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Auch Fakten-Checker sind voreingenommen

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Facebook hat ein Problem: Auch seine Fakten-Checker sind voreingenommen

25.06.2018, 16:27
Dominique Zeier
Dominique Zeier
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Facebook führt seit Ende März regelmässig Fakten-Checks durch, um die Verbreitung von Fake-News in seinem Netzwerk zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um Artikel und Texte, sondern auch um manipulierte Bilder und Videos. Nebst Facebook hat auch Google hat damit begonnen, Fakten-Checks in der Suche hervorzuheben. Allerdings zeigt sich nun, dass auch Fakten-Checks nicht einfach unvoreingenommen vertraut werden sollte.

In den letzten Monaten wurde die Frage nach der Unabhängigkeit verschiedener Fakten-Checker immer lauter. Dies war auch an der fünften internationalen Fakten-Check-Konferenz im Rom, die vergangene Woche stattfand, ein grosses Thema. Diese wird jährlich vom International Fact-Checking-Network (IFCN) organisiert.

«Eine dunkle Wolke hängt über uns»

Vor Ort waren Fakten-Checker aus 50 verschiedenen Nationen. Facebook alleine verfügt über 24 Fakten-Check-Organsationen in 14 verschiedenen Ländern. Aber auch Fakten-Checker die von den Regierungen in Brasilien, Spanien, Italien und der EU gestellt werden, waren zugegen.

In der Krise: Fakten-Checker stehen immer mehr unter Verdacht, voreingenommen zu sein.
In der Krise: Fakten-Checker stehen immer mehr unter Verdacht, voreingenommen zu sein.bild: shutterstock

Dass es bei den Fakten-Checkern krieselt, zeigt nicht zuletzt die Rede von Alexios Mantzarlis, dem Direktor des IFCN. «Eine dunkle Wolke hängt über uns», begann er. Die Unzufriedenheit und das Missvertrauen, die bisher die Mainstream-Medien geplagt hätten, seien nun auf die Fakten-Checker übergesprungen.  

Was er damit konkret meint: Fakten-Checker stehen unter dem Verdacht des «Selection Bias», also der Voreingenommenheit im Treffen ihrer Auswahl. Es steht dem Fakten-Checker stets frei, zu entscheiden, welche Fakten er überhaupt überprüfen möchte und welche nicht.

Technologische Entwicklungen

Besonders brisant sei das Thema laut der Washington Post in einer Zeit, in welcher ein Präsident selbst konstant Falschmeldungen verbreitet. Das Resultat sei, dass die Aussagen von Politikern der demokratischen Partei in den USA viel weniger oft überprüft werden als jene der Republikaner. Diese Entwicklung sei besorgniserregend.

Was die technologische Seite des Ganzen angeht, sind aber grosse Fortschritte zu verzeichnen. So werden immer mehr und bessere Suchmaschinen entwickelt, die Texte automatisch scannen und mit anderen Texten abgleichen. An der Konferenz wurde auch ein sprachgesteuertes Tool vorgestellt, dass Sätze sofort mit Informationen des UK Office for National Statistics abgleicht. Mithilfe solcher Systeme soll es Journalisten leichter gemacht werden, Politiker unmittelbar mit den Fakten zu konfrontieren.

Was hat der Fakten-Check bisher geleistet?

Trotz aller Kritik können Fakten-Checks immer wieder verzerrte Tatsachen ans Licht bringen. So wie diese, welche von der Webseite factcheck.org in Zusammenhang mit Trumps Immigrationspolitik aufgedeckt wurden:

  • Präsident Trump behauptet, dass die USA über «tausende Richter – Grenzrichter – tausende und tausende» verfüge. Tatsächlich gibt es in den Vereinigten Staaten nur 350 Immigrationsrichter.
  • Trump behauptet auch, dass nur drei Prozent aller Personen, die nach einer Festnahme nach dem illegalen Überqueren der Grenze freigelassen würden, tatsächlich an ihren Gerichtstermin erschienen. Dazu gibt es keine Beweise.
  • Ausserdem behauptete der Präsident am 16. Mai, dass der Grund für die Familientrennungen in den «schlechten Gesetzen, die die Demokraten uns gegeben haben» liege. Soweit man auch sucht, solche Gesetze der Demokraten sind aber nirgendwo zu finden. Die Entscheidung, illegale Immigranten von ihren Kindern zu trennen, liegt einzig bei der Trump-Administration.
  • Trump behaupte ausserdem, dass durch die momentane Gesetzeslage jedes Jahr Millionen von Menschen deportiert werden. Seit Beginn der Zählung im Jahr 1892 wurden allerdings nie mehr als 435'498 Menschen in einem Jahr ausgeschafft (im Jahr 2013).
  • Auch seine weiteren Zahlen sind falsch. So stimmte die Aussage nicht, dass beinahe 200'000 illegale Immigranten in Texas für mehr als eine halbe Million Straftaten verantwortlich seien. Die tatsächlichen Statistiken zeigen, dass die 130'000 Personen, in in einer Spanne von fünf Jahren verhaftet wurden, in ihrem ganzen Leben für 157'000 Straftaten verantwortlich gemacht wurden.
  • Laut Trump ist es unmöglich, abzuschätzen, ob tatsächlich 11 Millionen Immigranten illegal in den USA leben. Die Zahl könne genauso gut bei 30 Millionen oder 5 Millionen liegen. Unabhängige Abschätzungen von Expertengruppen setzen die Zahl aber alle auf zirka 11 Millionen und sagen aus, dass sie niemals so hoch sein könne, wie der Präsident behauptet.
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