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Pendlertraum

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I wanna be im Schatzchäschtlii

Pendlertraum

Warum ich einen Traum habe, in dem «sch» «sh» sein kann – und das völlig in Ordnung ist.
03.06.2014, 14:1203.06.2014, 17:50
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Was das schriftliche Schweizerdeutsch angeht, gibt es ja immer wieder Interpretationsfragen. Manche setzen ein -ä an den Schluss von Verben, andere ein -e. Das Luzerner o ist in Zürich ein u. Des Aargauers «ned» ist andernorts ein «nid» und nochmals woanders ein «nöd». Was ich als Chlüübe bezeichne, kann auch Chnüüble oder Chlemme heissen. 

Ich finde das wunderbar. Nationale Diversität! Schweizerdeutsch Olé!

«Sch» soll immer «sch» bleiben

Wo wir uns wahrscheinlich – oder die meisten von uns – einig sind, ist dass ein «sch» ganz einfach ein «sch» sein sollte. Und keinesfalls ein «sh». Wirklich, wirklich nicht. Okay, vielleicht wenn man zwölf Jahre alt ist – aber selbst dann find ich's schwierig.

Die Sprachperversität hört ja aber eben da noch nicht auf. Leider. «Sp» wird ja dann auch zu «shp» und «tz» zu «dds» und jeder Endvokal wird mindestens vervierfacht. Ehrlich wahr. Und so war ich denn visuell ein bisschen angeekelt, als ich kürzlich wieder einmal den Ausdruck «Shpaddsiiii» zu lesen bekam. Falls Sie das nun nicht entziffern können, geschätzter Leser, geschätzte Leserin (was durchaus für Sie sprechen würde): Es handelt sich um den Diminutiv des Kosewortes «Spatz». 

«Shpaddsiiii». Wäh!

«Der einzige Ort im Land, wo so was erlaubt.»

Nun. Glücklicherweise fand sich dieses Wort an der einzigen Stelle im ganzen Land, wo es erlaubt ist, ja, wo es gar hingehört. Im Schatzchästli. Kennen Sie das? Meine absolute Lieblingsrubrik in einer Schweizer Abend-Pendlerzeitung. Dort tummelt sich die Crème de la Crème der hormongetränkten, endorphinerfüllten Pendlergemeinschaft. Winzige Liebesbotschaften, Vermisstmeldungen, Entschuldigungsschreiben und Anmachen finden sich in den magischen Gefilden des Schatzchästlis.

«Gester i de S12. Du, blond, schwarzes Oberteil, häsch mich zwüschet Stadelhofe und HB aglächlet. Bitte schriib mir. laechelzwischenstadelhofenundhbs12lolblond@gmx.ch.»

«Es ish ohni Zunge gsi. Ich shwör.»

«Marco ich vermis dich. Es tut mir so leid. Bite chum zrug zu mir. Er bedütet mir gar nüt. Es ish ohni zunge gsi. Ich shwör. Libe dich. Sändi»

«Liebs Bärlistinkhäsli. Alläs Guäti zum 3wüchigä. Liäb di für immär. Dis Tigereinhornfüchsli.»

Und dann ist da eben auch noch «Shpaddsiiii». «Heiiiiii Shpaddsiiii,sho siiiit 5 jaaaahr bish du mini beshd fründiiiiiin. Görlpauer for leiiiiiif! Tsüriii forewer! Lov juuuuuu!!!! Diiis Bühsiiii». 

Ich schwöre Ihnen, ich finde solche Nachrichten derart grossartig, dass ich mir manchmal das Pendlerleben zurückwünsche. Und manchmal – ja, manchmal träume ich gar davon, selbst mal darin aufzutauchen. Denn es ist schon was Aussergewöhnliches, das Schatzchästli, nicht? Oder soll ich sagen ... das Shaddschäshdli?

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Yonni Meyer
Sie gilt als das neueste Schweizer Facebook-Phänomen: Yonni Meyer schreibt als Pony M. über ihre Alltagsbeobachtungen - direkt und scharfzüngig. Tausende Fans lesen mittlerweile jeden ihrer Beiträge. Bei watson schreibt die Reiterin ohne Pony - aber nicht weniger unverblümt.

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