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Aussergerichtliche Einigung: Andreas Glarner anerkennt Blossstellung der Zürcher Lehrerin

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner. (Archivbild)
Ein Facebook-Post gegen eine Zürcher Lehrerin soll für SVP-Nationalrat Andreas Glarnern keine rechtlichen Folgen nach sich ziehen.Bild: KEYSTONE

Aussergerichtliche Einigung: Andreas Glarner anerkennt Blossstellung der Zürcher Lehrerin

Andreas Glarner publizierte die Telefonnummer einer Zürcher Primarlehrerin in einem Posting auf Facebook und sorgte damit für einige Kritik – nun soll sich der Aargauer SVP-Nationalrat mit der Frau aussergerichtlich geeinigt haben.
23.08.2019, 21:02
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Es begann mit einem Elternbrief: Eine Zürcher Primarlehrerin verschickte im Juni diesen Jahres ein Schreiben, in dem sie darüber informierte, dass muslimische Schülerinnen und Schüler für das Fastenbrechen – genannt Ramadan – einen Tag frei bekommen. SVP-Nationalrat Andreas Glarner war vom Brief derart erzürnt, dass er seiner Wut auf Facebook freien Lauf liess.

Dabei veröffentlichte er nicht nur die Telefonnummer und den Namen der Lehrerin, sondern rief auch dazu auf, der Lehrerin doch selbst mitzuteilen, was man von der Aktion halte. Dies führte in der Folge zu einem regelrechten Telefonterror bei der Zürcherin. Wegen des Shitstorms, der über die Pädagogin hereinbrach, konnte sie zwischenzeitlich nicht mehr unterrichten.

Doch auch für Andreas Glarner hatte der Facebook-Post negative Folgen. Der Aargauer musste sich viel Kritik anhören, dies auch aus den eigenen Reihen.

Glarner stellt Lehrerin an den Pranger (Beitrag vom 5. Juni 2019)

Weil sie muslimischen Schülern an einem Feiertag freigeben wollte, veröffentlicht Andreas Glarner die Handynummer einer Zürcher Lehrerin. Video: © TeleM1

Schriftlich und im persönlichen Gespräch entschuldigt

Nun wird bekannt: Der Vorfall von Anfang Juni hat keine weiteren rechtlichen Folgen. Dies schreibt der «Tagesanzeiger» in seiner Onlineausgabe. Auf Anfrage der Zeitung teilte CVP-Bildungsdirektorin Silvia Steiner mit, dass «zwischen der anwaltlich vertretenen Lehrerin und Herrn Glarner eine aussergerichtliche Einigung erzielt werden konnte». Glarner habe zur Kenntnis genommen, dass die Lehrerin mit ihrer Mitteilung die kantonalzürcherische Regelung befolgt und korrekt wiedergegeben habe.

Glarner habe sich in der Zwischenzeit schriftlich und im persönlichen Gespräch entschuldigt, wie der «Tagesanzeiger» weiter schreibt . Der SVP-Nationalrat anerkenne, dass er mit der Blossstellung der Lehrerin einen schweren Fehler begangen habe.

«Es war ein Fehler»: Andreas Glarner bittet diffamierte Lehrerin um Entschuldigung (Beitrag vom 19. Juni 2019)

Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner, der eine Stadtzürcher Lehrerin diffamiert hatte, bedauert den Vorfall. «Es war ein Fehler gewesen», sagte Glarner in der Tele-Züri-Sendung «Sonntalk». Video: © Tele Züri

(luk)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FITO
24.08.2019 05:44registriert April 2019
Bleibt zu hoffen dass wenigstens die Aargauger StimmbürgerInnen im Oktober an der Urne endgültig einen Schlussstrich unter dieses unsäglich niveaulose Kapitel der Schweizer Politikgeschichte ziehen.
Aussergerichtliche Einigung: Andreas Glarner anerkennt Blossstellung der Zürcher Lehrerin
Bleibt zu hoffen dass wenigstens die Aargauger StimmbürgerInnen im Oktober an der Urne endgültig einen Schl ...
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The oder ich
23.08.2019 23:10registriert Januar 2014
Eine Entschuldigung ist ja wohl das allermindeste, wenn man jemandem das Leben zur Hölle gemacht hat, nur weil man die Gesetzeslage nicht kennt.


#SchämdiAndi
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sowhat
23.08.2019 23:06registriert Dezember 2014
Na ja, was kosten ihn schon Lippenbekenntnisse. Ich kann zwar verstehen, dass die Lehrerin keinen Schlussstrich unter die Sache ziehen will. Bin aber leider von Glarners Erleuchtung nicht überzeugt. Er wird bei nächster Gelegenheit genauso grob und unpassend dreinhauen.
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