstarker Partner am Flughafen Zürich so etwas wieder aufbauen wenns in Europa kaum mehr Wartungsfirmen gibt? oder ist der Standort Zürich zu teuer?
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