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Was haben Silvio Berlusconi und Francesco Totti gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Auf den zweiten zumindest in diesen Tagen einiges. Italien feiert die beiden Superstars des öffentlichen Lebens, denn beide zelebrieren in dieser Woche einen runden Geburtstag. Silvio Berlusconi wird am Donnerstag 80 Jahre alt, Francesco Totti feiert heute seinen 40. Geburtstag.
From one world No. 1 to another ... @rogerfederer with a 🔝 🎂 📽 for Francesco!#Totti40 pic.twitter.com/1URu2oKXfd
— AS Roma English (@ASRomaEN) 27. September 2016
Das ist den TV-Stationen Stunden an Reportage- und Archiv-Material wert, welches sie über die Bildschirme flimmern lassen. Die Zeitungen versuchen sich mit Sonderseiten und -Beilagen das Wasser abzugraben. Die Römer Tageszeitung «Corriere dello Sport» würdigt den Fussballer Totti mit einer 44-Seiten starken Sonderbeilage.
Auf den Fussball bezogen haben Berlusconi und Totti gemein, dass sie je eine Ära geprägt haben. Als Präsident hat der eine einen maroden Klub (AC Milan) innerhalb von wenigen Jahren zur Nummer 1 des Weltfussballs gemacht. Als Stürmer sorgte der andere, dass sein Heimatverein (AS Roma) während seiner Zeit die beste Phase der Klubgeschichte erlebte – mit dem Meistertitel 2001 als Höhepunkt.
Wäre nicht Francescos Mamma gewesen, die Wege von Berlusconi und Totti hätten sich nicht nur gelegentlich gekreuzt, sondern wären ab Ende der 90er Jahre in einen gemeinsamen Erfolgspfad gemündet. Als Berlusconis Adlaten der AC Milan in Ostia bei Rom in der Villa der Tottis vorstellig wurden, schien ein Transfer des damals jungen Francesco nach Mailand beschlossene Sache. Bis Mamma Fiorella intervenierte und dem Wechsel den Riegel vorschob. «Francesco bleibt in Rom. Er bleibt in meiner Nähe. Er ist ein Römer Junge und wird es immer bleiben.»
Der Sohn gehorchte der Mamma und Fiorellas Machtwort bedeutete für Francesco dreierlei: Er wurde von nun an in Italien liebevoll im Römerdialekt «Er Pupone» genannt, das Muttersöhnchen. Er gewann mit dem Klub nie einen internationalen Titel. Er stieg zur Römer Klubikone auf, zur lebenden Legende.
Im volatilen Fussball der Moderne wurde Totti zu einer der seltenen Konstanten. So wie Paolo Maldini bei Milan oder Alessandro Del Piero bei Juventus Turin. Wie Ryan Giggs bei Manchester United oder Xavi Hernandez beim FC Barcelona. Einmal im Klub, immer im Klub.
Nur, an Abschied denkt er selber noch lange nicht. «Mir geht es gut, weshalb sollte ich aufhören», sagte er vor wenigen Wochen. Im vergangenen Frühling versuchte Trainer Luciano Spalletti das Ende der Karriere von Totti zu erzwingen, indem er seinen Captain aus dem Trainingsbetrieb ausschloss.
Keine zwei Tage später musste sich der kahlköpfige Coach der Römer Vox populi beugen. Das Fussvolk hielt wenig von Spallettis «Daumen runter». Seit der Wiederaufnahme in die 1. Mannschaft schoss Totti in elf (Teil-)Einsätzen sieben Tore und leistete vier Assists.
Und so macht Totti weiter und jagt zumindest noch einen Rekord. Auf die 274 Tore von Silvio Piola (1929 bis 1954) wird er zwar wahrscheinlich in Gottes Namen nicht mehr kommen. Doch wenn Totti tatsächlich auch nächste Saison noch spielt und nach dem 21. Oktober 2017 ein Tor schiesst, ist er der älteste Torschütze der Serie A. Vorerst gehört dieser Rekord noch dem früheren Verteidiger Alessandro Costacurta. Auch dieser ist eine Legende. Er bestritt für Milan insgesamt 663 Pflichtspiele. Sein letztes von insgesamt nur drei Toren war ihm am 19. Mai 2007 gelungen.
Totti gehörte damals nicht zu den Gratulanten. Er wurde nie ein Teamkollege von Costacurta im Zirkus von Silvio Berlusconi. An jenem Mai-Wochenende vor über neun Jahren spielte das Muttersöhnchen mit der AS Roma gegen Messina – und schoss zwei Tore. (sda)