Über zwei Jahre her ist es, seit sich die Briten 2016 in einer Volksabstimmung mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen haben, die Europäische Union zu verlassen. Seit dem ist vieles passiert, aber nur wenig wurde klar.
Sicher ist jedoch eines: Am 29. März 2019 erlischt die Mitgliedschaft Grossbritanniens in der EU. Die aktuellsten Entwicklungen:
Wegen des Brexit werden einer Studie zufolge Vermögenswerte über 800 Milliarden Pfund (890 Milliarden Euro) von Grossbritannien an Finanzmarktplätze in der Europäischen Union verschoben. «Je näher wir an den 29. März ohne Abkommen heranrücken, desto mehr Mittel werden umgeschichtet», sagt der Chef der Finanzdienstleistungssparte der Beratungsgesellschaft EY in Grossbritannien, Omar Ali.
Nach dem EU-Austritt Grossbritanniens brauchen in London ansässige Banken eine eigene Gesellschaft mit Banklizenz in einem EU-Land, um ihre Produkte und Dienstleistungen in den verbleibenden 27 Mitgliedstaaten vertreiben zu dürfen. Laut EY haben sich 80 Institute entschieden, ihr Geschäft von London zu verlagern. Mit zu den gefragtesten Städten gehören Dublin, Luxemburg, Paris und Frankfurt.
Das britische Parlament soll einem Medienbericht zufolge am Dienstag kommender Woche über das Brexit-Abkommen mit der Europäischen Union abstimmen. Wie die BBC berichtete, ist die Abstimmung für den 15. Januar geplant; am Montag lag zunächst noch keine offizielle Bestätigung seitens der Regierung vor.
Premierministerin Theresa May versucht, die Abgeordneten in London von einem mit Brüssel ausgehandelten Austrittsabkommen zu überzeugen, trifft dabei aber auf einen breiten Widerstand im Parlament. Die ursprünglich für den 11. Dezember geplante Abstimmung über das Brexit-Abkommen im Unterhaus hatte May nur einen Tag vorher in Erwartung einer sicheren Niederlage verschoben.
Mehr als drei Viertel aller britischen Industriebetriebe fürchten Verzögerungen im Warenhandel durch verstärkte Grenzkontrollen nach dem Brexit. Rund 76 Prozent der befragten Firmen sähen darin ein Risiko für ihr Geschäft, teilte der Industrieverband EEF mit. Der Industrieverband verwies unter anderem auf stärkere Schwankungen an den Devisenmärkten sowie höhere Beschaffungskosten als konkrete Belastungen.
Der britische Automarkt hat 2018 den schwersten Einbruch seit der Finanzkrise vor zehn Jahren erlitten. Grund für die Absatzflaute sind die Diesel-Krise, striktere Abgasvorschriften und die Verunsicherung der Kunden wegen der Unklarheiten um den nahenden Brexit. Der Neuwagenverkauf fiel um fast sieben Prozent auf 2,37 Millionen Fahrzeuge, wie aus Daten des Automobilverbands SMMT hervorgeht. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt 2008 mit einem Minus von 11,3 Prozent. Zugleich warnte Verbandschef Mike Hawes vor existenziellen Gefahren für die Branche mit ihren rund 850'000 Beschäftigten für den Fall eines ungeordneten EU-Ausstiegs der Briten. Nach zwei Rekordjahren infolge war der britische Autoabsatz bereits 2017 geschrumpft.
Die Mehrheit der Britinnen und Briten wollen gemäss einer erneuten Umfrage weiterhin lieber in der EU bleiben. Wenn es eine zweite Volksabstimmung gäbe, sprächen sich 46 Prozent für einen Verbleib und 39 dagegen aus, wie am Sonntag aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervorging. Die übrigen Befragten würden entweder nicht an einem solchen Referendum teilnehmen, sind noch unentschieden oder wollten sich nicht äussern.
Die Umfrage zeigt erneut, wie gespalten das Land in der Frage ist. Seit Monaten präsentieren Meinungsforscher ähnliche Ergebnisse, wobei der Anteil der Brexit-Gegner zuletzt leicht gestiegen ist. In der aktuellen Erhebung befragte YouGov mehr als 25'000 Wähler. Premierministerin May lehnt ein zweites Referendum strikt ab. (mlu/sda/afp/dpa/reu)