Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan reformiert die Bildung. Im neuen Lehrplan wird die Evolutionstheorie nicht mehr enthalten sein. Bild: AP/Pool Presidential Press Service
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan wirft die Evolutionstheorie aus dem Lehrplan. Sie sei zu kompliziert und zu kontrovers, hiess es aus dem Bildungsministerium als Begründung.
Am Dienstag stellt das türkische Bildungsministerium den neuen Lehrplan vor. Bekannt ist bereits jetzt, dass darin ein prominentes Thema fehlen wird: Die Evolutionstheorie von Charles Darwin. Ab 2019 bekommen türkische Schüler die Theorie von der Entstehung und Entwicklung des Lebens im Biologieunterricht nicht mehr unterrichtet. Nur wer sich für ein Studium entscheidet, bekommt Zugang zum Lernmaterial.
Charles Darwins Evolutionstheorie ist laut Erdogan «zu kompliziert.» bild: Julia Margaret Camero/Stapleton Collection
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Lehrplan-Entwurf genehmigt. Der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Alparslan Durmus, begründete die Verbannung am Freitag damit, dass die Theorie zu kompliziert zu verstehen sei, wenn man nicht über ein gewisses wissenschaftliches Vorwissen verfüge. Der neue Lehrplan sei nach «türkischen Werten» gestaltet worden, sagte Durmus.
Der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmus hatte die Evolutionstheorie im Januar als «veraltet und widerlegt» betitelt.
Mehrere türkische Wissenschafter haben den Entwurf bereits kritisiert. Die grösste Oppositionspartei des Landes liess verlauten, man werde Rekurs gegen den neuen Lehrplan einlegen. Interessensvertreter einer säkularen Bildung sehen in der Verbannung der Evolutionstheorie eine weitere Abkehr von der strikten Trennung von Religion und Staat, die auf Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurückgeht. (mwa) (aargauerzeitung.ch)