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«Die Jungen lassen es zu, dass die Alten über ihre Zukunft abstimmen»

Kinder an der Urne: Junge sollen wissen, wie Abstimmen und Wählen geht.
Kinder an der Urne: Junge sollen wissen, wie Abstimmen und Wählen geht.Bild: KEYSTONE
Lehrplan 21: Mehr politische Bildung gefordert

«Die Jungen lassen es zu, dass die Alten über ihre Zukunft abstimmen»

Die Jungen bleiben der Urne fern. Das zeigt die jüngste Analyse der Abstimmung zur Masseneinwanderungs-Initiative. Die grüne Nationalrätin Aline Trede will nun die politische Bildung in der Schule besser verankern.
03.04.2014, 19:1023.06.2014, 10:02
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Simon Jacoby
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Frau Trede, nach der Vox-Analyse ist klar: Bei der Einwanderungs-Initiative gingen nur 17 Prozent der unter 30-Jährigen an die Urne. Was ist daran schlimm?
Aline Trede:
Es nervt mich, dass so wenig junge Menschen abstimmen gehen. Sie lassen so zu, dass die ältere Generation über unsere Zukunft bestimmt. 

Was wollen Sie dagegen unternehmen?
Ich plane einen Vorstoss im Parlament. Die politische Bildung muss im Lehrplan 21, der zurzeit diskutiert wird, besser verankert werden. Es zeigt sich, dass das, was bis anhin vorgesehen ist, nicht ausreicht für eine direkte Demokratie wie die Schweiz. 

«Ich selber bin traurig, dass es mir zurzeit offenbar nicht gelingt, die jungen Bürger für Abstimmungen zu mobilisieren.»
Nationalrätin Aline Trede

Warum gehen die Jungen nicht abstimmen?
Ein Befund ist sicher, dass es für ältere Leute in der Schweiz immer noch eine moralische Pflicht gibt, an die Urne zu gehen, während es jüngere eher als freiwillig erachten. Es ist ähnlich, wie es früher beim Militärdienst war: Man macht es halt. In der heutigen Gesellschaft ist diese Pflicht nicht mehr so stark verankert.

Wenn Sie das Abstimmen mit dem Militär vergleichen: Soll es einen Stimmzwang geben wie im Kanton Schaffhausen? 
Nein, das ist sicher nicht die Lösung. Es geht vielmehr darum, dass Parteien und Politiker die Jungen so stark aktivieren können, dass diese mindestens das Couvert einwerfen. Ich selber bin traurig, dass es mir zurzeit offenbar nicht gelingt, die jungen Wähler zu mobilisieren. 

Wie soll die konkrete Umsetzung ihres Vorstosses aussehen?
Zuerst muss der Bund Geld in die Hand nehmen und eine Kampagne fahren. Zum Beispiel soll jede Gemeinde seine 18-Jährigen einladen und auf die Abstimmung vorbereiten. Dabei geht es um ganz praktische Fragen, die vielleicht auf den ersten Blick banal sind. 

Zum Beispiel?
Wie sieht ein Stimmcouvert aus, wie die Unterlagen? Und wo werfe ich das Couvert am Schluss ein? Es geht aber auch um Fragen, wie man auf einer Liste wählt, wie man panaschiert und kumuliert. Offenbar wirkt politische Bildung nur mit ganz konkreten Beispielen.

Bild
Bild: Keystone
Aline Trede (31) ist Nationalrätin der Grünen Partei und wohnt im Kanton Bern. Sie ist Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission und der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. (jas)

Wer wäre für die Gestaltung des Politikunterrichts zuständig?
Es ist klar: Die Lehrer müssen mitreden können und entsprechend weitergebildet werden. Die Parteien können diesen Part nicht übernehmen. Es geht auch nicht um Parteipolitik, sondern vielmehr um das politische System und das «Handwerk» für mündige Bürger.

Wann haben Sie sich zu diesem Vorstoss entschieden?
Mit den Jungen Grünen haben wir das schon im Zuge der Vernehmlassung beim Lehrplan 21 diskutiert. Für uns ist die politische Bildung ein wesentlicher Teil eines Lehrplans. Nach der Vox-Analyse ist es nun klarer als je zuvor, dass ich die Motion in der Sondersession im Mai einreichen werde.

Wer unterstützt Sie?
Das ist noch nicht klar. Die SP ist sicher dabei. Vielleicht ist auch ein Jungparteien-Komitee möglich. Ich versuche, die wichtigen Bildungspolitiker auf meine Seite zu ziehen.

Wie geht es jetzt weiter?
Im Mai reiche in den Vorstoss ein. Wenn die Motion überwiesen wird, macht sich die Kantonale Bildungskonferenz an die konkrete Umsetzung meiner Pläne. Die Jungen Grünen werden auch Vorstösse in den Kantonen machen.

Der Zürcher Stadtrat Gerold Lauber erklärt, wie es geht
Der Zürcher Stadtrat Gerold Lauber erklärt, wie es gehtBild: KEYSTONE
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