Die Zentralschweizer Tourismushochburg Luzern steckt derzeit mitten in den Vorbereitungen für den Besuch einer Reisegruppe, wie sie die Schweiz noch nie gesehen hat. Die amerikanische Firma Jeunesse Global, ein weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in Florida, hat sich entschieden, ihre erfolgreichsten Verkäuferinnen und Verkäufer in China zu einer sechstägigen sogenannten «Incentive-Reise» einzuladen.
«Die total rund 12‘000 Personen – Mitarbeitende sowie Begleitpersonen – reisen in verschiedenen Gruppen in die Schweiz und besuchen ihre Wunschdestinationen», teilte Luzern Tourismus am Dienstag mit. «Die Gäste besuchen diverse touristische Höhepunkte der Schweiz, darunter auch die Region Luzern-Vierwaldstättersee.»
Los geht es schon bald: Die erste und grösste Gruppe mit fast 4000 Personen wird Luzern am kommenden Montag besuchen. Diese Delegation wird mit insgesamt 95 Reisecars aus Basel und Zürich anreisen. An fünf weiteren Tagen im Mai (vom 19.-20. und vom 24.-26. Mai) werden gemäss Luzern Tourismus zusätzliche Gruppen in der Stadt zu Gast sein.
Der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren sagt auf Anfrage:
«Das ist meines Wissens bei weitem die grösste Gruppe, die wir je hatten», sagt Perren weiter. Auch für Schweiz Tourismus sei eine Reisegruppe dieser Dimension neu.
Ursprünglich sei Jeunesse Global davon ausgegangen, dass etwa 3000 Verkäuferinnen und Verkäufer die gesteckten Ziele erreichen und sich so die Reise verdienen würden. «Von den Dimensionen waren wir dann alle überrascht», so Perren.
Den Geschäftsreisenden wird laut Luzern Tourismus vom Veranstalter folgendes Programm angeboten:
Für die Organisation der komplexen Reise hat die Auftraggeberin die Reiseveranstalter Melchers Travel und G2 Travel beauftragt. Diese seien auf die Organisation von «Landarrangements für Geschäftsreisegruppen» spezialisiert, so Luzern Tourismus.
Aufgrund der Komplexität der Logistik würden alle Beteiligten eng mit Luzern Tourismus und der Stadtverwaltung zusammenarbeiten. «Die Involvierten unternehmen organisatorisch, personell und finanziell alles, damit der öffentliche Raum möglichst wenig belastet wird», sagt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, auf Anfrage. Alle Transporte würden auf auf einem speziell zugeschnittenen Mobilitätskonzept basieren.
«Dreh- und Angelpunkt ist der Inseli-Parkplatz», so Mario Lütolf. «Die erste Gruppe am Montag kommt gestaffelt mit 95 Bussen in Luzern an. Dazu wird das Inseli temporär gesperrt werden», erklärt der Luzerner Tourismusdirektor Marcel Perren. Der Grossteil der Busse lade dort die Gäste für die Schifffahrten aus und fahre dann direkt auf die Allmend weiter. Dort blieben die Cars bis nach dem Nachtessen und der Feier und würden auf die Gäste warten.
Auf dem Vierwaldstättersee sind laut Perren an jenen Tagen alle grossen Charterschiffe ausgebucht. «Geplant sind rund 45-minütige Rundfahrten, auch wieder gestaffelt.» Der fahrplanmässige Linienverkehr der Schiffe werde nicht beeinträchtigt.
Nach der Schifffahrt werden die Touristen laut Mario Lütolf mit Gelenkbussen der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) zum Messegebäude auf der Luzerner Allmend gefahren. Dabei kämen an verschiedenen Orten von der Polizei begleitete Verkehrsdienste und Personenlenkungen – unter anderem mit Friendly Hosts, Mitarbeitern der Schifffahrtsgesellschaften und des Veranstalters – zum Einsatz. «Die anreisenden Chauffeure werden im Voraus über die Anfahrtsrouten informiert, sogar die Autobahnausfahrt wird entsprechend beschriftet», so Lütolf weiter.
In der Stadt Luzern will man laut Lütolf nichts dem Zufall überlassen. «Die Grösse der Gruppe übersteigt den Umfang einer üblichen Incentive-Gruppe und hat dadurch eine überdurchschnittliche Belastung des öffentlichen Raumes zur Folge.» Deshalb sei eine sorgfältigen Planung und Betreuung nötig.
Trotz des Supports durch Stadt und Polizei sei man aber auch auf das Verständnis seitens Bevölkerung angewiesen, betont Marcel Perren. Auch wenn die komplexe Logistik nicht zu unterschätzen sei, wolle man sich von der besten Seite zeigen.
Die Freude darüber überwiege bei Weitem, es bleibe aber eine Herausforderung, «die uns allen etwas abverlangt», so Perren. «Während diesen Tagen braucht es wohl hie und da etwas Geduld und eine Extraportion Toleranz.»
Einen sprunghaften Anstieg der Logiernächte wird die Tourismusregion Luzern-Vierwaldstättersee trotz der vielen Reisenden nicht zu verzeichnen haben. Die Gäste übernachten nämlich in Basel und Zürich und unternehmen von dort aus Tagesausflüge, wie es in der Mitteilung weiter heisst. «Die Zimmerkapazität dafür ist gar nicht vorhanden», erklärt Marcel Perren.
Dennoch freut man sich bei Luzern Tourismus: «Besonders erfreulich ist, dass Luzern im wichtigen Quellmarkt China und gleichzeitig auch im Segment der Geschäftsreisen als Destination berücksichtigt wurde». Schön sei insbesondere, dass «der wichtigste Teil der Reise, die Galadinners und die Feier», in Luzern stattfinden.
Die Besucher werden gemäss Luzern Tourismus während ihres Aufenthaltes in Luzern durch Verpflegung, Ausflüge und Shopping rund vier Millionen Franken an touristischer Wertschöpfung generieren. (aargauerzeitung.ch)
Das warten am Titlis war ja schon zuviel für den.