Die Gewerkschaft Unia stellt nach dem angekündigten Rückzug des italienischen Modehändlers OVS aus der Schweiz eine Reihe von Forderungen. Die Betreiberin der rund 140 OVS-Filialen Sempione Schweiz, die in Nachlassstundung geht, müsse ihre soziale Verantwortung gegenüber den Angestellten wahrnehmen, so die Unia.
Nun müsse über flankierende Massnahmen wie etwa ein Job-Center sowie über finanzielle Entschädigungen verhandelt werden, foderte die Unia am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Sei Sempione Fashion dazu nicht mehr in der Lage, müsse das italienische Mutterhaus seine Verantwortung übernehmen und zur Hilfe kommen, heisst es weiter.
Unia wirft dem Unternehmen vor, seine tatsächliche Situation verheimlicht zu haben. Dadurch habe OVS verhindert, dass die Beschäftigten erforderliche Massnahmen ergreifen konnten. Dass sich ein Unternehmen einer internationalen Gruppe so verhalte, sei «schlichtweg verantwortungslos», kritisierte die Unia.
Die Gewerkschaft schreibt gar von «Ränkespielen» des Unternehmens. Statt einer gesetzmässigen Restrukturierung habe OVS die Angestellten so unter Druck gesetzt, dass ein Teil von ihnen entweder gekündigt hat oder krank geworden ist. Die Unia habe dem Arbeitsinspektorat mehrere Fälle melden müssen.
Am Mittwochabend hatte Sempione Fashion mitgeteilt, dass ihr beim Bezirksgericht Höfe eingereichtes Gesuch um provisorische Nachlassstundung bewilligt wurde.
Trotz umfangreicher Sparmassnahmen und Investitionen habe die Gesellschaft bisher keine profitable Basis für ihr Schweizer Geschäft erreicht, begründete die Gesellschaft diesen Schritt. Die anhaltend ungenügenden Umsätze hätten zu massiven finanziellen Engpässen geführt.
Das Ziel der Nachlassstundung sei es, einen Konkurs und damit die sofortige Einstellung des Betriebs zu verhindern. Der Betrieb der OVS-Läden wird für eine beschränkte Dauer weitergeführt, ein Liquidationsverkauf ist geplant. Zudem will Sempione Fashion zumindest einen Teil der Filialen an Dritte übertragen. Die Fäden hat nun ein Sachwalter in den Händen. Von den Vorkommnissen sind rund 1150 Mitarbeitende betroffen.
OVS ist erst im Dezember 2016 mit dem Kauf der ehemaligen Filialen von Charles Vögele in den Schweizer Markt eingetreten. Die Vögele-Läden wurden komplett umgebaut und in OVS umbenannt. Es ist von Investitionen in Höhe von 40 Millionen Franken die Rede. OVS ist an der Mailänder Börse kotiert. (sda/awp)