Wirtschaft
Schweiz

Riesiger Quartalsverlust: Swiss prüft Verkleinerung der Flotte

Riesiger Quartalsverlust: Swiss prüft Verkleinerung der Flotte

29.04.2021, 07:31
Mehr «Wirtschaft»

Die Coronakrise macht der Fluggesellschaft Swiss weiterhin massiv zu schaffen. Im ersten Quartal schrieb sie einen Verlust von 201 Millionen Franken. Nun prüft sie eine «signifikante Redimensionierung». Eine Flottenverkleinerung wird damit immer konkreter.

«Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Swiss sicherzustellen.» Es sind deutliche Worte, mit denen der neue Swiss-Chef Dieter Vranckx in einem am Donnerstag von Swiss versandten Communiqué zitiert wird.

ARCHIVBILD ZUR BEWILLIGUNG DER STAATSHILFE FUER DIE SWISS UND EDELWEISS DURCH DEN DEUTSCHEN STABILISIERUNGSFONDS, AM MONTAG, 17. AUGUST 2020 - coVIDE Photo Set - Grounded "Swiss" and "E ...
Im letzten April waren fast alle Fluzeuge der Swiss in Dübendorf gegroundet.Bild: keystone

Klar ist: Die Luftfahrt steckt noch immer in der grössten Krise ihrer Geschichte – und das mittlerweile seit über einem Jahr. Unklar ist bisher, was das für die Swiss genau heisst.

Sparmassnahmen zeigten Wirkung

Die umfassenden Sparmassnahmen der Swiss hätten ihre Wirkung zwar gezeigt, heisst es im Communiqué. Die Airline hat laut den Angaben ihre Ausgaben und Kosten strikte kontrolliert, diverse Projekte gestoppt, Investitionen und auch die Einflottung neuer Flugzeuge verschoben.

Zudem beziehen grosse Teile der Belegschaft Kurzarbeit. «Noch immer sind Mitarbeitende im gesamten Unternehmen in Kurzarbeit, am Boden, in der Kabine und im Cockpit», sagte Finanzchef Markus Binkert gegenüber AWP. Auch die Zahl der oberen Führungsstellen hat die Swiss um 20 Prozent reduziert und bis Ende Jahr sollen über freiwillige Massnahmen und natürliche Abgänge 1000 Stellen abgebaut sein.

Damit sei man laut Binkert auf Kurs. «Aber wir werden eine langfristige strukturelle Veränderung sehen, vor allem im Geschäftsreiseverkehr», sagte er. Er rechnet damit, dass besonders im Geschäftsreiseverkehr künftig rund 20 Prozent weniger geflogen wird.

Vor allem deshalb braucht es laut der Swiss noch mehr Massnahmen. «Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung zu prüfen», wird er weiter zitiert. Und eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken, heisst es weiter.

Was allerdings genau geplant ist, darüber schweigt sich die Airline derzeit noch aus. Es werde aktuell noch analysiert, wie die zukünftige Grösse der Swiss aussehen werde. Weitere Details will die Fluggesellschaft in den nächsten Wochen bekannt geben.

Forderungen an die Politik

Die Swiss erkenne klar, dass die die Menschen wieder reisen wollten und sie sei auch bereit dafür. «Unter den gegebenen Umständen kann sich jedoch kein Aufschwung einstellen», wird Vranckx weiter zitiert.

Deshalb fordere die Swiss stabile, einheitliche und mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen und dass Geimpfte, Genesene oder negativ auf das Coronavirus getestete Personen frei aus- und einreisen und sich in der Schweiz bewegen könnten.

Dazu ist laut Binkert auch ein digitaler Gesundheitsausweis zentral: «Es ist sehr wichtig, dass ein solcher Gesundheitspass einheitlich geregelt und international anerkannt ist», sagte er. «Wenn für jedes Land andere Einreisebestimmungen gelten, führt das für die Reisenden zu grosser Unsicherheit.»

90 Prozent weniger Passagiere im ersten Quartal

Von Januar bis März führte die Fluggesellschaft 4429 Flüge durch, das sind 83.8 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Das Passagieraufkommen bei der grössten Schweizer Airline ist weiterhin auf tiefstem Niveau, wie die Swiss am Donnerstag mitteilte. So seien von Januar bis März nur rund 290'000 Passagiere mit der Swiss geflogen und damit mehr als 90 Prozent weniger als noch im letzten Jahr. Diese Zahl widerspiegelt laut der Swiss die anhaltenden Reisebeschränkungen.

Entsprechend sank auch der sogenannte Sitzladefaktor, der angibt, wie voll die Flüge durchschnittlich sind. Er sank gegenüber dem Vorjahr um 45.9 Prozentpunkte auf 27.5 Prozent. Die durchgeführten Flüge waren also im Durchschnitt zu weniger als einem Drittel ausgelastet.

Der Umsatz ging um mehr als zwei Drittel auf 299.6 Millionen Franken zurück und es resultierte ein operativer Quartalsverlust von 201 Millionen. (sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Walter Mittelholzer – Abenteurer und Unternehmer
1 / 14
Walter Mittelholzer – Abenteurer und Unternehmer
Flugpionier und Fotograf: Walter Mittelholzer vor der Wild WTS, 146 in Dübendorf (1917-1923).
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Ich habe Respekt davor»: Deshalb fliegen diese Passagiere trotz Corona in die Ferien
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
36 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Oshikuru
29.04.2021 09:00registriert Juni 2016
Ich denke sobald man wieder unbeschwert reisen kann, wird es kurzfristig einen riesen Boom geben. Auch Geschäftskunden dürfte es kurzfristig sehr viele haben. Aber die Krise dauerte zu lange und es gab einen Systemwechsel in der Arbeitswelt. Auch der teure Berater musste sich eingestehen, dass er nicht für jeden Brunz physisch dabei sein muss. Und der Qualitymanager muss den Aussenstandort auch nicht jede zweite Woche sehen.
Deshalb ist es richtig, dass die Swiss schrumpft. Schlecht für die Mitarbeitendenden der Swiss, gut für das Klima und work life balance vieler Leute.
538
Melden
Zum Kommentar
avatar
Colibri
29.04.2021 09:00registriert Februar 2017
Für alle die jetzt klatschen... Wenn man die Swiss isoliert betrachtet als "CO2-Schleuder" sieht, das verurteilt und sich selber dafür auch entsprechend konsequent verhält - ok!
Hier geht es aber um 30'000 Arbeitsplätze am Flughafen Zürich selber, noch einige dazu im Grossraum und unzählige davon abhängige in der gesamten Schweiz (z.B. Tourismus). Wenn der Gast nicht mehr kommt, braucht es auch keinen Maler mehr welcher das Zimmer renoviert... Unser Wohlstand ist direkt abhängig von der internationalen Anbindung. Wer auch gut mit viel weniger davon auskommt, darf blitzen. :-)
3210
Melden
Zum Kommentar
avatar
Flint
29.04.2021 09:36registriert März 2014
Der Reisewille der Leute wäre definitiv da. Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn da und dort vermehrt behauptet wird, die Politik versuche übers Hintertürchen mit COVID als Vorwand die Branche zu zerstören, um Fortschritte beim CO2 zu erzielen. Ich hoffe mal nicht, dass sich solche Gerüchte bewahrheiten. Wäre Gift für die Glaubwürdigkeit der Politik.
2115
Melden
Zum Kommentar
36
Wo die 800'000 Auslandschweizer wohnen – und in welchen 5 Ländern KEIN EINZIGER
Die Schweiz ist eine Nation von Auswanderinnen und Auswanderern. Diesen Schluss legt die Auslandschweizerstatistik nahe. Die Schweizer Gemeinde im Ausland wuchs 2023 um 1,7 Prozent. Nahezu zwei Drittel davon leben in Europa.

Am 31. Dezember 2023 waren 813'400 Schweizerinnen und Schweizer bei einer Vertretung im Ausland angemeldet, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. 2022 war die Auslandschweizer-Bevölkerung noch um 1,5 Prozent gewachsen.

Zur Story