Heute beginnt der dreitägige Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in den USA. Er hat Grosses vor: Er will mit US-Präsident Donald Trump einen gemeinsamen Plan für Syrien besprechen und ihn ausserdem davon überzeugen, nicht aus dem Atom-Abkommen mit dem Iran auszusteigen.
Um seine Ziele zu verfolgen, hat Macron eine ehrgeizige Charmeoffensive gestartet – auf Trumps Lieblingsfernsehkanal Fox News. Dies, wohl wissend, dass nicht nur die Fans des amerikanischen Präsidenten einschalten werden, sondern auch Trump selber den Auftritt beobachten wird.
French leader @EmmanuelMacron tells @FoxNewsSunday he has a 'very special relationship' with President @realDonaldTrump, says they both followed unusual paths to political power. Watch the full interview today at 2p and 7p ET on Fox News Channel. https://t.co/McwXwXqfX1 pic.twitter.com/DIzWniRIRg
— Fox News (@FoxNews) 22. April 2018
Im Interview betonte Macron die Ähnlichkeiten zwischen ihm und Trump. Er sagte: «Wir haben eine besondere Beziehung, wahrscheinlich, weil wir beide Aussenseiter sind.» Die Wahl von Präsident Trump sei in den USA wohl für viele unerwartet gewesen. Und so sei es auch bei seiner Wahl in Frankreich gewesen. «Wir sind beide nicht Teil des klassischen politischen Systems.»
Das Verhältnis zwischen ihm und Trump sei sehr eng. Er arbeite mit ihm, weil «wir beide unseren Ländern dienen». Das gelte selbst dann, wenn man Differenzen habe. Die USA und Frankreich hätten eine lange Geschichte, sagte Macron. Er verwies dabei ausdrücklich auf die Verdienste der USA bei der Befreiung Europas von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg.
Macron verlangt eine dauerhafte Rücknahme der Strafzölle, die Trump für Stahl und Aluminium aus der EU erhoben hatte. «Man führt keinen Handelskrieg gegen seine Verbündeten», sagte er.
Er warnte Trump davor, sich in zu viele Konflikte zu verstricken. «Wenn man gegen jeden Krieg führt, einen Handelskrieg gegen China, einen Handelskrieg gegen Europa, Krieg in Syrien, Krieg gegen den Iran – komm schon, das funktioniert doch nicht.» In brüderlicher Freundschaft erinnerte er Trump: «Wir sind die Verbündeten.»
Trotz den vermeintlichen Ähnlichkeiten: Politisch handelt Trump nicht immer so, wie Macron es gerne hätte. Im Fall von Syrien wird Macron versuchen wollen, Trump von seiner Gegenposition wegzuführen. Dieser äusserte seine Absichten kürzlich so: «Ich will raus, ich will die Truppen nach Hause bringen, ich will mit dem Wiederaufbau unserer Nation beginnen.»
Doch Macron macht sich für das Gegenteil stark. Er sagt, man müsse vor Ort ein neues System aufbauen. Dazu sei die Rolle der USA enorm wichtig und den Verbleib der amerikanischen Truppen unabdingbar.
Bezüglich dem Fortbestand des Atomabkommens mit dem Iran ist Macron pragmatisch. Er sagt: «Ist diese Vereinbarung perfekt? Nein. Aber gibt es bessere Optionen? Ich sehe sie nicht.»
Einen Plan B gebe es in der Angelegenheit nicht. «Meine Botschaft ist: Lasst uns den Vertrag jetzt nicht verlassen.» Er wolle aber dazu appellieren, Irans Rolle in der Region zurückzudrängen. Ausserdem solle der Atom-Deal um das Thema ballistischer Waffen ergänzt werden.
Das Atomabkommen mit dem Iran ist Trump verhasst. Am 12. Mai läuft eine Frist ab, bis zu der er erneut über dessen Fortbestehen entscheiden muss. Es gibt Stimmen im Weissen Haus, wonach er sich aus dem Abkommen zurückziehen wolle.
Das Atomabkommen wurde 2015 vom Iran, den UN-Vetomächten USA, Russland, China, Frankreich und England sowie Deutschland abgeschlossen. Das Abkommen soll die Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran normalisieren und Sanktionen abbauen. Im Gegenzug verpflichtet sich der Iran sein Atomprogramm zu beschränken. Der US-Präsident muss alle 120 Tage entscheiden, ob das Abkommen weiterhin gelten soll.
Als Geschenk wird Macron Trump einen Eichenbaum aus dem Wald von Belleau, nordöstlich von Paris, mitbringen. Während dem 1. Weltkrieg kam es dort im Juni 1918 zu einer Schlacht zwischen deutschen und amerikanischen Streikräften.
Die Deutschen befanden sich auf dem Vormarsch nach Paris und konnten nach einem Angriff der Amerikaner in die Flucht geschlagen werden. Die geschlagenen Feinde verpassten den Amerikanern daraufhin den Spitznamen «Teufelshunde». (sar)