International
Pegida

Wer sich nach Köln plötzlich alles für Frauen einsetzt

Auch Rockergruppen setzen sich nach den Ereignissen von Köln gegen sexuelle Belästigung von Frauen ein. 
Auch Rockergruppen setzen sich nach den Ereignissen von Köln gegen sexuelle Belästigung von Frauen ein. 
Bild: EPA

Zuhälter, Hooligans, Trump – Guck, wer sich nach Köln plötzlich für Frauenrechte stark macht ... 

Die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht von Köln werden politisch und imagepflegerisch nach allen Regeln der Kunst ausgeschlachtet. Wer sich da alles plötzlich als Frauenrechtler zu erkennen gibt, ist bisweilen erstaunlich.  
12.01.2016, 08:5613.01.2016, 12:01
Mehr «International»

1. Donald Trump 

Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung mit seiner Tochter Ivanka. 
Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung mit seiner Tochter Ivanka. 
Bild: Scott Heppell/AP/KEYSTONE

Der republikanische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur ist bisher nicht als grosser Verfechter der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau aufgefallen, sondern eher als Misogyn. So hackt er im aktuellen Vorwahlkampf mit Vorliebe auf der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton und dabei wiederum mit Vorliebe auf dem ehemals ausschweifenden Sexualleben ihres Mannes Bill herum. 

Seine republikanische Konkurrentin Carly Fiorina beleidigte er mit Aussagen wie «Kuckt euch mal dieses Gesicht an. Ich meine, ich sollte nichts böses sagen über sie, aber kann man sich dieses Gesicht als das des neuen US-Präsidenten vorstellen? Come on.»

Und der CNN-Nachrichtenmoderatorin Megyn Kelly unterstellte er durch die Blume, sie habe «wohl menstruiert», nachdem sie ihn auf mannigfaltige frühere frauenfeindliche Bemerkungen angesprochen hatte. 

Nachdem er zuvor schon mexikanische Immigranten als Gefahr für die sexuelle Integrität von Frauen in den USA bezeichnet hatte, schlachtete er auch die Ereignisse von Köln aus: «Was in Deutschland an Silvester geschah, war ein Desaster. DENKT!»

US-Präsidenten und die Haarfrage

1 / 17
US-Präsidenten und die Haarfrage
Viele erfolgreiche US-Präsidenten hatten volles Haar. Zumindest das wäre kein Nachteil für Donald Trump im Wahlkampf. An seiner Haarpracht hat es nicht gelegen, sollte er nicht ins Weisse Haus einziehen.
quelle: fr56856 ap / stephen b. morton
Auf Facebook teilenAuf X teilen

2. Horst Seehofer 

Bild
Bild: MICHAELA REHLE/REUTERS

Seehofer ist als bayrischer Ministerpräsident und Vorsitzender der Christlich-Sozialen Union (CSU) bisher eher durch ein katholisches Geschlechterverständnis aufgefallen. Linke Feministinnen und insbesondere die linke Berliner TAZ hält Seehofer auch vor, 1997 gegen einen Straftatbestand «Vergewaltigung in der Ehe» gestimmt zu haben. Satireportale legen ihm bereits Zitate wie «Vergewaltigung ohne Trauschein dulden wir hier nicht! Wem das nicht passt, der kann gehen!» in den Mund. Nun tut sich Seehofer als Hardliner in Sachen Flüchtlingskriminalität hervor. Seehofer verlangt, dass die Strafen verschärft werden und rügt das ZDF, das zu spät auf die Ereignisse in der Silvesternacht reagiert hatte und spricht von einem medienpolitischen Skandal

3. Pegida und Pro Köln 

Pegida-Anhänger und solche der rechtsextremen Pro Köln werden an einer Demonstration vom 10. Januar von der Polizei auseinander getrieben. 
Pegida-Anhänger und solche der rechtsextremen Pro Köln werden an einer Demonstration vom 10. Januar von der Polizei auseinander getrieben. 
Bild: EPA/DPA

Die rechtsextreme Bewegung Pegida hat sich zwar schon in den Anfängen «die sexuelle Selbstbestimmung als rechtlich geschütztes Interesse» auf die Fahne geschrieben, sich damit aber eher auf die sexuelle Identität und Ausrichtung bezogen. Nun hat Pegida die Ereignisse in Köln genutzt, um auf dem Rücken der Opfer der Silvesternacht weiter Stimmung gegen Ausländer zu machen. Pegida-Anführer Lutz Bachmann ist wegen Volksverhetzung angezeigt worden, weil er die Veranstaltung mit dem offiziellen Slogan «Pegida schützt» mit dem Claim «Rapefugees not welcome» versehen hat. 

Pegida: Anhänger und Gegner

1 / 10
Pegida: Anhänger und Gegner
26. Januar 2015: «Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes» (Pegida) demonstrieren in Frankfurt am Main.
quelle: epa/dpa / arne dedert
Auf Facebook teilenAuf X teilen

4. Hooligans 

Erlebnisorientierte Fussballfans an einer Demonstration von «Hooligans gegen Salafisten» (HoGeSa) in Köln im vergangenen Oktober. 
Erlebnisorientierte Fussballfans an einer Demonstration von «Hooligans gegen Salafisten» (HoGeSa) in Köln im vergangenen Oktober. 
Bild: EPA/DPA

Wie gross die Schnittmenge zwischen Pegida-Anhängern und der Bewegung Hooligans gegen Salafisten (HoGeSa) ist, ist nicht näher erhoben. Jedenfalls sind politisch am mit Frauenrechten wenig vertrauten rechtskonservativen Rand zu verortende Hooligans an der samstäglichen Demonstration «Pegida schützt» mitmarschiert. Sie haben sich dabei hauptsächlich durch Stein- und Flaschenwürfe auf Polizisten und linke Gegendemonstranten ausgezeichnet. 

Hooligans gegen Salafisten

1 / 20
Hooligans gegen Salafisten
HoGeSa-Demo in Köln: Tausende nehmen am angeblichen Protest gegen Salafisten teil.
quelle: dpa / thilo schmãœlgen
Auf Facebook teilenAuf X teilen

5. Rocker 

Rocker des MC Outlaws bei einer Zusammenkunft von 2010 in Kaiserslautern anlässlich eines Mordprozesses gegen zwei Hells Angels.  
Rocker des MC Outlaws bei einer Zusammenkunft von 2010 in Kaiserslautern anlässlich eines Mordprozesses gegen zwei Hells Angels.  
Bild: EPA

Neben Rechtsextremen und Hooligans haben am Wochenende auch Rockergruppen auf die Ereignisse vom Silvester reagiert. Für Sonntagabend hatten sich Türsteher, Rocker und Hooligans über eine geschlossene Facebook-Gruppe verabredet, um in der Kölner Innenstadt «ein wenig aufzuräumen». Eine nicht genannte Rockergruppe aus dem Grossraum Köln liess gegenüber dem «Express» verlauten: «Wir ziehen zwar nicht in den Krieg, wir werden aber auch nicht wegsehen, wenn Frauen angegriffen oder begrapscht werden.» Eines der traditionellen Kerngeschäfte des Rockermilieus ist die Prostitution, beziehungsweise die Zuhälterei. Zwei Rocker sind am Sonntagabend in Köln von der Polizei überprüft worden. Sechs Pakistaner mussten nach Angriffen ins Krankenhaus gebracht werden. 

(thi)

Du hast watson gern?
Sag das doch deinen Freunden!
Mit Whatsapp empfehlen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
crust_cheese
12.01.2016 09:21registriert Oktober 2014
Das war doch schon so, als plötzlich alle Sozialwerke, Renten und Obdachlose wieder tierisch wichtig wurden und man das plötzlich ungeheuerlich fand, dass Ausgaben für phöse Asylanten getätigt werden, wo doch so viele unbescholtene Volksgenossen Hunger leiden müssen. Wer vor den Flüchtlingsströmen aber auf Hilfe angewiesen war, galt eher als Parasit.
1029
Melden
Zum Kommentar
avatar
meerblau
12.01.2016 09:38registriert Mai 2014
Krisen, egal welcher Natur, waren in der Menschheitsgeschichte schon mehrmals Nährboden und Tarnumhang, um eigene Interessen und "Lösungen" durchzubringen. Also liebe Mitmenschen, ja nicht trügen lassen! Immer kritisch bleiben und selber denken! Der Wolf kann auch Schafpelz tragen.
731
Melden
Zum Kommentar
avatar
zombie woof
12.01.2016 13:28registriert März 2015
Frauen an den Herd! So sieht der Schutz für die Frauen seitens Trump, Nazis etc aus!
477
Melden
Zum Kommentar
25
Nicht nur am Gotthard – wo es an Ostern im In- und Ausland sonst noch staut
Viele nutzen das verlängerte Osterwochenende für eine Reise ins Ausland. Ob Städtetrips oder an idyllische Orte – die Reiseziele sind vielseitig und die Vorfreude riesig. Aber Obacht! Damit du deine wertvolle Zeit nicht mit Warten verbringst, solltest du dich vorab über den Osterstau informieren.

Du fährst auf der Autobahn, hast (noch) gute Laune, hörst deine Lieblingsmusik und bist in Gedanken schon an deinem Reiseziel. Alles läuft prima, bis du plötzlich eine lange Schlange an Autos vor dir stehen hast. «Mist, Stau! Kann ja nicht so lange dauern», denkst du dir. Es vergehen 5 Minuten, 15 Minuten, 30 Minuten und je länger du stehst, desto ungeduldiger wirst du. Hättest du dich doch besser früher über die Verkehrslage informiert!

Zur Story