Demonstranten in Venezuela fordern Referendum gegen Maduro

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Tausende Demonstranten gingen am 1. September auf die Strassen Venezuelas und protestierten gegen Staatschef Nicólas Maduro.Bild: EPA/EFE

Kräftemessen in Venezuela: Opposition und Chavisten demonstrieren

01.09.2016, 19:1502.09.2016, 01:49

Hunderttausende Menschen haben am Donnerstag in Venezuela für eine zügige Volksabstimmung gegen den sozialistischen Staatschef Nicólas Maduro demonstriert. Bei der «Einnahme von Caracas» blockierten sie am Donnerstag wichtige Strassen der Hauptstadt.

«Mehr als eine Million Menschen haben ein Referendum in diesem Jahr gefordert, um Schluss zu machen mit dem Mangel, der Inflation, der Unsicherheit und der politischen Verfolgung», sagte der oppositionelle Bürgermeister des Hauptstadtbezirks El Hatillo, David Smolansky.

Das Oppositionsbündnis MUD berichtete, Sicherheitskräfte hätten Tränengas auf Demonstranten gefeuert. Ausserdem hätten Regierungsanhänger den Protestzug infiltriert, um zu provozieren und Unruhe zu stiften.

Für die Freiheit auf der Strasse: Zehntausende Venezolaner demonstrieren in Caracas

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Demonstrationen in Caracas
In den Strassen von Caracas fand gestern eine gigantische Demonstration statt.
quelle: epa/efe / miguel gutierrez
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«Tausende Venezolaner gehen für die Freiheit auf die Strasse», sagte die Frau des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López, Lilian Tintori. Die Bürgermeisterin von San Cristóbal und Ehefrau des inhaftierten Oppositionellen Daniel Ceballos, Patricia Ceballos, sagte: «Die Regierung sät Angst und bereichert sich, während das Volk Hunger leidet.»

Die Wahlbehörde hatte den Termin für die zweite Unterschriftensammlung für den Volksentscheid gegen Maduro zuletzt auf Ende Oktober festgelegt. Der Opposition ist das zu spät, denn damit könnte die Regierung das Referendum bis ins kommende Jahr hinauszögern. Dann würden laut Verfassung die Sozialisten selbst bei einer Niederlage des Präsidenten an der Macht bleiben.

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«Tausende Venezolaner gehen für die Freiheit auf die Strasse», sagte die Frau des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López, Lilian Tintori.Bild: EPA/EFE

Erbe gefährdet

Auch Tausende Regierungsanhänger gingen zur Unterstützung Maduros auf die Strasse. «Unsere Partei wird diese Rechten friedlich schlagen, unser Sieg wird der Frieden sein», sagte Freddy Bernal von der sozialistischen Partei Venezuelas. Die sogenannten Chavisten sehen durch die Proteste der Opposition das Erbe und die sozialen Errungenschaften des gestorbenen Präsidenten Hugo Chávez gefährdet.

Maduro warf der Opposition vor, die Bürger zur Gewalt anzustacheln. Der Staatschef beschuldigte den oppositionellen Parlamentspräsidenten Henry Ramos Allup, «Hass, Vergeltung, Faschismus und Gewalt zu fördern».

Er werde die Immunität der Abgeordneten des von der Opposition kontrollierten Parlaments per Dekret aufheben, kündigte er bei der Kundgebung der Sozialisten am Donnerstag an. «Ich bin entschlossen, das Vaterland und die Souveränität des venezolanischen Volkes mit allen Mitteln zu verteidigen.»

Journalisten abgewiesen

Venezuela hat mehrere internationale Journalisten abgewiesen, die über den Protesttag gegen die Regierung berichten wollten. Die französische Zeitung «Le Monde» protestierte am Donnerstag in Paris gegen die Ausweisung ihrer Korrespondentin aus dem südamerikanischen Land. Auch Journalisten aus den USA und Kolumbien sowie ein Fernsehteam von Al-Dschasira waren betroffen.

Venezuela ist tief gespalten: Seit dem Sieg der Opposition bei den Parlamentswahlen Ende vergangenen Jahres streiten sich Regierung und Volksversammlung. Zudem leidet das Land seit Monaten unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. In den Supermärkten fehlt es an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. (sda/dpa/afp)

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Auch Tausende Regierungsanhänger gingen zur Unterstützung Maduros auf die Strasse.Bild: EPA/EFE

Auch Regierungsanhänger demonstrieren

Auch Tausende Regierungsanhänger gingen zur Unterstützung Maduros auf die Strasse. Beobachter befürchteten gewaltsame Ausschreitungen. Die Regierung verlegte 10'000 zusätzliche Sicherheitskräfte in die Hauptstadt. «Wir wollen nicht, dass die Gewalt siegt. Wir setzen auf den Frieden, auf die Rationalität», sagte der sozialistische Fraktionschef Héctor Rodríguez.

Das Oppositionsbündnis MUD berichtete, Sicherheitskräfte hätten in Caracas Tränengas auf Demonstranten gefeuert. Maduro warf der Opposition vor, die Bürger zur Gewalt anzustacheln. Der Staatschef beschuldigte den oppositionellen Parlamentspräsidenten Henry Ramos Allup, «Hass, Vergeltung, Faschismus und Gewalt zu fördern».

Dies werde seine Regierung nicht dulden, warnte Maduro. Er werde den Obersten Gerichtshof ersuchen, die Immunität der Abgeordneten des von der Opposition kontrollierten Parlaments aufzuheben.

Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, Sicherheitskräfte hätten wichtige Strassen nach Caracas blockiert oder Kontrollpunkte eingerichtet. Es komme zu langen Staus.

Auch Regierungsanhänger demonstrieren

Venezuela hat mehrere internationale Journalisten abgewiesen, die über den Protesttag gegen die Regierung berichten wollten. Die französische Zeitung «Le Monde» protestierte am Donnerstag in Paris gegen die Ausweisung ihrer Korrespondentin aus dem südamerikanischen Land. Auch Journalisten aus den USA und Kolumbien sowie ein Fernsehteam von Al-Dschasira waren betroffen

Venezuela ist tief gespalten: Seit dem Sieg der Opposition bei den Parlamentswahlen Ende vergangenen Jahres streiten sich Regierung und Volksversammlung. Zudem leidet das Land seit Monaten unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. In den Supermärkten fehlt es an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. (sda/dpa/afp)

Tote und Verletzte bei vergangenen Protesten in Venezuela

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Tote und Verletzte bei Protesten in Venezuela
Nicht auf den Kopf gefallen: Demonstrant in Caracas versucht über die Polizeisperre zu springen.
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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Limpleg
01.09.2016 21:39registriert November 2015
Tausende? 1Million sind auf der Strasse nur in Caracas! Die Regierung versucht verzweifelt mit Gewalt die Menschen von ihrem Recht zu Demonstrieren ab zu halten. Auf den IP TV Sender https://m.youtube.com/channel/UCVFiIRuxJ2GmJLUkHmlmj4w sind Schüsse zu hören... Leider wird es tausende Verhaftungen und sicher auch Tote geben, die Regierung und ihre Colectivos schrecken vor nichts zurück.
Ach ja, bei der Regierungsdemos sind gerade mal 30000 vor Ort, wie viele davon freiwillig?
Fuerza por paz Venezuela! #tomaacaracas
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4-HO-MET
02.09.2016 06:53registriert April 2016
kt
Kräftemessen in Venezuela: Opposition und Chavisten demonstrieren
kt
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Döst
02.09.2016 08:34registriert Februar 2016
Venezuela ist Anschauungsunterricht zu was Sozialismus führt (für diejenigen die den Zusammenbruch Osteuropas und Sowjetunion verpasst haben).
Leider haben Ölvorkommen diesen sozialistischen Rohrkrepierer noch verzögert.
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