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Post-Covid-Syndrom nach Corona: Monatelange Müdigkeit als Spätfolge

Post-Covid-Syndrom – wer Corona hatte, ist oft monatelang müde

Die Auswirkungen des Coronavirus auf Körper und Psyche sind vielseitig. Ärzten bereitet aktuell das Post-Covid-Syndrom Sorgen. Dieses bleibt bei vielen Patienten unentdeckt.
17.11.2020, 08:47
Melanie Weiner / t-online
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Wer Corona überstanden hat, muss sich vielleicht mit den Spätfolgen herumschlagen.Bild: Shutterstock
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t-online

Nach einer überstandenen Infektion mit dem Coronavirus  SARS-CoV-2 berichten einige Menschen von Symptomen wie ständiger Müdigkeit und Schwächegefühl.

Mediziner sprechen bei diesen Auffälligkeiten vom Post-Covid-Syndrom. Insbesondere Patienten mit leichten Covid-19 -Verläufen sind davon betroffen, schreibt die «ÄrzteZeitung».

Symptome nach leichten Erkrankungsverläufen

Zu den aufgetretenen Symptomen bei genesenen Covid-19-Patienten zählen:

  • anhaltende Müdigkeit
  • Erschöpfung (Fatigue)
  • Belastungsintoleranz
  • Vergesslichkeit
  • Albträume

Grund für diese Beschwerden könnte Experten zufolge ein psychologisches Trauma durch die Krankheit sein. Aber auch direkte Auswirkungen des Virus seien möglich. Nach bisherigem Kenntnisstand über Spätfolgen gehen Mediziner davon aus, dass das Coronavirus nicht nur die Lunge, sondern den gesamten Körper angreifen kann – darunter auch das Gehirn.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat auf erste wissenschaftliche Studien hingewiesen, die nahelegen, dass SARS-CoV-2  das zentrale Nervensystem schädigen könnte.

Chronisches Erschöpfungssyndrom als Folgeerkrankung

Auch das Chronische Erschöpfungssyndrom – oder Chronisches Fatigue-Syndrom (kurz CFS) – kann nach Covid-19 auftreten. Die Krankheit entsteht häufig nach überstandenen Infektionen und äussert sich durch folgende Symptome:

  • Schlafstörungen
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
  • Kopfschmerzen

Einige Betroffene leiden auch unter Depressionen . Dabei halten die Symptome mehr als sechs Monate an und werden zu chronischen Beschwerden.

«Mit fremden Menschen reden!» – das vermissen wir am Clubben am meisten

Video: watson/jara helmi

Ärzte rechnen in den kommenden Monaten weltweit mit einer starken Zunahme von CFS. «Besorgniserregende Daten liefern frühere SARS- und MERS-Epidemien, nach denen CFS gehäuft aufgetreten ist», erklärte Professor Dr. Carmen Scheibenbogen von der Charité Berlin dem Medizinmagazin «Medscape».

Auch Studien würden den Zusammenhang zwischen neu auftretenden Infektionskrankheiten und einem Anstieg von CFS untermauern.

Betroffene sollten sich an ihren Arzt wenden

Wenn Sie nach einer Covid-19-Erkrankung Symptome des Post-Covid-Syndroms feststellen, sollten Sie diese nicht herunterspielen und die andauernde Müdigkeit beispielsweise als Stress abtun. Ein Arztbesuch kann klären, ob Ihre Beschwerden möglicherweise mit Corona zusammenhängen oder ob bereits ein CFS vorliegt. Ausserdem erhalten Sie dort Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten.

Professor Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sagte etwa der «ÄrzteZeitung», man sei dabei, gezielte Rehabilitationsprogramme zu schaffen. In Hannover würden derzeit rund 100 Menschen mit einem Post-Covid-Syndrom behandelt.

«Die Patienten müssen ernst genommen werden», appellierte Welte an Ärzte in Kliniken und Praxen. Viele Betroffene würden sich beklagen, dass ihre Beschwerden einfach abgetan würden.

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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
17.11.2020 10:22registriert Februar 2014
Bestes Beispiel Donald Trump. Leidet stark unter dem Post-Covid-Syndrom und vergisst ständig Joe Biden zum Wahlsieg zu gratulieren ...
28231
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stereo
17.11.2020 09:40registriert Februar 2018
Post Covid Syndrom verstehe ich absolut! ich hatte 2014 das Pfeiffersche Drüsenfieber, leider fälschlicherweise als grippaler Infekt diagnostiziert und falsch behandelt. nach 4 Monaten kam der volle Hammer. Nur noch müde und keine Lust auf alles, inkl. so etwas wie Panik Attacken. Diagnose 1 vom Hausarzt: Burnout, Diagnose 2: oh, sie hatten mal das Pfeiffersches Drüsenfieber, EBV ist nachweisbar.
Fazit: alle Vitamin Spiegel waren auf einem sehr tiefen Niveau, teilweise schon gefährlich. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Einfluss Eisen, Vitamin D und vor allem auch das B12 haben!!
20111
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pali2
17.11.2020 09:03registriert September 2015
"Einige Betroffene leiden auch unter Depression." Schwierig, den Effekt der Erkrankung von den Effekten der Massnahmen zu trennen. Diese Zeit setzt vielen Menschen psychisch zu.
18867
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