Der öffentliche Verkehr in der Schweiz muss den europäischen Vergleich nicht scheuen. Eine neue Studie der Schweizer ÖV-Branche zeigt: Für einen vergleichsweise durchschnittlichen Preis gibt es ein gutes Angebot. Doch gerade bei einzelnen Zielgruppen hinkt die Schweiz im europäischen Vergleich hinten nach, wie zum Beispiel bei den Senioren. Im Gegensatz dazu profitieren Jugendliche etwa im innerstädtischen Verkehr bereits heute von im Vergleich leicht unterdurchschnittlichen Preisen, heisst es in der Studie, welche am Dienstag vorgestellt wurde. Künftig wird sich das Angebot für Jugendliche noch verbessern: Das «Gleis 7» wird erneuert.
Heute können junge Kunden bis 25 für 129 Franken im Jahr auf dem Netz der SBB und ein paar zusätzlichen regionalen Anbietern von 19 Uhr bis morgens um 5 unbegrenzt fahren. Hinzu kommen die Kosten für ein Halbtax für 185 Franken im Jahr, denn ohne dieses Halbpreis-Abo kann kein «Gleis 7» gekauft werden. Ein grosses Problem des heutigen Abos: Welche Strecken inbegriffen sind und welche nicht, muss jeweils mühsam ersucht werden.
Das will der nationale Tarifverbund Ch-Direct nun ändern. Diesem Tarifverbund gehören alle Player im öffentlichen Verkehr in der Schweiz an, wie zum Beispiel die SBB, aber auch regionale Tarifverbünde wie TNW oder A-Welle. «Zum Fahrplanwechsel im Dezember hin soll das ‹Gleis 7› im gesamten ÖV-System der Schweiz gültig sein», sagt Jeannine Pilloud, Präsidentin von Ch-Direct, im Gespräch am Rande der Medienkonferenz zur ÖV-Studie.
In Zukunft gilt also auch in allen Tram- und Buslinien freie Fahrt während der Nachtstunden. «Für die Jungen ist unverständlich, warum sie auf ein paar Strecken fahren dürfen, auf anderen aber nicht», sagt Pilloud. Dies wolle man nun vereinfachen.
Der grosse Nachteil: Das Angebot wird teurer. Laut Pilloud ist momentan noch nicht klar, um wie viel. Die letzten Absprachen mit dem Preisüberwacher Stefan Meierhans laufen diesbezüglich. «Es wird aber massiv günstiger sein als das Generalabonnement», sagt Pilloud. Zum Vergleich: Im Alter von 16 bis 25 zahlt man für ein GA 2650 Franken. Neben dem Geltungsbereich ändert auch der Name des Abos. Es wird künftig unter dem Namen «Seven25» erhältlich sein. Die Rechte am Markennamen wollen sich die SBB momentan sichern, jene an der Website seven25.ch sind bereits im Besitz der Bundesbahnen.
Neben den Änderungen für die Jugendlichen kündigte Pilloud auch bessere Angebote für Senioren an. Auch sie sollen im Verlaufe des nächsten Jahres von günstigeren Tickets profitieren können, kündigte Pilloud an. Da sei aber noch nichts spruchreif, sagt Pilloud. Heute würden viele Senioren auf Spartageskarten und Sparbillette zurückgreifen. Für Einzelfahrten von Senioren existiert in der Schweiz kein Extraangebot, im Gegenteil zu anderen Ländern im europäischen Umland.
Gerade die Spartickets treffen offenbar einen Nerv. Am Montag wurden über 18'000 solcher Billette verkauft, ein neuer Rekordwert. Hat das auch damit zu tun, dass die Billettpreise an sich zu hoch sind? «Das ist sicher zum Teil auch so», sagt Pilloud. Allerdings nur für Einzelfahrten. Die günstigen Tickets hätten auch den Effekt, dass die Ströme der ÖV-Benutzer sich besser verteilen würden. (aargauerzeitung.ch)