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Klima im Corona-Jahr: Grafik zeigt, wie stark Emissionen zunehmen

FILE - In this April 26, 2020, file photo, empty lanes of the 110 Arroyo Seco Parkway that leads to downtown Los Angeles is seen during the coronavirus outbreak in Los Angeles, Calif. The world cut it ...
Wegen Corona war die Autobahn in Los Angeles im April 2020 verwaist. Bild: AP

Corona hilft dem Klima? Diese Grafiken zeigen, warum gerade das Gegenteil passiert

Noch nie in der Geschichte ist der Treibhausgas-Ausstoss so stark gesunken wie 2020. Nun geht es aber wieder steil bergauf.
02.03.2021, 16:5702.03.2021, 17:15
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Keine Flieger am Himmel, stotternde Industrie, leere Strassen: Die Corona-Krise hat 2020 weite Teile der Weltwirtschaft lahmgelegt. Auf den ersten Blick hat das Klima profitiert:

2020 sanken die CO2-Emissionen weltweit um rund zwei Milliarden Tonnen oder um fast 6 Prozent, heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Internationalen Energieagentur IEA. Die Hälfte davon erklärt sich durch geringeren Ölverbrauch von Luftfahrt und Motorfahrzeugen. Einen derart starken Rückgang habe es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie gegeben, schreiben die Autoren.

Die gute Nachricht täuscht. Schon im Dezember lag der CO2-Ausstoss gemäss der Energieagentur wieder zwei Prozent über dem Vorjahreswert (siehe Grafik oben).

Die nächste Illustrationen zeigt einen Hauptgrund: Chinas Wirtschaft hat sich nach dem frühen Corona-Lockdown sehr rasch erholt und entsprechend wieder massiv Treibhausgase ausgestossen. Sowieso hat sich die Industrieproduktion weltweit rasch erholt.

Corona bringt also nicht die ersehnte grüne Klimawende. Rund um den Globus pumpen die Regierungen Milliarden in die Wirtschaft, ohne einen klaren Klimaplan zu verfolgen. Viele Länder würden zum «business as usual» zurückkehren, in nicht nachhaltige Sachen investieren – und damit die Chance auf einen Wandel verpassen, so die IEA.

Das sagt der Klima-Experte

Wie sehr hilft das Corona-Jahr mit dem Rückgang der Treibhausgase im Kampf gegen den Klimawandel tatsächlich? Der Effekt sei vernachlässigbar, so der Schweizer Klimaexperte Martin Grosjean:

«Um das Klimaziel 2050 mit Netto Null zu erreichen, gewinnt man mit Minus sieben Prozent während einem Jahr ein paar Wochen, vielleicht Monate.»
Martin Grosjean

Er geht zudem davon aus, dass ein massiver Rebound-Effekt eintritt. Wie dies etwa nach der Finanzkrise 2008 der Fall war, als die Emissionen um 5 Prozent anstiegen. «Es herrscht Nachholbedarf. China hat gezeigt, wie schnell die Wirtschaft sich wieder erholt. Es gibt keine Anzeichen, dass der Rebound nicht stattfinden wird», sagte Grosjean im Februar im watson-Interview.

Investitionen von Regierungen müssten viel stärker in die Richtung fliessen, die einen nachhaltigen Weg verfolgen. Aber momentan sei man nicht überall in der Lage, dass man diese Entscheide treffen kann. «Wir müssen das Wirtschaftswachstum von den Emissionen entkoppeln», so der Direktor des Oeschger-Zentrums für Klimaforschung.

(amü)

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quelle: epa / christos bletsos
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101 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans12
02.03.2021 17:45registriert September 2019
Es ist eine sehr einfache Rechnung. Die Weltbevölkerung wächst. Und mit der an sich positiven Entwicklung des Wohlstands auch der Ressourcen Verbrauch pro Kopf. Ein paar bio Salatköpfe aus dem Garten helfen genau so wenig wie das Verteufeln der Fliegerei.
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dmark
02.03.2021 17:52registriert Juli 2016
Schauen wir uns dann nochmal die Werte an, welche mit Sicherheit erst recht in die Höhe schnellen werden, wenn man wieder ungehindert verreisen kann und alles offen ist.
Ich sehe schwarz für die Klimaziele. Die Menschheit ist definitiv zu egoistisch.
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Mäf
02.03.2021 17:09registriert Dezember 2014
Jede & jeder hats selbst in der Hand. Konsum reduzieren, auf weite Reisen verzichten, lokale Produkte kaufen und weniger / kein Fleisch essen. Wer da mithält, macht schon mal vieles richtig.
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