Im Westjordanland haben israelische Soldaten am Sonntag einen Palästinenser erschossen, der sie angreifen wollte. Der Verdächtige habe bei seiner versuchten Festnahme in der Stadt Nabi Salah «das Feuer eröffnen» wollen, erklärte die Armee.
Wegen der «unmittelbaren Bedrohung» hätten die Soldaten daraufhin auf den Mann geschossen. Bei seiner versuchten Festnahme am Sonntag sei auch ein weiterer Palästinenser leicht verletzt und festgenommen worden.
Der 34-jährige Palästinenser wurde verdächtigt, in zwei Fällen am Samstag auf Israelis im besetzten Westjordanland geschossen zu haben. Einmal sei ein Militärposten beschossen worden, einmal Zivilisten.
Tempelberg wieder geöffnet
Nach zweitägiger Sperrung gab derweil die israelische Regierung am Sonntag den Zugang zum Tempelberg in Jerusalem wieder frei. Der Zugang zu dem für Muslime bedeutsamen Areal war am Mittag wieder offen, wie AFP-Reporter berichteten.
Die Gläubigen riefen «Allahu Akbar», als sie auf das Gelände mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom strömten, zwei der heiligsten Stätten des Islam. Allerdings lösten neue Sicherheitsmassnahmen der israelischen Seite scharfen Protest aus. Metalldetektoren und Überwachungskameras kamen zum Einsatz, als die Besucher auf das Plateau strömten.
Mit der Sperrung des Tempelbergs hatten Israels Sicherheitsbehörden am Freitag auf einen Anschlag reagiert. Drei arabische Israelis hatten zwei israelische Polizisten erschossen und wurden daraufhin von Sicherheitskräften getötet.
Es war das erste Mal seit dem Jahr 2000, dass die Freitagsgebete in der Al-Aksa-Moschee untersagt wurden. Für einige Stunden hatten die Behörden am Freitag auch den obersten muslimischen Würdenträger Jerusalems, Grossmufti Mohammed Ahmad Hussein, festgenommen.
Die Altstadt liegt in Ost-Jerusalem, das von Israel während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 besetzt und später annektiert wurde. Am Fuss des Tempelbergs steht die Klagemauer, die heiligste Stätte des Judentums.
Heilige Stätte
Der Tempelberg mit der Klagemauer sowie der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom ist Juden wie Muslimen heilig. Der Streit um die Besuchsrechte, also wer den Hügel betreten und dort beten darf, hatte bereits in der Vergangenheit zu Spannungen geführt.
Seit Oktober 2015 kommt es in Israel und dem besetzten Westjordanland immer wieder zu Angriffen durch Palästinenser. Israel wirft der Palästinenser-Führung vor, dazu anzustacheln. Die Palästinenser weisen dies zurück. Sie verweisen auf Wut und Enttäuschung in der palästinensischen Bevölkerung über die anhaltende Besetzung und den seit 2014 stockenden Friedensprozess. (sda/dpa/afp/reu)