13 Runden, zwei Punkte, 4:25 Tore: Noch nie in der Bundesliga-Geschichte ist eine Mannschaft schlechter gestartet als der 1. FC Köln.
Verliert gar Tasmania Berlin seine umrühmlichen Rekorde? In der Saison 1965/66 schaffte es die wenigsten Siege eines Bundesligisten (2), holte die wenigsten Punkte (10 nach heutiger Regel), schoss die wenigsten Tore (15) und erhielt die meisten Gegentore (108).
Wahrscheinlich wird Köln am Ende trotz des miserablen Starts besser abschneiden als Tasmania. Alleine schon deshalb, weil man sich kaum vorstellen kann, so schlecht zu sein. Aber ist der Abstieg noch zu verhindern? Schon jetzt beträgt Kölns Rückstand auf das rettende Ufer elf Punkte und selbst der Relegationsplatz 16 liegt schon neun Zähler entfernt.
Nach einer rauschenden letzten Saison und der ersten Europacup-Qualifikation nach 25 Jahren geht in dieser Saison alles schief, was schiefgehen kann. Köln hat oft Pech mit zweifelhaften Entscheidungen der Video-Schiedsrichter gehabt, dazu hat es viele Verletzte. Aktuell fehlen gleich neun Spieler, darunter Nationalspieler Jonas Hector oder etablierte Akteure wie Simon Zoller, Jhon Cordoba, Marco Höger oder Marcel Risse. Es gilt uneingeschränkt das Bonmot von Weltmeister Andi Brehme: «Haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss.»
Hoffnung könnte den «Geissböcken» und ihren treuen Fans der Blick zurück auf die Vorsaison geben. Da startete der Hamburger SV ähnlich fürchterlich, mit vier Unentschieden in den ersten zwölf Spielen. Ende Saison rettete sich der HSV trotzdem noch, er konnte sogar hauchdünn die Relegation vermeiden. Aber der HSV ist längst Meister im Verhindern eines sicher geglaubten Abstiegs und deshalb in einer eigenen Kategorie.
Hoffnung gibt Köln vielleicht auch der Blick nach England. Dort startete Crystal Palace in diesem Jahr mit sieben Zu-null-Niederlagen. Seither geht's aufwärts. Die Londoner sind zwar noch Schlusslicht, aber nur noch drei Punkte hinter den Nichtabstiegsplätzen.
Eher hoffnungslos ist Köln aber, wenn wir nüchtern die Zahlen betrachten. Um die Relegation zu erreichen, waren bislang im Schnitt 33 Punkte nötig. Aus den verbleibenden 21 Spielen benötigt Köln also noch 31 Punkte. Um dies zu erreichen, ist aber ein höherer Punkteschnitt nötig als in der Vorsaison, die die Kölner ja sensationell auf Rang 5 abgeschlossen hatten. Wie soll das plötzlich klappen?
Kölns Trainer Peter Stöger erhält nach der gestrigen 0:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC noch einmal eine Chance. Der Österreicher werde auch am Samstag beim Gastspiel auf Schalke auf der Bank sitzen, sagte heute Vize-Präsident Toni Schumacher.
Doch schafft Köln ausgerechnet beim formstarken Tabellenzweiten die so bitter nötige Wende? Der FC Schalke 04 verliess zuletzt vor mehr als zwei Monaten ein Spielfeld als Verlierer. Das sind keine schönen Aussichten. Nicht für Peter Stöger, nicht für den 1. FC Köln, nicht für den Anhang. Zumindest ein Teil der Fans nimmt die katastrophale sportliche Situation mit Galgenhumor: Auf Facebook wird bereits zur Teilnahme an der «Aufstiegsfeier 2019» eingeladen.