«Früher», sagt Motorfahrer-Offizier a. D. Roland Schmid, «konnte man bei den Militärfahrzeugen den Hauptschalter drehen und losfahren.» Zum Glück, denn im Notfall zähle jede Sekunde. Nicht so beim aufgepeppten Mannschaftstransporter Duro. Da dauere es etwa 15 Sekunden, bis die Elektronik hochgefahren und das Vehikel einsatzbereit sei, staunt Schmid.
Er ist einer der Exponenten des Aargauer Bürgerforums «Duro-Millionen», das seit 2015 gegen die «Geldverschleuderung» beim Duro ins Feld zieht. Seit Bundesrat und Parlament entschieden haben, 2200 der über 20 Jahre alten Duros von der zu einem US-Konzern gehörenden GDELS-Mowag im Thurgau revidieren zu lassen. «Werterhaltung», nennt sich das. Für 558 Millionen, weit über 200’000 Franken pro Stück.
Die Sache mit den 15 Sekunden bestätigt auf Anfrage ein Sprecher von Armasuisse im Verteidigungsministerium (VBS). Aber der Hauptschalter werde nur ausgeschaltet, wenn das Gefährt längere Zeit parkiert werde. «Zum Beispiel am Abend». Aber es gibt noch viel mehr Ärger mit dem Duro: Jetzt hat sich herausgestellt, dass die österreichische Steyr Motors, die den neuen Motor liefern sollte, insolvent ist.
GDELS-Mowag und Armasuisse haben daher entschieden, stattdessen einen italienischen Fiat-Motor einzubauen. Der Bund muss jetzt 3500 Franken pro Motor draufzahlen: Der Fiat-Motor ist teurer, erfüllt die ökologischere Euro-Norm 6. Der zuerst vorgesehene neue Steyr-Motor war nur Euro-3. Aber das VBS wollte vor ein paar Jahren unbedingt diesen Euro-3-Motor im Duro. «Ein Witz», sagt Schmid, «ein Motor mit steinalter Technologie. Angeblich, weil man den alten Dieselvorrat noch brauchen wollte.»
Der Aargauer SVP-Nationalrat Ueli Giezendanner kritisierte im Dezember 2015 im Parlament, dass der damalige SVP-Militärminister Ueli Maurer auf einen Motor mit alter Technologie setzte. Maurer begründete dies «mit Dieselvorräten, die in unterirdischen Anlagen gelagert» seien, deren Qualität «vielleicht» für neue Systeme nicht die beste sei.
Armeefahrzeuge müssten aber im Ernstfall mit dem «gelagerten Diesel» fahren können. «Daher haben zum Beispiel auch unsere Radschützenpanzer nur einen Euro-3-Motor», so Maurer.
Nun staunt auch Giezendanner, dass es unter CVP-Bundesrätin Viola Amherd plötzlich doch geht mit der umweltfreundlicheren Euro-6-Norm. Wegen dem Flop mit den chinesischen Österreich-Motoren wird die Auslieferung der teuren Duros weiter verzögert. Und die 215 Stück, die bereits den Steyr-Motor erhielten, werden zurückgebaut. Denn, so die Begründung der Armee: Man fahre eine «Einmotorenstrategie». Will heissen: Jetzt kommt bei allen Duros Fiat rein.
Das bringt Roland Schmid vom Duro-Forum erneut auf die Palme: «Die Sache wird weiter beschönigt, was das Zeug hält.» Es stimme nicht, dass bei allen Duros künftig die gleiche Motoren-Marke drinstecke. Denn es gebe noch gegen 800 Duros, die gar nicht «werterhalten» werden. Dort seien weiterhin alte Steyr-Motoren im Einsatz.
Was Armasuisse bestätigt, es handle sich um 780 Duro I mit Spezialaufbauten, die nur wenig Kilometer absolvierten. Diese würden nicht mit Fiat-Motoren nachgerüstet.
Aber der Duro-Ärger geht noch weiter. Einheimische Garagisten gucken in die Röhre. Schmid weiss: «Bisher konnten mechanische Werkstätten und Garagen den Service der Duros machen. Jetzt hat die GDELS Mowag den Auftrag an Scania vergeben. Der Armeeauftrag geht also an eine ausländische Firma. Das ist ein Skandal für sich. Ich kenne Kleinunternehmer, die mussten deswegen Mechaniker entlassen.»
Dies kritisiert auch Ueli Giezendanner: «Ich habe nichts gegen Scania. Aber es ist ein Skandal, dass man den Garagisten diese Aufträge wegnimmt.»
Vor allem für die Fahrer, die num 15sec warten müssen, bis sie den Motor im Stand 10min laufenlassen, bis alle eingestiegen sind.