Immer, wenn man denkt, der Tiefpunkt sei erreicht, setzt Trump nochmals einen obendrauf. Einen Tag nachdem sich der Präsident der Vereinigten Staaten respektlos gegenüber Navajo-Indianern verhalten hat, holt er zum nächsten Schlag aus: Auf Twitter verbreitet der US-Präsident drei Videos mit anti-muslimischer Propaganda.
Der Inhalt der Clips ist teilweise so brutal, dass wir darauf verzichten, sie zu zeigen.
Zunächst werden die Videos von der rechtsextremen Britin Jayda Fransen vertwittert. Fransen ist Vizechefin der Gruppe «Britain First», die ein umfassendes Verbot des Islams in Grossbritannien fordert. Bisher kaum über die Grenzen der Insel bekannt.
Doch dann betätigt Donald Trump den Retweet-Button. Statt einige Tausend Personen bekommen die Clips nun über 43 Millionen Menschen zu sehen. So viele Twitter-Follower hat der US-Präsident momentan.
Trump lässt die Tweets unkommentiert, ruft auf seinem Twitter-Kanal stattdessen zum Boykott von CNN auf. Der News-Sender verbreite «Fake News».
Doch während der Präsident «Fake News CNN» schreit, stellt sich heraus, dass er gerade selber falsche Informationen verbreitet hat.
«Muslim migrant beats up Dutch boy on crutches!» – heisst es in einer der drei Video-Überschriften. Ein muslimischer Migrant soll also einen holländischen Jungen verprügelt haben.
Doch das stimmt nicht.
Der Vorfall hat zwar tatsächlich stattgefunden, doch die Religion des angreifenden Jungen wurde in keinem Polizeirapport oder dergleichen notiert.
Auch stellen die holländischen Behörden einige Stunden nach Trumps Retweet klar, dass der junge Mann in Holland geboren und aufgewachsen sei. Es handelt sich also nicht um einen Migranten.
A video has been shared on twitter in which an argument between two underage boys can be seen. This incident took place in May of this year. The public prosecution service Noord-Holland has studied the file submitted by the police. (1/2)
— OM Noord-Holland (@OMNoord_Holland) 29. November 2017
The suspect, who was born and raised in the Netherlands, received a HALT settlement (https://t.co/w62MNOFvug). This has been successfully completed. (2/2)
— OM Noord-Holland (@OMNoord_Holland) 29. November 2017
Am Nachmittag dann der nächste Hammer: Sarah Huckabee Sanders, die Sprecherin von Donald Trump, wird gefragt, ob es eine Rolle spielt, dass die Videos «fake» seien. Darauf antwortet sie:
«Ich will jetzt nicht über die Videos sprechen. Sie konzentrieren sich auf die falsche Sache. Die Bedrohung ist echt, und das ist das, was der Präsident anspricht.»
We are in the twilight zone.
— deray (@deray) 29. November 2017
Reporter: Does it matter that the video POTUS RT’d was fake?
Sarah Huckabee Sanders: The threat is real and that’s what POTUS is talking about. pic.twitter.com/MVO5rPy7EC
Es mag tatsächlich sein, dass sich Trump von der muslimischen Welt bedroht fühlt, dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass er «Fake News» verbreitet hat.
Falsch-Nachrichten, mit denen der Präsident der Vereinigten Staaten einen Keil zwischen das Christentum und den Islam treibt. Falsch-Nachrichten, mit denen der Präsident der Vereinigten Staaten sein fremdenfeindliches Gesicht so deutlich zeigt wie noch nie.
Das geht selbst der konservativen Regierung in London zu weit. Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May lässt am Nachmittag verlauten, es sei falsch gewesen, was Trump getan habe. Auch Brexit-Turbo Boris Johnson distanziert sich am Abend in aller Deutlichkeit von der Gruppierung «Britain First».
Britain First is a divisive, hateful group whose views are not in line with our values. UK has a proud history as an open, tolerant society & hate speech has no place here
— Boris Johnson (@BorisJohnson) 29. November 2017
Starjournalist Piers Morgan findet derweil noch weitaus deutlichere Worte. In einem viel beachteten Artikel der «Daily Mail» schreibt er: «Mr. Trump, das ist das Schlimmste, was Sie bisher als Präsident getan haben.» Gerade so gut hätte Trump aus dem Oval Office mit einem Hut des Ku-Klux-Klans zum amerikanischen Volk sprechen können, so Morgan. «Ich kann nicht glauben, was Sie getan haben.»
Hier sei angemerkt: Morgan war Trump bisher ziemlich wohlgesonnen.
Excellent piece by @piersmorgan on Trump: "this is the worst thing you have done as President"https://t.co/JnUTjD16nz pic.twitter.com/CkZuuUMq5Y
— Miqdaad Versi (@miqdaad) 29. November 2017
Morgan – und viele andere auch – fordern Trump nun dazu auf, die Retweets wieder zu löschen. Getan hat es der Präsident der Vereinigten Staaten bisher noch nicht.