Prototyp des alternden Rockgottes: Mick Jagger wird 75

Prototyp des alternden Rockgottes: Mick Jagger wird 75

26.07.2018, 08:08

Er ist einer der einflussreichsten Musiker der Rockgeschichte und seit über 50 Jahren Leadsänger und Songwriter der Rolling Stones. Am heutigen Donnerstag wird Mick Jagger 75.

Der Frontmann der Rolling Stones hat seinem Ruf als Playboy immer Ehre gemacht und mit 72 noch ein Kind gezeugt, mit seiner derzeitigen Lebensgefährtin, der Ballerina Melanie Hamrick.

Die Hassliebe zwischen Stones-Gitarrist Keith Richards und ihm hat in den gemeinsamen Jahrzehnten nicht nachgelassen; Richards lästerte bereits im «Wall Street Journal Magazin»: «Es ist Zeit für eine Vasektomie - du kannst in diesem Alter kein Vater mehr sein. Die armen Kinder!» - und entschuldigte sich danach auf Twitter. Inzwischen ist die Rocklegende Urgrossvater, fünffacher Grossvater und Vater von acht Kindern zwischen einem und 47 Jahren.

Obwohl es regelmässig zwischen Jagger und Richards kracht, schreiben sie wie ein altes Ehepaar seit über einem halben Jahrhundert einen Hit nach dem anderen, darunter Klassiker wie «(I Can't Get No) Satisfaction», «Sympathy For The Devil», «Honky Tonk Women» und «Jumpin' Jack Flash». Die Musik kittet sie zusammen - sowie die Interventionen von Gitarrist Ron Wood und Schlagzeuger Charlie Watts. Bald bringen die vier Rock-Dinosaurier gemeinsam 300 Jahre auf die Bühne.

Schon als Baby lauter als Sirenen

Mick Jagger wurde angeblich nur deshalb in dem Londoner Vorort Dartford geboren, weil es seine Eltern 1943 während der Luftangriffe nicht mehr nach London hinein schafften. Laut einem Biographen war seine Stimme schon damals durchdringender als die Luftschutzsirenen. Er kam aus einer Lehrerfamilie - Vater, Mutter und Grossvater unterrichteten. Aber das kam nie für ihn in Frage - «keine Geduld!» sagte er dem irischen Sender «RTE».

Der junge Mick testete seine Bühnenpräsenz mit 12 heimlich bei Auftritten mit örtlichen Rockbands, sang und tanzte auf Familienfesten. Am 17. Oktober 1961 traf er seinen früheren Schulkameraden Keith Richards am Gleis 2 des Dartforder Bahnhofs wieder.

Der Rest ist Geschichte: Auftritt im legendären Marquee-Club in London, ihre erste Single als Rolling Stones, dann der erste weltweite Hit mit «(I Can't Get No) Satisfaction» 1965. Seither haben sie mehr als 300 Millionen Tonträger verkauft und spielen in ausverkauften Stadien auf der ganzen Welt.

Filmrolle in einem Thriller

Trotzdem war es ein Schock für Jaggers Eltern, als er ihnen eröffnete, dass er sein Studium an der renommierten London School of Economics gegen eine Karriere als provokanter Anti-Beatle eintauschen wollte. «Damals war es wirklich kein Beruf, in einer Rockband zu sein. Das war etwas, was man machte, wenn man aus einem relativ armen Hintergrund stammte», erzählte er dem irischen «Independent». «Natürlich machten Leute Karriere im Showbusiness, aber nicht in dem Genre.»

Neben den Stones gab es für Jagger auch immer eigene Musik-Projekte. 1985 erschien sein erstes Soloalbum «She's The Boss». Beim Live-Aid-Konzert 1985 trat er an der Seite von Tina Turner auf, später veröffentlichte er mit David Bowie «Dancing In The Street». Auch auf der Leinwand war er zu sehen. So spielte er zum Beispiel in Nicolas Roegs Kultthriller «Performance» (1968) mit.

Strenge Selbstdisziplin

Touren wie die kürzlich beendete Europatour No Filter übersteht Jagger mit strikter Routine: Ein frühes Abendessen, ein letzter Check auf der Bühne. Dann wärmt er sich auf, bevor er 45 Minuten lang Stimmübungen macht, damit er die zweistündige Show durchsteht.

Aufhören wird er noch lange nicht, im Gegenteil: «Ich schreibe gerade», gestand er dem «Independent» in einem seiner seltenen Interviews; Songs, hauptsächlich für die Stones. «Ich denke nicht wirklich viel darüber nach, was ich geschrieben habe. Ich ackere mich einfach immer weiter durch, wirklich.»

Obwohl er seit 56 Jahren der Frontmann der Stones ist, reisst er sein Millionenpublikum immer noch mit. Harte Arbeit, verrät er dem irischen Sender «RTE»: «Man kann die Songs nicht einfach runtersingen. Du musst dich wirklich reinverbeissen. Du siehst die Leute, für die du sie singst, du hast diesen Austausch an Gefühlen. Darum geht es.»

Verfasserin: Uli Hesse, dpa (sda/dpa)

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