Dutzende Tote bei Häftlingsaufstand in Venezuela

Dutzende Tote bei Häftlingsaufstand in Venezuela

29.03.2018, 08:12

In Venezuela sind 68 Menschen bei einer Meuterei von Gefangenen in einer Polizeistation ums Leben gekommen. Dies teilten die Behörden des Landes in der Nacht auf Donnerstag mit.

Die Meuterei im Bundesstaat Carabobo hatte am Mittwoch begonnen, als die Häftlinge einen ihrer Bewacher als Geisel nahmen und anschliessend Matratzen in Brand setzten, berichtete die Zeitung «El Universal». In ersten Medienberichten war von fünf Toten und mehreren Verletzten die Rede gewesen. Viele starben, weil sie Rauch eingeatmet hatten

Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen zum Brand eingeleitet, sagte Generalstaatsanwalt Tarek Saab auf Twitter. Unter den Toten seien ersten Informationen zufolge auch zwei Frauen. Sie hatten Verwandte besucht.

In den Haftzellen des Polizeihauptquartiers von Carabobo werden viele Untersuchungshäftlinge untergebracht. «Wir verbürgen uns dafür, dass wir die Ermittlungen vertiefen, um diese schmerzvollen Geschehnisse sofort aufklären», schrieb Saab.

Justizvollzug überfordert

Verzweifelte Familienangehörige, darunter viele Frauen, versammelten sich vor der Polizeistation. Auf Fernsehbildern waren Polizisten in Kampfausrüstung zu sehen, die die Menschen zurückdrängten. Auch Tränengas sei zum Einsatz gekommen.

«Es gab keine Information. Nichts!», sagte eine verzweifelte Frau in einem Bericht des südamerikanischen Nachrichtensenders Senders NTN24. Ihr Sohn war in der Polizeistation.

Die Nichtregierungsorganisation «Una Ventana de Libertad» machte Schlamperei und Nachlässigkeit beim zuständigen Ministerium für Justizvollzug verantwortlich für die Geschehnisse. «Was heute in Carabobo passierte, ist ein Beispiel dafür, was wir in ganz Venezuela erleben», sagte ein Sprecher.

Die Haftbedingungen für Untersuchungshäftlinge seien seit langem in der Kritik. Polizeistationen seien hoffnungslos überfüllt. Das Ministerium habe vor Jahren versprochen, eigene Haftanstalten für Untersuchungshäftlinge zu errichten, bislang sei aber keine einzige fertiggestellt worden. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!