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Wie die CIA die ukrainische Armee auf den Krieg vorbereitet hat

Wie die CIA die ukrainische Armee auf den Krieg vorbereitet hat

Nach der Krim-Annexion 2014 begannen US-Agenten, ukrainische Soldaten für einen grösseren Krieg gegen Russland auszubilden. Nach Ansicht der CIA hat sich das jahrelange Training ausgezahlt.
17.03.2022, 18:59
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Ein Artikel von
t-online

Als Russland 2014 die Krim annektierte und die Separatistengebiete im Donbass unter seine Kontrolle brachte, war die ukrainische Armee denkbar schlecht vorbereitet. Jetzt, acht Jahre später, ist der Widerstand der Ukrainer gegen den russischen Angriff nicht nur grösser, sondern einem Bericht zufolge auch deutlich effektiver. Dieser Erfolg ist wohl auch einem geheimen CIA-Trainingsprogramm zu verdanken, das neben den offiziellen US-Aktivitäten in der Ukraine ablief.

Ukrainian Territorial Defence Forces members walk past the city park as a camouflaged soldier stands in foreground, in the outskirts of Kyiv, Ukraine, Wednesday, March 9, 2022. Authorities announced a ...
Ein ukrainischer Scharfschütze in einem Vorort von Kiew.Bild: keystone

Dabei sollen die US-Agenten die ukrainischen Soldaten, anders als bislang dargestellt, auch im Einsatz von Angriffswaffen geschult haben. Das berichtet der US-Militärexperte Zach Dorfman unter Berufung auf mehrere Quellen bei der CIA.

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«Ich denke, das Training zahlt sich wirklich aus»

Demnach unterwiesen CIA-Veteranen die Ukrainer im Gebrauch von Scharfschützengewehren und US-Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und brachten ihnen bei, ihre Kommunikation vor der russischen Armee zu verschlüsseln. Offiziell hiess es aus Washington bislang, dass sich der Auftrag der CIA in der Ostukraine auf das Sammeln von Informationen beschränkte.

In Washington scheint man die Erfolge der Ukrainer mit Genugtuung zu verfolgen. «Die Scharfschützen sind wirklich effektiv, vor allem jetzt, da der russische Vormarsch zum Erliegen gekommen ist und ihnen die Vorräte ausgehen», zitiert Dorfman einen CIA-Beamten. «Ich denke, das Training zahlt sich wirklich aus.»

In this image released by Ukrainian Defense Ministry Press Service, Ukrainian soldiers use a launcher with US Javelin missiles during military exercises in Donetsk region, Ukraine, Thursday, Dec. 23,  ...
Ukrainische Soldaten mit einer Javelin-Panzerabwehrrakete während einer Übung im Dezember 2021.Bild: keystone

CIA: US-trainierte Truppen bilden harten Kern

Dem Beamten zufolge war das CIA-Trainingsprogramm streng auf irreguläre Kriegsführung ausgerichtet – sprich Guerilla-Taktiken. «Wir haben uns zunächst voll auf die Planung und Durchführung von solchen Operationen konzentriert», berichtet der CIA-Beamte weiter.

«Als Nächstes haben wir die Treffsicherheit auf lange Distanzen trainiert, und zwar unter Gefechtsbedingungen. Die Ukrainer sollten nicht nur das Schiessen lernen, sondern wie man auf dem Schlachtfeld die Führungsmannschaft der Gegenseite ausdünnt.»

Welchen Anteil die von der CIA trainierten Scharfschützen an der Tötung mehrerer russischer Offiziere haben, ist dem Bericht zufolge unklar. Die ukrainische Armee will mindestens vier russische Generäle ausgeschaltet haben , darunter mindestens einen durch einen Scharfschützen . Nach Ansicht des CIA-Beamten bilden die US-trainierten Truppen aber einen «harten Kern» in der ukrainischen Armee, dessen Wirkung kaum zu unterschätzen sei. 

CIA-Agenten kurz vor Kriegsbeginn abgezogen

«Diese Einheiten erringen kleine Siege und spornen den Rest der Truppe mit ihren Erfolgsgeschichten an», erklärt der Beamte. «Mut kann ansteckend sein.»

Geholfen hat den Ukrainern dem Bericht zufolge auch die technische Unterstützung der CIA im Kampf gegen die elektronischen Fähigkeiten Russlands. 2014 hätten die ukrainischen Soldaten in ihren Schützengräben noch mit Mobiltelefonen kommuniziert.

Die von Russland unterstützen Separatisten konnten so ihre Positionen bestimmen und unter Feuer nehmen. «Die Leute wurden in Stücke geschossen», sagt ein CIA-Beamter. Die CIA habe daraufhin abhörsichere Kommunikationsmittel geliefert: «So konnten sich die Ukrainer aus dem Staub machen, bevor die Russen ihre Positionen ermittelten.»

Dem Bericht zufolge wurden die CIA-Veteranen erst wenige Wochen vor Beginn der russischen Invasion am 24. Februar abgezogen. Die Aussicht, auch nur verdeckt handelnde US-Agenten könnten an der Front auf russische Soldaten schiessen, habe die Biden-Regierung aufgeschreckt, heisst es. (t-online,mk)

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159 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Bruno Meier (1)
17.03.2022 20:03registriert Juni 2018
Wieviel von dem auch immer der Wahrheit entspricht, sei mal dahingestellt.

Aber was ich viel eher vermute, dass die USA mit ihren beinahe unendlichen Möglichkeiten, die militärische Aufklärung für die Ukraine resp. das Militär macht, und ihnen so einen grossen, extrem wichtigen Vorteil verschafft.
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Snowy
17.03.2022 21:19registriert April 2016
Es werden auch jetzt noch sogenannte Contractors im Land oder sicherlich im grenznahen Umfeld sein.

Die sind offiziell nicht von der CIA, sondern private Firmen (welche aber eigentlich genau dasselbe tun). Und meist Ex-Agenten.

Und ja: Selbstverständlich sind auch den Geheimdiensten nahe Kampfverbände (Söldner) im Einsatz. Wird man natürlich so nie bestätigen.
Genauso wie Russland die Existenz der Wagner-Truppe bestreitet.
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Neruda
17.03.2022 21:10registriert September 2016
Immerhin steht die CIA damit einmal auf der richtigen Seite der Geschichte! 1973 hat sich noch die demokratisch gewählte Regierung Chiles gestürzt um den Faschisten Pinochet zu installieren. Chile kämpft heute noch mit den dadurch ausgelösten Problemen!
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