Die US-Regierung steht vor einem Mysterium. «Für das alles gibt es keine vernünftige Erklärung», sagt ein ehemaliger CIA-Offizier gegenüber der Nachrichtenagentur AP. «Rätsel über Rätsel über Rätsel.»
Was ist passiert?
Die USA eröffneten 2015 nach mehr als 50 Jahren Eiszeit ihre Botschaft in Kuba. Doch die Diplomaten werden seither immer wieder Opfer seltsamer «Akustik-Attacken». 21 US-Amerikaner sind mittlerweile betroffen, wie AP heute berichtet.
Wie ein US-Diplomat erzählt, habe er in einem Hotel in Havanna geschlafen, als er plötzlich von einem drückenden Geräusch geweckt worden sei. Er sei aufgestanden, einige Schritte gegangen, worauf der Ton auf einen Schlag aufgehört habe. Darauf habe er sich entschieden, wieder ins Bett zu liegen. Doch plötzlich sei das Geräusch wieder aufgetaucht. Als ob sich eine durchsichtige Wand im Zimmer befunden hätte.
Gemäss neuen Erkenntnissen fand ein Teil der Angriffe in Hotelzimmern statt. Manchmal auch nur in einem genau begrenzten Bereich des Zimmers. Mit der Präzision eines Lasers. Bisher waren nur Fälle bekannt, in denen die Diplomaten zuhause attackiert wurden.
Das Problem: Die Fälle unterscheiden sich alle stark. Die Opfer klagen über verschiedenste Beschwerden. Die US-Behörden stehen vor einem Puzzle, bei dem momentan kein Stück in das andere zu passen scheint.
Einige Diplomaten hörten ein Klingeln wie bei einem Wecker. Als sie sich vom Bett entfernten, hörte dieses sofort wieder auf. Andere berichteten von einem Geräusch, das sich anhörte wie das Zirpen von Zikaden. Auch Vibrationen wurden teilweise wahrgenommen und einige Diplomaten hörten und spürten gar nichts. Doch die Symptome kamen später trotzdem.
Die Beschwerden unterscheiden sich stark: Von leichten Hirnverletzungen über Balance-Problemen bis hin zu Gedächtnisverlust ist alles dabei.
Experten sind verblüfft. Zwar wäre es durchaus möglich, solche gezielten Akustik-Attacken durchzuführen, allerdings bräuchte es dafür wohl ein ziemlich grosses Gerät, das nicht einfach versteckt werden könnte. Doch weder die Opfer, noch das FBI, das die Tatorte untersuchte, konnten bisher etwas finden. Auch sei es eigentlich nicht möglich, nur mit diesen Geräuschen Hirnschäden zuzufügen, meint ein Experte gegenüber AP.
Zunächst vermutete man in den USA, Kuba stecke dahinter. Doch Havanna wies bisher sämtliche Vorwürfe zurück. Kuba würde es nie erlauben, dass auf seinem Territorium Attacken gegen akkreditierte Diplomaten durchgeführt würden, heisst es in einem offiziellen Statement.
Im August wies die Trump-Regierung als Reaktion auf die Angriffe zwei kubanische Diplomaten aus. Wie es weitergeht, bleibt offen. Eins ist klar: Die Vorfälle bergen reichlich Zündstoff. Das erst kürzlich eingetretene Tauwetter zwischen Havanna und Washington könnte sich wieder rapide abkühlen. (cma)