Vor sieben Wochen beim traditionellen Prolog auf dem Rettenbach-Gletscher oberhalb von Sölden hatte Odermatt als Zweitplatzierter Rang 1 um fünf Hundertstel verpasst, diesmal, im ersten von zwei Riesenslaloms an diesem Wochenende, waren es drei Zehntel. Die Prognose ist deshalb nicht allzu gewagt: der erste Weltcup-Sieg eines Schweizers in einem Riesenslalom seit mittlerweile fast zehn Jahren ist nur noch eine Frage der Zeit.
Odermatt ist mutmasslich der derzeit stärkste «Riesen»-Fahrer von Swiss-Ski in einem starken Team, das seit zwei Jahren und dem unerwarteten dritten Rang des zurzeit wegen neuerlichen Rückenbeschwerden pausierenden Thomas Tumler in Beaver Creek Spitzenplätze fast schon in Fliessbandarbeit produziert. Acht Klassierungen unter den ersten drei sind seit dem Coup des Bündners in Colorado dazu gekommen, herausgefahren von drei Fahrern in einer Disziplin, in der die Schweizer in den Wintern zuvor mehrheitlich zu den Statisten gehört hatten. Neben Odermatt sind auch schon Meillard und Gino Caviezel bei Siegerehrungen dabei gewesen.
Die verschworene Truppe von Trainer Helmut Krug sorgt in sich selber für den perfekten Nährboden für erfolgreiches Tun. Der stete Konkurrenzkampf, der jedes Training zu einer Übungseinheit im Rennmodus werden lässt, ist selbstredend leistungsfördernd, die sehr gute Kameradschaft bietet Gewähr für ein harmonisches Zusammenleben abseits der Pisten.
In Sölden hatte prächtiges Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel geherrscht, in Santa Caterina, das als Ersatzort für Val d'Isère einsprang, waren die Bedingungen alles andere als ideal. Anhaltender, heftiger Schneefall, die damit verbundene eingeschränkte Sicht und die schon nach wenigen Fahrern ramponierte, mit Schlägen versehene Piste erschwerten die Aufgabe zusätzlich.
Odermatt, der dank den zwei Podestplätzen die Führung in der Disziplinen-Wertung übernommen hat, und Meillard sind mittlerweile gefestigt genug, um sich von schwierigen Verhältnissen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Und von möglichen Folgen seiner Zwangspause, die es wegen positiven Corona-Tests hat einlegen müssen, war beim Duo ohnehin nichts zu spüren.
Caviezel dagegen, in Sölden dank Rang 3 zum ersten Mal nach einem Weltcup-Rennen auf dem Podest, schied schon im ersten Lauf aus. Auch Justin Murisier tat sich schwerer als beim Auftakt vor knapp zwei Monaten, was aufgrund seiner Verletzungsgeschichte aber nicht verwundert. Dem Walliser, der coronabedingt zuletzt ebenfalls Zeit in Isolation verbracht hat, gehen bei derartigen Bedingungen das Selbstvertrauen und die letzte Überzeugung noch ab. Murisier fand sich im Schlussklassement auf Platz 25 wieder.
Deutlich weiter vorne in der Rangliste reihte sich Semyel Bissig ein. Der zweite Nidwaldner im Schweizer Aufgebot lieferte eine weitere Kostprobe seines Talents ab. Der mit der Nummer 51 gestartete B-Kader-Fahrer verbesserte sich im zweiten Lauf um zwölf Ränge auf Platz 16 und sicherte sich bei seinem ersten Start in einem Weltcup-Riesenslalom gleich Punkte. Vor einer Woche hatte Bissig mit Rang 5 im Parallelrennen in Lech/Zürs überrascht.
Den Sieg machten zwei Freunde und Trainingskollegen unter sich aus. Zubcic, der im vergangenen Februar bei ähnlichen Pistenverhältnissen in Naeba in Japan für den ersten Sieg eines Kroaten in einem Weltcup-Riesenslalom gesorgt hatte, stiess vom 6. Platz ganz an die Spitze vor und überflügelte den nach halbem Pensum führenden Kranjec um zwölf Hundertstel. (bal/sda)