Thomas Borer ist bekannt als ehemaliger Schweizer Botschafter in Deutschland und als Leiter der Task Force, die sich der Vermögenswerte von Naziopfern in der Schweiz annahm. Inzwischen ist Borer als Lobbyist tätig. Und künftig wird er in dieser Funktion etwas häufiger in der Wandelhalle des Bundeshauses anzutreffen sein.
Der 62-jährige Ex-Diplomat hat einen der begehrten Zutrittsausweise ergattert, von denen jeder Parlamentarier deren zwei vergeben kann. Den Badge erhalten hat Borer vom Zürcher SVP-Nationalrat Alfred Heer.
Den uneingeschränkten Zugang zum Bundeshaus wird der Lobbyist unter anderem nutzen, um für die Interessen des amerikanischen E-Zigaretten-Herstellers Juul zu weibeln, der zu seinen Kunden zählt.
Andere Interessenvertreter müssen sich noch um einen permanenten Zugang zum Zentrum der Schweizer Politik bemühen. So ist etwa der Krankenkassenverband Santésuisse noch nicht fündig geworden, wie aus der aktuellen Liste hervorgeht.
Bisher hatte Direktorin Verena Nold Zugang über SVP-Nationalrat Heinz Brand, dieser wurde am 20. Oktober aber abgewählt. Keinen Badge hat derzeit auch der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, Ueli Stückelberger. Sein «Götti» Karl Vogler (CSP) trat bei den Wahlen nicht mehr an.
Dafür ist die Schwulenorganisation Pink Cross fündig geworden: Geschäftsleiter Roman Heggli, der bisher über die abgewählte Rosmarie Quadranti (BDP) Zutritt hatte, kann nun auf die Hilfe von Angelo Barrile (SP) zählen. Und mit Co-Präsident Michel Rudin, der einen Badge von Roland Fischer (GLP) erhält, ist Pink Cross künftig sogar doppelt in der Wandelhalle vertreten.
Einen neuen Türöffner gefunden hat auch der Direktor des Arbeitgeberverbandes, Roland A. Müller. Er verlor seinen Badge durch die Abwahl von Peter Schilliger, hat neu aber über Elisabeth Schneider-Schneiter (CVP) Zugang zu den nichtöffentlichen Teilen des Parlamentsgebäudes.
Die Liste ist noch nicht vollständig. Viele Parlamentarier haben noch nicht entschieden, wem sie ihre Ausweise aushändigen wollen. Gerade die Neugewählten sind äusserst zurückhaltend. So sagt der 25-jährige FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt, er wolle «bewusst und bis auf Weiteres keinen meiner Badges vergeben».
Einige vergeben ihre Zutrittsausweise nicht an Lobbyisten, sondern an persönliche Mitarbeiter und Familienmitglieder. Die neugewählte FDP-Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher etwa gewährt ihrem Mann und ihrer Tochter Zutritt.
Nicht mehr auf einen Badge angewiesen ist die Grüne Sophie Michaud Gigon. Bisher hatte sie als Vertreterin des Westschweizer Konsumentenverbandes über Parteikollege Daniel Brélaz Zugang zur Wandelhalle. Seit Montag sitzt die Waadtländerin nun selber im Nationalrat. (aargauerzeitung.ch)