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FCSG in der Super League: Langzeit-Leader feiert Geburtstag

St. Gallens Betim Fazliji jubelt nach seinem 1:0 Tor beim Fussball Super-League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und BSC Young Boys Bern, am Sonntag, 23. Februar 2020, im Kybunpark in St. Gallen. (KEY ...
Mit begeisterndem Fussball erstürmt der FC St.Gallen in der Saison 2019/20 die Tabellenspitze.Bild: KEYSTONE

Ältester Klub der Schweiz – der FCSG feiert heute als Langzeit-Leader Geburtstag

Die Geschichte des FC St.Gallen kennt wahrscheinlich mehr Tiefen als Höhen. Nun, als der Klub Tabellenführer ist, wird der Geschichte ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Wegen der Coronakrise ist offen, ob die «Espen» den Kampf um den dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte fortführen können.
19.04.2020, 09:4819.04.2020, 11:36
Beat Haueter / Keystone-SDA
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Seit Anfang Februar ist der FC St.Gallen Leader der Super League. So lange an der Spitze stand der älteste Klub der Schweiz – gegründet heute vor 141 Jahren, am 19. April 1879 – letztmals in der Meistersaison 1999/2000.

Episch: Im Jahr 2000 holt der FCSG nach 96 Jahren des Wartens seinen zweiten Meistertitel.Video: YouTube/FCSGVideosection

Den letzten «Geburtstag» als Nummer 1 beging der FCSG 2001. Mit einem 1:1 in Basel löste St.Gallen am Karsamstag die Grasshoppers an der Spitze ab, die Zürcher gingen dann am Ostermontag auswärts bei Servette als Verlierer vom Platz. Drei weitere Runden blieben die «Espen» Leader. Aus den letzten vier Spielen holte der Titelverteidiger jedoch nur noch einen Punkt. Die Meisterschaft wurde erst in der letzten Runde im Direktduell zwischen St.Gallen und Leader GC entschieden, bei Punkteteilung hätte mit Lugano der Sieger der Qualifikation profitiert. Doch die Grasshoppers gewannen 4:0 und beendeten damit auch eine 35 Heimspiele andauernde Serie der St.Galler Ungeschlagenheit in ihrer «Festung» Espenmoos.

Gründung eines «Foot-Bal Club»

Der FC St.Gallen musste in seinen 141 Jahren Vereinsgeschichte oft genug jähes Scheitern verarbeiten. Titel und selbst Tabellenführungen gab es nur selten zu feiern.

Der erste grosse Titel wurde allerdings schon in der Frühzeit gewonnen. Nach den drei Zürcher Clubs Anglo-American, Grasshoppers und FC Zürich sowie dem BSC Young Boys wurde der FC St.Gallen 1904 fünfter offizieller Schweizer Meister. Captain war CC Bryan. Der Engländer stiess 1901 zu den Grün-Weissen und sorgte für spielerische Ordnung, die den Erfolg der Mannschaft ermöglichte.

ARCHIV - ZUM KEYSTONE SDA-TEXT UEBER DIE GRUENDUNG DES FC ST. GALLEN 1879 STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Der aelteste Fussballklub des Kontinents (gegruendet 1879): Die Mann ...
Eine der ganz frühen Mannschaften: Der FCSG im Jahr 1882.Bild: FC ST.GALLEN/KEYSTONE

Engländer brachten als Schüler und Lehrer den Fussball in die Schweiz. Schon 1855 wurde in Genf am Institut du Château von Lancy Fussball gespielt, erste Vereinsgründung dürfte 1860 die des Lausanne Football & Cricket Club gewesen sein. Einige Jahre später begann der neue Sport auch Schüler in der Ostschweiz zu begeistern. Gustav Wiget, offensichtlich sportbegeisterter Leiter des Instituts am Schönberg in Rorschach, half kräftig mit, den Fussball populär zu machen. Am 19. April 1879 schliesslich luden die Initianten des «Foot-Bal Club» per Inserat zur Hauptversammlung ins «Hörnli» in St.Gallen. Der älteste noch existierende Klub der Schweiz war gegründet.

Der FC St. Gallen kann am 10. August 1969 in seinem Stadion, dem Espenmoos, die neue Tribuene (rechts) einweihen, mit der die Kapazitaet der Arena um 2200 Plaetze auf 9000 erhoeht wird. Das Eroeffnugs ...
1969 wurde die markante Haupttribüne des Stadion Espenmoos eingeweiht, bis 2008 fast hundert Jahre lang die Heimat des Klubs.Bild: PHOTOPRESS-ARCHIV

Andere gaben auf – und auch beim FCSG war's schon oft knapp

Hingegen der Lausanne F&CC wurde in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts offenbar aufgelöst. Ein Konflikt mit dem Verband wegen Spielansetzungen im Jahr 1899 dürfte den Untergang eingeleitet haben. Beim FC St.Gallen fehlte wenig, und er hätte nicht einmal die Jahrhundertwende erlebt. Wie ein Vereinschronist später nachzeichnete, war die Existenz des FCSG ab 1886 mehrmals gefährdet, weil die Zahl der Aktiven wiederholt sank.

Fusionen mit anderen Klubs bedeuteten die Rettung. Zweimal wurden die Vereinsfarben geändert (blau-weiss, gelb-schwarz), 1898 gar der Name. Im Kompromiss mit dem FC Phoenix hiess man nun «Vereinigter Foot-Ball-Club St.Gallen». Immerhin: ein Jahr vor dem ersten Meistertitel kehrten die alten Farben und der Name zurück.

Ist der Klub gar noch älter?

Letzten Herbst schreckten Zeitungs-Artikel die FCSG-Gemeinde auf. Der FC St.Gallen könnte gar älter sein, als er meinte. Diese These brachte Fredi Hächler vom Stadtarchiv schon 2012 an die Öffentlichkeit – kaum beachtet. Der Historiker kümmert sich um das Archiv des FC, seit dieser vor zwölf Jahren das Espenmoos verliess. Hächler kam in seinen Recherchen zu mehreren Hinweisen, dass der FC St.Gallen schon vor der Versammlung vom 19. April 1879 organisiert war. So ist 1894 in einem Protokoll von Spielen gegen das Institut Schönberg seit 1876 die Rede.

Choreo der St. Galler Fans, beim Fussball Super-League Spiel zwischen dem FC St. Gallen und den BSC Young Boys Bern, am Samstag, 10. August 2019, im Kybunpark in St. Gallen. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller ...
Stolz auf die Geschichte: Fans präsentieren ein altes Klublogo.Bild: KEYSTONE

Präsident Matthias Hüppi zeigte sich aber wenig beeindruckt von der neuen Erkenntnis. Die Jahreszahl 1879 ist so identitätsstiftend wie die grün-weissen Klubfarben. Und wie seine neun Amtskollegen in der Super League beschäftigen ihn heute andere Sorgen.

Spezialbewilligung für GC und Titel für den Lokalrivalen

Die Anhänger der «Espen» bangen derweil um den möglichen dritten Meistertitel. Würde die Saison nicht beendet werden, müsste an die Spielzeit 1914/15 erinnert werden. Wegen des Ausbruchs des 1. Weltkriegs stand das Leben im Fussball zunächst still. Spieler wie Funktionäre standen im Aktivdienst.

Erst Ende November wurde beschlossen, nun doch eine «Interimsmeisterschaft» durchzuführen. Der Verband missachtete dafür verschiedene Regeln, so durften die Grasshoppers in der Serie A teilnehmen, obwohl sie sich im Sommer 1909 aus dem Fussball zurückzogen. In den Finalspielen setzte sich ausgerechnet St.Gallens Lokalrivale Brühl durch. Im Endspiel in Bern setzten sich die «Kronen» 3:0 gegen Servette durch.

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Die turbulente Zeit des FCSG seit dem Meistertitel 2000
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Die turbulente Zeit des FCSG seit dem Meistertitel 2000
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quelle: keystone / sigi tischler
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14 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LeVasseur
19.04.2020 13:11registriert Juni 2015
Ist übrigens nicht nur der älteste noch existierende FC der Schweiz sondern auch von Kontinentaleuropa (Festland) 😉
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zellweger_fussballgott
19.04.2020 11:48registriert November 2017
Wir sind Fussballstadt.
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Jake Peralta
19.04.2020 14:03registriert Dezember 2014
Happy Birthday, Tabellenführer!🤩
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