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Wenn auch 26 Antibiotika nicht mehr helfen

Tod durch resistente Bakterien – wenn auch 26 Antibiotika nicht mehr helfen

14.01.2017, 14:3314.01.2017, 14:43
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Eine Patientin in den USA ist an einer Infektion gestorben, nachdem alle 26 zugelassenen Antibiotika keine Wirkung bei ihr gezeigt hatten. Bei der Rentnerin sei ein multiresistenter Klebsiella-Pneumoniae-Keim gefunden worden. Dieser könne nicht wirksam mit Antibiotika behandelt werden, teilte das US-Seuchenabwehrzentrum CDC am Freitag mit.

Derartige Bakterien machen Medizinern zunehmend Sorge, weil sie Infektionen unheilbar werden lassen. Die Frau sei letztlich an einer Blutvergiftung gestorben, teilte das CDC mit. Sie habe sich in den vergangenen Jahren oft in Indien aufgehalten und sei dort wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden. Sie kam dann in ein Spital im US-Bundesstaat Nevada, wo sie im September auf der Isolierstation gestorben sei. Alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika hätten nicht geholfen.

Visite d'une des chambres des nouvelles urgences geriatriques de l'hopital des Trois-Chene lors de l'inauguration qui a eu lieu ce mardi, 18 octobre 2016, a Geneve. Afin de contribuer a ...
Bild: KEYSTONE

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte den Klebsiella-Pneumoniae-Keim bereits als «dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen» eingestuft. Laut Experten liegt die Sterblichkeitsrate bei mit diesem Bakterium infizierte Menschen bei 40 bis 50 Prozent.

Wissenschaftler stellen eine steigende Zahl von Bakterien fest, die gegen Antibiotika resistent und damit kaum zu behandeln sind. Sie warnen, dass in einer post-antibiotischen Ära selbst leichtere Erkrankungen bei geschwächten Patienten zum Tode führen könnten.

Übermässige Einnahme gefährlich 

Im Mai 2016 war in den USA erstmals ein sogenannter Supererreger entdeckt worden, der gegen alle bekannten Behandlungsmethoden immun ist. Bei einer 49-Jährigen aus dem Bundesstaat Pennsylvania war bei einem Harnwegsinfekt ein E-Coli-Bakterium gefunden worden, gegen das kein Antibiotikum geholfen hatte.

Selbst gegen das Notfallantibiotikum Colistin zeigte sich der Supererreger immun. Die Frau überlebte dennoch. Das Bakterium enthielt ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika für multiresistente Keime werden lässt. Das sogenannte Mcr-1-Gen wurde bei der nun in Nevada verstorbenen Frau nicht gefunden. Bei der Autopsie ergab sich, dass ihr möglicherweise eine Behandlung mit dem Antibiotikum Fosfomycin geholfen hätte, das in den USA aber nicht zugelassen ist.

Multiresistente Erreger (MRE) sind vor allem im Spitalbereich ein weltweit wachsendes Problem. Der übermässige Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tiermast sowie eine unsachgemässe Einnahme der Medikamente fördert solche Resistenzbildungen (sda/afp)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sageits
14.01.2017 17:55registriert August 2016
Fosfomycil ist in der CH unter dem Markennamen Monuril erhältlich. Es wird bei Blasenentzündung als Einmaldosis, im Sachet als Pulverform, verschrieben. Daher könnten es einige kennen.
Was es bräuchte, ist eine internationale Strategie zur Bekämpfung von multiresistenten Keimen. In manchen Ländern sind Antibiotika frei käuflich und sie werden aus Unwissenheit oft zuwenig lang eingenommen, was Resistenzen fördert.
Fluch und Segen .... das sind Antibiotika. Ohne geht es nicht.
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piewpiew
14.01.2017 15:51registriert Oktober 2015
Aus diesem Grund müssen verschriebene Antibiotika-touren komplett durchfeführt werden. Auch wenn man sich nach 2 Tagen besser fühlt. Ausserdem sollte man sich Antibiotika nicht selber verschreiben und nur im Notfall benutzen
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Umbo
14.01.2017 17:12registriert Januar 2017
Mulitiresistente Keime, wie ESBL oder MRSA werden künftig die grösste Herausforderung der Medizin sein. Schuld daran sind Human-, Veterinärmediziner, wie auch der Staat. Die Menschen müssen aufgeklärt werden, wie man AB gezielt und richtig einsetzt. Ärzte sollten es wissen, aber als Tierarzt habe ich in Praktika teils mehr als unsachgemässen Gebrauch erlebt. Ein grosses Problem in der Veterinärmedizin ist, dass die Bauern AB verlangen, wenn sie es von einem TA nicht bekommen wechseln sie zu einem Anderen.
Die Lachszucht in Dänemark kommt mittlerweile praktisch ohne AB aus durch Impfungen.
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