Der frühere US-Präsident Barack Obama hat dem republikanischen Amtsinhaber Donald Trump Versagen vorgeworfen. «Donald Trump ist nicht in den Job hineingewachsen, weil er es nicht kann. Und die Folgen dieses Versagens sind schwerwiegend», sagte Obama am Mittwochabend (Ortszeit) beim virtuellen Parteitag der Demokraten, zugeschaltet von Philadelphia.
Obama: "Trump has not grown into the job because he can't. And the consequences of that failure are severe. 170,000 dead. Millions of jobs, gone. Those at the top have taken more than ever. Our worst impulses unleashed. Our proud reputation around the world badly diminished." pic.twitter.com/20loURp8yq
— Aaron Rupar (@atrupar) August 20, 2020
Obama sprach mit Blick auf die Wahl am 3. November eine düstere Warnung aus: «Diese Regierung hat gezeigt, dass sie unsere Demokratie niederreissen wird, wenn das nötig ist, um zu gewinnen.»
Obama: "This administration has shown it will tear our democracy down if that is what it takes for them to win." pic.twitter.com/CfoGDPaIXw
— Aaron Rupar (@atrupar) August 20, 2020
Mit Kritik an seinem Nachfolger hat sich Obama bislang zurückgehalten, während Trump ihn ständig attackiert. Generell ist es nicht üblich, dass ein Ex-Präsident den Amtsinhaber scharf kritisiert.
Er verteidigte dies: «Es ist keine normale Zeit. Also möchte ich heute Abend so deutlich wie ich kann darüber sprechen, was bei dieser Wahl auf dem Spiel steht.» Es gehe um die Demokratie, warnte Obama. Was in den kommenden 76 Tagen passiere, werde sich auf die folgenden Generationen auswirken.
Obama warb für den demokratischen Herausforderer Trumps, seinen damaligen Vizepräsidenten Joe Biden. Er und seine Vize-Kandidatin Kamala Harris glaubten daran, dass niemand – auch nicht der Präsident – über dem Gesetz stehe, «und dass kein Amtsträger – auch nicht der Präsident – sein Amt nutzen sollte, um sich selbst oder seine Anhänger zu bereichern».
Obama: "What I know about Joe & Kamala is...[they understand] our ability to work together to solve big problems like a pandemic depend on a fidelity to science & logic & not just making stuff up...this POTUS, & those who enable him, have shown they don't believe in these things" pic.twitter.com/OYSWanxkaP
— Aaron Rupar (@atrupar) August 20, 2020
«Ich hatte gehofft – im Interesse unseres Landes –, dass Donald Trump etwas Interesse daran zeigen würde, den Job ernstzunehmen; dass er das Gewicht dieses Amtes spüren und etwas Ehrfurcht vor der Demokratie entdecken würde, die ihm anvertraut wurde. Aber er hat es nie getan.»
Der 59-Jährige rief die Amerikaner auf, mit ihrer Stimmabgabe dafür zu sorgen, «dass die Grundprinzipien unserer Demokratie fortbestehen». «Denn genau das steht jetzt auf dem Spiel. Unsere Demokratie.»
Trump habe die Macht seines Amtes lediglich dafür genutzt, sich selbst und seinen Freunden zu helfen, so Obama. Die Präsidentschaft habe er behandelt wie «eine weitere Reality-Show, mit der er die Aufmerksamkeit bekommen kann, nach der er sich sehnt».
Former Pres. Obama on Pres. Trump: "For close to four years now, he has shown no interest in putting in the work...no interest in treating the presidency as anything but one more reality show that he can use to get the attention he craves." https://t.co/6zzBOihxaF #DemConvention pic.twitter.com/fxIS2qTb06
— ABC News (@ABC) August 20, 2020
Unter Trump seien während der Corona-Pandemie nicht nur 170 000 Amerikaner gestorben, sondern auch Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen. Obama machte den Republikaner zudem dafür verantwortlich, dass die USA in der Welt an Ansehen verloren hätten und die demokratischen Institutionen «wie nie zuvor» bedroht seien.
Der eigentliche Höhepunkt des Abends rückte durch Obamas Rede fast in den Hintergrund: Harris nahm die Nominierung als Vize-Kandidatin der Demokraten an. In ihrer Rede in Wilmington (Delaware) – die bislang wichtigste in ihrer politischen Karriere – warb sie mit einer Botschaft der Hoffnung und Einheit für die Wahl von Biden.
Watch the acceptance speech Kamala Harris gave as she became the first Black woman and the first Asian-American woman to be on a major party’s national ticket.
— The New York Times (@nytimes) August 20, 2020
Read more. https://t.co/qFCIs4mOGR pic.twitter.com/8TVefc8Izm
«Wir müssen einen Präsidenten wählen, der etwas anderes, etwas Besseres bringt», sagte Harris, und fuhr fort:
Sie fügte hinzu: «Lasst uns mit Hoffnung kämpfen.» Eines der Hauptelemente ihrer Rede war der Rassismus in den Vereinigten Staaten. Sie fängt an: «Dieses Virus hat keine Augen, und dennoch weiss es genau, wie wir uns gegenseitig sehen und wie wir uns gegenseitig behandeln. Aber lasst uns Klartext reden: Es gibt keinen Impfstoff für Rassismus.»
Biden hatte sich vergangene Woche für die Senatorin und Juristin aus Kalifornien als seine mögliche Stellvertreterin entschieden und damit eine historische Wahl getroffen. Im Fall eines Wahlsiegs wäre Harris die erste Frau und Schwarze im Vizepräsidentenamt.
Harris warf Trump in ihrer Rede vor, Tragödien in politische Waffen zu verwandeln. Auch die übrigen hochkarätigen Redner des Abends attackierten den Amtsinhaber. Die frühere Aussenministerin, Senatorin und First Lady Hillary Clinton, die Trump bei der Wahl 2016 unterlag, sagte: «Ich wünschte, Donald Trump wüsste, wie man ein Präsident ist.» Amerika brauche sofort einen besseren Präsidenten. «Wählen Sie, als stünden unsere Leben und unsere Lebensgrundlagen auf dem Spiel, denn das tun sie.»
Auf Obamas Abrechnung hatte Trump schon nach Bekanntwerden erster Redeauszüge reagiert. Er sei nur Präsident geworden, weil Obama selbst versagt habe. «Präsident Obama hat keinen guten Job gemacht. Und der Grund, warum ich hier bin, ist wegen Präsident Obama und Joe Biden», sagte er bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus.
Weiter: «Und wenn sie einen guten Job gemacht hätten, wäre ich wahrscheinlich gar nicht hier. Ich wäre sehr glücklich gewesen, ich habe mein vorheriges Leben sehr genossen.»
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 20, 2020
Obama habe dem Land «Schrecken» hinterlassen, Trump führte aber nicht aus, was er damit meinte. Auf Twitter schob der Republikaner an Obama und Hillary Clinton gerichtet nach: «Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld.»
Welcome, Barack and Crooked Hillary. See you on the field of battle! pic.twitter.com/ZrTKXcc6aU
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 19, 2020
Trump fragte ausserdem, wieso Obama die Präsidentschaft Bidens erst so spät unterstützte und wieso er versuchte, Joe Biden davon zu überzeugen, nicht zu kandidieren:
WHY DID HE REFUSE TO ENDORSE SLOW JOE UNTIL IT WAS ALL OVER, AND EVEN THEN WAS VERY LATE? WHY DID HE TRY TO GET HIM NOT TO RUN?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 20, 2020
Und zum Abschluss in Grossbuchstaben: «Er spionierte meine Kampagne aus und wurde erwischt!»
HE SPIED ON MY CAMPAIGN, AND GOT CAUGHT!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 20, 2020
(jaw/sda/dpa)
Schon rein rhetorisch ist das Champions Leage gegen Grümpi Niederhasli.