Nach der achten Niederlage in Serie steht Ambri in der Tabelle inzwischen vor dem SCB. Sie halten trotzdem am Trainer fest. Warum?
Raëto Raffainer: Weil ein Trainerwechsel reiner Aktionismus wäre und ausser ein wenig Medienpräsenz gar nichts bringen würde. Wir müssen jeden Franken in die Qualität unserer Mannschaft investieren und sicher nicht in einen erneuten Trainerwechsel. Ich habe im Herbst bereits gesagt: Unsere Mannschaft hatte genügend verschiedene Trainer in den letzten Jahren.
Das ist richtig. Aber Sie stellen klar, dass Johan Lundskog auch nächste Saison an der Bande stehen wird. Sie setzen also in Zukunft auf einen Trainer, der meistens verliert. Sind Sie sicher, dass seine Autorität durch die vielen Niederlagen nicht Schaden nimmt? Einmal ist es für jeden Trainer die Niederlage zu viel.
Ja, ich bin sicher. Weil wir eine ganz andere Mannschaft haben werden. 13 Verträge laufen aus, die Hälfte der Spieler wird nächste Saison nicht mehr dabei sein. Wir wechseln also bei einem fahrenden Zug die Räder aus. Unser Sportchef hat auf nächstes Jahr viel Spielraum. Aber diese Ausgangslage führt jetzt zu Unsicherheit, weil viele um ihre Zukunft bangen, und es ist verständlich, wenn einer unter diesen Voraussetzungen nicht mehr die beste Leistung abrufen kann. Aber haben Sie die Partie in Lugano gesehen?
Nein.
Wir waren trotz zwölf Absenzen die bessere Mannschaft. So wie gestern spielt keine Mannschaft, die nicht hinter dem Trainer steht. Lugano hatte eine Gewinnchance von 38 Prozent. Wir waren besser, obwohl Lugano fast komplett antreten konnte.
Aber der SCB hat trotzdem verloren. Statistiken sind die schönsten Ausreden für Verlierer. Gerade bei einem Hockey-Unternehmen wie dem SC Bern zählen die Resultate. Der Zweck des Spiels ist der Sieg. Wer verliert, ist nie besser. Es kann ja nicht sein, dass der grosse SCB schon zufrieden ist, wenn er nach einer Niederlage theoretisch besser war.
Die Resultate sind nicht egal. Ein Sportmanager, der die Bedeutung der Resultate kleinredet, ist auf dem falschen Weg. Aber wir müssen endlich realistisch sein. Vor der Saison sahen uns die meisten Experten auf Rang 9 …
… aber nicht auf Platz 11.
Ein Grund, warum wir bei den Prognosen auf Rang 9 gesetzt worden sind, ist der erneute Qualitätsverlust im Vergleich zur letzten Saison. Wir haben Pestoni, Heim und Burren nicht ersetzt. Jetzt fehlt uns die Tiefe im Kader und nach vielen Ausfällen können wir kaum kompensieren. So entspricht Platz 9 oder 10 dem, was erwartet werden kann.
Aber eben nicht Rang 11.
Wir werden am Ende auch nicht 11.
Sondern?
Wir werden am Schluss ganz sicher die Pre-Playoffs erreichen und nicht 11. bleiben.
Es gibt eine Statistik, die den SCB, wenn ich richtig gezählt habe, im Vergleich zu Ambri mit 24:4 in Führung sieht.
Oh, Sie haben recherchiert. Da bin ich gespannt.
Der SCB hat seit 2017 insgesamt als Sportchef, Trainer, Assistenten und Goalietrainer 24 verschiedene Personen beschäftigt. Bei Ambri sind es im gleichen Zeitraum auf diesen Führungspositionen vier. Sportchef Paolo Duca, Trainer Luca Cereda, Assistent René Matte und Torhütertrainer Pauli Jaks.
(lacht) Ja, weil Sie beim SCB immer wieder Personen aus dem Amt geschrieben haben. Nein im Ernst, da sehen sie selbst, wie viel es bringt, kontinuierlich etwas aufzubauen. Obwohl die Medien Duca und Cereda im Tessin auch unter Druck setzten, weil die Erwartungshaltung mit dem neuen Stadion nicht dem Potential entspricht.
Aus dem Amt schreiben? Das ist gar nicht möglich. An so etwas wage ich nicht einmal zu denken und schon gar nicht bei Johan Lundskog. Sie überschätzen den Einfluss der Medien.
Da haben Sie wohl recht. Ich erinnere mich aus meiner Zeit beim Verband, dass Sie gegen mich und Patrick Fischer geschrieben haben, und wir sind beide immer noch im Business.
Patrick Fischer ist noch im Amt, weil die Nati sich stetig verbessert hat. Aber beim SCB gibt es keine Verbesserung. Trotz vielen Ausfällen müsste diese Saison eine Entwicklung sichtbar sein. Aber es sind immer noch meistens die gleichen Fehler der gleichen Spieler wie im Herbst, die zu Niederlagen führen.
Das sehe ich nicht so. Zwei der letzten acht Partien waren die besten der Saison. Obwohl wir in Zürich (3:4 – die Red.) und nun in Lugano verloren haben.
Aber eben doch verloren.
Bei der Beurteilung spielt es eine Rolle, wie und unter welchen Voraussetzungen wir verlieren. Nach all den Ausfällen am Wochenende hatte Johan Lundskog die schwächste Mannschaft der SCB-Neuzeit zur Verfügung. Wie bereits erwähnt, wir sind mit Hochtouren daran, die Mannschaft zu verstärken.
Das werden sie bestimmt, fragt sich nur im welchem Jahr!😂😂
Da kann ja nichts schiefgehen.