Wirtschaft
Graubünden

Der *****-Konkurs von Flims ist ein schlechtes Omen für den Luxus-Hotelturm in Vals

1 / 12
Nobelhotel Waldhaus in Flims ist pleite
Das Parkhotel Waldhaus in Flims.
quelle: keystone / arno balzarini
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Der *****-Konkurs von Flims ist ein schlechtes Omen für den Luxus-Hotelturm in Vals

Das 5-Sterne-Hotel Waldhaus in Flims hat die Bilanz deponiert. Der Konkurs ist symptomatisch: Selbst für Luxushotels wird die Luft im Ferienland Schweiz dünn.
09.04.2015, 12:5509.04.2015, 13:31
Mehr «Wirtschaft»

Seit der Eröffnung im Jahr 1877 hat das Hotel Waldhaus in Flims einige Krisen überstanden. Nun gab es keine Rettung mehr: Am Dienstag musste eines der führenden Hotels in Graubünden wegen Überschuldung die Bilanz deponieren. Dank einer Auffanggesellschaft kann der Betrieb weitergeführt werden. Inzwischen wird ein Käufer für die Luxusherberge gesucht. Die heutigen Betreiber warben an der Medienkonferenz vom Dienstag mit «äusserst günstigen Konditionen».

Der Waldhaus-Konkurs ist nicht die erste Pleite eines 5-Sterne-Hotels in Graubünden. Im letzten Jahr sorgte das Intercontinental in Davos, wegen seiner extravaganten Form «goldenes Ei» genannt, für Schlagzeilen. Nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung warf die Betreiberfirma das Handtuch. Eine Nachfolgerin war sofort zur Stelle, dennoch zeigen die Hotelpleiten, dass in der Schweizer Luxushotellerie nicht alles Gold ist, was glänzt.

Das Intercontinental in Davos, auch «goldenes Ei» genannt.
Das Intercontinental in Davos, auch «goldenes Ei» genannt.Bild: KEYSTONE

So konnte das Waldhaus in Flims zuletzt steigende Buchungszahlen ausweisen. Der Konkurs liess sich dennoch nicht abwenden. Und mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Nationalbank hängt ein Damoklesschwert über dem Schweizer Tourismus. Als Ausweg wurde verschiedentlich eine Fokussierung auf das gehobene Segment empfohlen. Der Schweizer Fremdenverkehr müsse sich auf gut betuchte Feriengäste ausrichten.

Doppelt so hohe Zimmerpreise

Leichter gesagt als getan. Denn auch das Luxussegment hat mit den strukturellen Nachteilen des Standorts Schweiz in Form von hohen Kosten zu kämpfen. Dies zeigt eine Studie, die von der Gruppe Swiss Deluxe Hotels in Auftrag gegeben wurde. Demnach müssten Schweizer 5-Sterne-Hotels faktisch doppelt so hohe Zimmerpreise verlangen wie die ausländische Konkurrenz, um den Kostennachteil aufzuwiegen. Dies ist selbst in Topdestinationen wie St.Moritz und Zermatt illusorisch.

«Die Schweizer Luxushotellerie ist nicht generell in Notlage», meint Siro Barino, Geschäftsführer von Swiss Deluxe Hotels, auf Anfrage von watson. Es stünden jedoch grosse Herausforderungen aus wirtschaftlicher und wirtschaftspolitischer Sicht an. Barino erwähnt unter anderem eine Flexibilisierung und Entbürokratisierung des Arbeitsmarktes, einen Abbau der Handelshemmnisse oder die definitive Festsetzung des reduzierten Mehrwertsteuer-Satzes für die Hotellerie.

Stammkunden vernachlässigt

In Flims kommt eine Herausforderung hinzu. Zwar verfügt der Bündner Ferienort mit der Nachbargemeinde Laax über ein attraktives Skigebiet. Ansonsten aber fehlen Angebote für eine gehobene Klientel. Das Waldhaus buhlte in den letzten Jahren vermehrt um Gäste aus neuen Märkten wie Brasilien und Russland. Mit überschaubarem Erfolg. Gleichzeitig habe man beim Marketing die Stammkundschaft aus der Schweiz «ein wenig vernachlässigt», räumte Verwaltungsratspräsident Gion Fravi im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» ein.

Das Waldhaus setzte in den letzten Jahren verstärkt auf Zweitwohnungen. 
Das Waldhaus setzte in den letzten Jahren verstärkt auf Zweitwohnungen. Bild: KEYSTONE

In den letzten Jahren kam das Flimser Traditionshaus faktisch nur noch mit dem Verkauf von Zweitwohnungen über die Runden, die im weitläufigen Hotelpark erbaut worden waren. Die Zweitwohnungs-Initiative und das in der Frühjahrssession beschlossene Gesetz schieben diesem Geschäftsmodell einen Riegel. Nachhaltig ist es ohnehin nicht, denn kalte Betten liefern keine konstanten Einnahmen. «Mit dem Bau von Zweitwohnsitzen sicherten sich Hotels landauf, landab in der ganzen Schweiz zwar regelmässig flüssige Mittel, sie machen sich aber auch selber überflüssig», kommentierte die Zeitung «Südostschweiz».

Strukturelle Probleme

Siro Barino von Swiss Deluxe Hotels sieht die «Quersubventionierung» mit Zweitwohnungen ebenfalls kritisch: «Ein Hotel sollte sich grundsätzlich nachhaltig aus dem eigenen Betrieb heraus finanzieren können. Auch wenn das nicht immer einfach ist.» Für ausserordentliche Investitionen in die Infrastruktur, wie sie speziell im 5-Sterne-Segment laufend notwendig seien, brauche es eine gesunde Kapitalisierung und eine starke Eigentümerschaft, erklärt Barino. 

Turm in Vals

1 / 19
Turm in Vals
So soll der 380-Meter-Turm von Vals aussehen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Das lässt nicht nur Fragen offen zur Zukunft des Waldhaus, sondern auch zum neusten Prestigeprojekt im Bündner Fremdenverkehr, dem 380 Meter hohen Hotelturm «Femme de Vals», den Investor Remo Stoffel für 300 Millionen Franken errichten will. Die strukturellen Probleme sind in Vals noch grösser als in Flims: Ausser der Therme hat das Dorf kaum etwas zu bieten für die verwöhnte Expat-Klientel, die Stoffel anvisiert und die nach seiner Vorstellung länger als nur ein paar Tage im Turm residieren soll. Das Skigebiet in Vals besteht aus wenigen Pisten, die verkehrsmässige Erschliessung ist suboptimal.

Grundsätzlich seien Innovationen, Visionen und Investitionen in den Tourismus-Standort Schweiz zu begrüssen, kommentiert Siro Barino das Valser Prestigeprojekt. «Doch genauso gilt es, eine Harmonie mit der Umgebung zu finden, welche schlussendlich einen Mehrwert für die ganze Region darstellt.» Eine Herausforderung, die in Vals noch grösser ist als der Bau des Turms.

So schön war Werbung früher

1 / 8
So schön war Werbung früher
Mal ganz ohne Schnee, dafür auch etwas günstiger: ein Entwurf von Roger Broders, der geschätzte Wert liegt bei etwa 1800 bis 2400 Euro.

Christie's Images Limited 2013
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Tesla plant Massenentlassung – angeblich trifft es jeden 10. Angestellten
Tesla hat laut Medienberichten vor, im grossen Stil Stellen zu streichen. Weltweit soll die Belegschaft radikal reduziert werden.

Der E-Autohersteller Tesla plant offenbar, weltweit mehr als 10 Prozent aller Stellen zu streichen. Das berichtet das «Handelsblatt» unter Berufung auf ein internes Schreiben des Autobauers. Von dem Abbau sollen insgesamt 14'000 Mitarbeiter betroffen sein. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Tesla-Chef Elon Musk demnach an die Belegschaft.

Das Unternehmen sei schnell gewachsen und habe sich durch den Bau zahlreicher Fabriken weltweit immer weiter vergrössert. «Aufgrund dieses schnellen Wachstums kam es in bestimmten Bereichen zu einer Dopplung von Rollen und Aufgaben», erklärt der Konzernchef. Tesla antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

Tesla hatte zuvor für das erste Quartal 2024 einen Rückgang bei den Verkaufszahlen von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet. Bei Branchenbeobachtern erregte insbesondere der erhebliche Anstieg des Lagerbestands für Aufsehen.

Zur Story