Schweiz
Wirtschaft

Bundhaus: Welche Lobbyisten holen sich den Badge für die Wandelhalle

ARCHIVE --- EIDGENOESSISCHE WAHLEN 2019: DIE WANDELHALLE ? SZENEN AUS EINER LANGEN GESCHICHTE --- The so-called walking halls in the Swiss Federal Government and Parliament Building in Berne, Switzerl ...
Hier wird Einfluss genommen: Die Wandelhalle vor dem Nationalratssaal im Parlamentsgebäude in Bern – hier auf einer Aufnahme von 1944.Bild: KEYSTONE

Der Kampf um den Badge: Ich bin ein Lobbyist, lasst mich hier rein

Sie sind bei Interessenvertretern äusserst beliebt: die Zutrittsausweise zum Bundeshaus, von denen jeder Parlamentarier zwei zur Verfügung hat. Der Ex-Diplomat Thomas Borer ist nun in den Reihen der SVP fündig geworden.
06.12.2019, 05:4706.12.2019, 06:34
Tobias Bär / ch media
Mehr «Schweiz»

Thomas Borer ist bekannt als ehemaliger Schweizer Botschafter in Deutschland und als Leiter der Task Force, die sich der Vermögenswerte von Naziopfern in der Schweiz annahm. Inzwischen ist Borer als Lobbyist tätig. Und künftig wird er in dieser Funktion etwas häufiger in der Wandelhalle des Bundeshauses anzutreffen sein.

Der 62-jährige Ex-Diplomat hat einen der begehrten Zutrittsausweise ergattert, von denen jeder Parlamentarier deren zwei vergeben kann. Den Badge erhalten hat Borer vom Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer.

Den uneingeschränkten Zugang zum Bundeshaus wird der Lobbyist unter anderem nutzen, um für die Interessen des amerikanischen E-Zigaretten-Herstellers Juul zu weibeln, der zu seinen Kunden zählt.

Ex-Botschafter und Lobbyist Thomas Borer waehrend der Debatte ueber die Revision des "Cassis-de-Dijon-Prinzip" am Mittwoch, 6. Mai 2015 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Ex-Botschafter Thomas Borer ist heute in der Privatwirtschaft tätig. (Archivbild)Bild: KEYSTONE

Andere Interessenvertreter müssen sich noch um einen permanenten Zugang zum Zentrum der Schweizer Politik bemühen. So ist etwa der Krankenkassenverband Santésuisse noch nicht fündig geworden, wie aus der aktuellen Liste hervorgeht.

Bisher hatte Direktorin Verena Nold Zugang über SVP-Nationalrat Heinz Brand, dieser wurde am 20. Oktober aber abgewählt. Keinen Badge hat derzeit auch der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, Ueli Stückelberger. Sein «Götti» Karl Vogler (CSP) trat bei den Wahlen nicht mehr an.

Schwulenorganisation Pink Cross ist nun doppelt vertreten

Dafür ist die Schwulenorganisation Pink Cross fündig geworden: Geschäftsleiter Roman Heggli, der bisher über die abgewählte Rosmarie Quadranti (BDP) Zutritt hatte, kann nun auf die Hilfe von Angelo Barrile (SP) zählen. Und mit Co-Präsident Michel Rudin, der einen Badge von Roland Fischer (GLP) erhält, ist Pink Cross künftig sogar doppelt in der Wandelhalle vertreten.

Einen neuen Türöffner gefunden hat auch der Direktor des Arbeitgeberverbandes, Roland A. Müller. Er verlor seinen Badge durch die Abwahl von Peter Schilliger, hat neu aber über Elisabeth Schneider-Schneiter (CVP) Zugang zu den nichtöffentlichen Teilen des Parlamentsgebäudes.

Die Liste ist noch nicht vollständig. Viele Parlamentarier haben noch nicht entschieden, wem sie ihre Ausweise aushändigen wollen. Gerade die Neugewählten sind äusserst zurückhaltend. So sagt der 25-jährige FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt, er wolle «bewusst und bis auf Weiteres keinen meiner Badges vergeben».

Einige vergeben ihre Zutrittsausweise nicht an Lobbyisten, sondern an persönliche Mitarbeiter und Familienmitglieder. Die neugewählte FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher etwa gewährt ihrem Mann und ihrer Tochter Zutritt.

FDP Nationalratskandidatin Susanne Vincenz-Stauffacher, Mitte, freut sich ueber die Gratulation eines Parteifreundes, aufgenommen am Sonntag, 20. Oktober 2019, anlaesslich der Eidgenoessischen Nationa ...
Susanne Vincenz-Stauffacher gewährt Mann (nicht im Bild) und Tochter Bundeshauszutritt.Bild: KEYSTONE

Nicht mehr auf einen Badge angewiesen ist die Grüne Sophie Michaud Gigon. Bisher hatte sie als Vertreterin des Westschweizer Konsumentenverbandes über Parteikollege Daniel Brélaz Zugang zur Wandelhalle. Seit Montag sitzt die Waadtländerin nun selber im Nationalrat. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wahlen 2019: Das sind die Neuen in Bern
1 / 148
Wahlen 2019: Das sind die Neuen in Bern
Adele Thorens Goumaz ist neu im Kanton Waadt im Ständerat für die Grünen.
quelle: partei
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wir haben die Wahlplakate interviewt ...
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
15 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Denverclan
06.12.2019 06:22registriert September 2016
Es ist doch eigentlich egal wer solche Badges erhält. Die gewählten Politiker sind eh nicht frei in ihrem Denken. Es geht in jedem Parlament um Interessen der eigenen Partei und deren Förderer und Anhänger. Im Tunnel des Parteidenkens, hat der Egoismus und der Kampf um die Gunst des Wählers und somit des Machthungers, oberste Priorität. Problemlösungen zu Gunsten der Allgemeinheit, haben keine Chance! Diese werden nur geschickt als solche verkauft. Ein Wunder, ist das Chaos in der Welt nicht grösser. Aber, der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.
9725
Melden
Zum Kommentar
avatar
The fine Laird
06.12.2019 07:14registriert November 2014
Lobbyisten die Bremser der Nationen🧐
7310
Melden
Zum Kommentar
avatar
thatstheshit
06.12.2019 08:12registriert September 2015
Politik hin oder her. Ich frage mich, warum ein Parlamentarier überhaupt mehr als den eigenen Badge bekommen sollte. Dort wo ich arbeite, gibts auf jeden Fall keine Badges für den guten Freund. Darfs es bitzeli meh si?
322
Melden
Zum Kommentar
15
Helferin von belgischem Drogenboss in Zürich wegen Geldwäscherei verurteilt

Das Bezirksgericht Zürich hat am Donnerstag eine 36-jährige Schweizerin wegen Geldwäscherei verurteilt. Die Treuhänderin aus der Ostschweiz ist Teil des Netzwerks, das dem belgischen Drogenboss Flor Bressers ein Leben in der Schweiz ermöglichte.

Zur Story