Die 71 Flüchtlinge, deren Leichen im August 2015 in einem Kühllaster in Österreich gefunden wurden, starben nach spätestens drei Stunden im unbelüfteten und verschlossenen Laderaum des Fahrzeugs.
Dies bestätigte ein medizinischer Sachverständiger am Dienstag vor dem Gericht in Kecskemet (Südungarn). Dort läuft seit Juni der Strafprozess gegen die mutmasslichen Schuldigen an der Tragödie, die damals weltweit grosse Erschütterung auslöste.
Der Sachverständige stützte seine Aussage auf die Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchungen. «Der Erstickungstod der Menschen im LKW war ein besonders qualvoller», hält sein Gutachten fest.
Der Kühllaster war von Morahalom im Süden Ungarns abgefahren. Schon nach anderthalb Stunden war die Sauerstoffkonzentration im Laderaum dermassen abgesunken, dass die Menschen an Kopfweh und Atemnot zu leiden begannen. Nach knapp drei Stunden kam es bei ihnen zur Lähmung der Atmungsorgane und damit zum Eintritt des Todes.
Die Flüchtlinge starben demnach noch auf ungarischem Gebiet. Der Fahrer hatte den LKW in einer Pannenbucht der Autobahn A4 nahe dem Ort Parndorf in Österreich abgestellt. Anschliessend flüchtete er in einem Begleitfahrzeug.
Die meisten Mitglieder der aus Afghanen und Bulgaren bestehenden Bande waren kurz nach der Auffindung des LKWs in Ungarn verhaftet worden. Vier von ihnen sind des Mordes angeklagt, elf weitere verschiedener Schlepperdelikte. Die Urteile werden im nächsten Jahr erwartet. (sda/dpa)