Der Klimawandel – oder Klimakatastrophe, wie das Phänomen von einigen lieber genannt wird – schreitet voran. In den letzten Tagen wurde die durchschnittliche globale Rekordtemperatur mehrmals deutlich überboten. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Nach dieser Woche droht uns ein historischer Monat in Sachen Hitze.
Das Climate Change Institute der University of Maine stellt auf ihrer Website Climate Reanalyzer detaillierte Informationen zu den globalen Temperaturen seit 1979 bereit.
Laut der Website waren seit Beginn ihrer Datenerfassung die bisher heissesten Tage der 24. Juli 2022 und der 13. und 14. August 2016, mit einer jeweiligen Tagesdurchschnittstemperatur von 16,92 Grad Celsius.
Am Montag, dem 3. Juli wurden 17,01 Grad Celsius aufgezeichnet. Dieser Rekord wurde gleich darauf am Dienstag mit 17,18 Grad Celsius geradezu pulverisiert. Am Mittwoch wurde der Rekord egalisiert und am Donnerstag noch einmal überboten: Der globale Thermometer zeigte am 6. Juli 17,23 Grad Celsius an.
Das bedeutet: Jeder Tag in dieser Woche war – zumindest für kurze Zeit – der heisseste Tag der Geschichte. Bedingt durch die vier Rekordtage ist es deshalb möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass diese Woche die heisseste seit Messbeginn sein wird.
Verantwortlich für die Temperaturexplosion ist wahrscheinlich – neben dem menschengemachten Klimawandel – das Wetterphänomen El Niño. Bereits während des letzten El-Niño-Ereignisses um die Jahreswende 2015/16 wurden Rekordtemperaturen für einzelne Tage aufgestellt, die bis heute Gültigkeit haben.
Das Wetterphänomen im Ostpazifik hat allerdings gerade erst begonnen und es ist durchaus wahrscheinlich, dass es noch heisser wird. So erklärte Dr. Paulo Ceppi des Imperial Colleges in London gegenüber dem «Guardian», dass er es für möglich halte, dass der Temperaturrekord in den nächsten Tagen oder Wochen noch einmal gebrochen wird.
Dr. Karsten Haustein vermerkte, ebenfalls gegenüber dem britischen «Guardian», dass der Juli insgesamt der heisseste Monat aller Zeiten werden könne. Aller Zeiten bedeute in diesem Fall seit der letzten Warmzeit vor ungefähr 120'000 Jahren.
In der Karte unten ist die Abweichung der Temperaturen am 7. Juli 2023 von der statistischen Durchschnittstemperatur zwischen 1979 und 2000 dargestellt.
Auffallend ist dabei die Antarktis: In manchen Gegenden ist sie über 20 Grad Celsius zu warm, während in anderen Gebieten die Temperatur ungefähr 20 Grad Celsius zu kalt ausfällt. Gestern lag die gesamte Antarktis 3,7 Grad Celsius über dem statistischen Mittel. Damit fällt ihr Temperaturüberschuss deutlich höher aus als die Überschüsse der anderen, vom Climate Change Institute definierten Weltgebiete.
Wer sich jetzt an den Katastrophen-Film «The Day After Tomorrow» erinnert fühlt, liegt dabei gar nicht so falsch: Wie in dem US-amerikanischen Kultfilm spielen die Antarktis und die Weltmeere auch in der Realität eine wichtige Rolle in der Entwicklung der weltweiten klimatischen Bedingungen. Im März dieses Jahres wurde dazu im «Nature»-Magazin ein Artikel von der New South Wales University veröffentlicht. Dabei geht es um Tiefseeströmungen, die durch das Schmelzwasser der gigantischen Eisflächen der Antarktis gestört oder sogar unterbrochen werden könnten.
Wenn die Tiefseeströmungen zusammenbrechen würden, hätte das sehr wahrscheinlich katastrophale Auswirkungen auf das globale Klima und die Artenvielfalt in den Meeren. Die Strömungen sind für den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff in den Weltmeeren enorm wichtig, ohne diesen könnte es zu einem marinen Massenaussterben kommen. Ebenfalls wichtig sind die Strömungen beim globalen Wärmeausgleich. Wenn sie unterbrochen werden würden, könnte es das Schmelzen der Eisschilder in der Antarktis noch beschleunigen und damit den Meeresspiegel drastisch erhöhen. Ganze klimatische Zonen würden möglicherweise auch zusammenbrechen. So könnte Europa ohne die Strömungen aus dem Atlantik im Winter sehr viel kälter und im Sommer dafür umso wärmer werden.