Mit Kontrollbadge gegen schwarze Schafe auf dem Bau

Mit Kontrollbadge gegen schwarze Schafe auf dem Bau

02.11.2017, 17:52

Der Kanton Wallis organisiert sich im Kampf gegen die Schwarzarbeit. Arbeitnehmende auf dem Bau sollen einen elektronischen Ausweis mit sich führen, damit jederzeit kontrolliert werden kann, ob sie legal arbeiten.

Der Walliser Baumeisterverband (WBV) hat am Donnerstag die ersten elektronischen Ausweise des Kantons präsentiert, um den Kampf gegen die Schwarzarbeit auf dem Bau zu verstärken.

Berufliche Identitätskarte

Der Badge ist eine Art berufliche Identitätskarte. Anhand des Ausweises können Arbeitsinspektoren bei Baustellenkontrollen jederzeit überprüfen, ob Angestellte einen Arbeitsvertrag besitzen und ihre Sozialabgaben bezahlt worden sind.

Rund 50 Walliser Unternehmen hätten sich bereits freiwillig verpflichtet, ihre Angestellten mit dieser Berufskarte auszurüsten, sagte Serge Métrailler, Direktor des Walliser Baumeisterverbandes, an einer Medienkonferenz.

Vorderhand ist der elektronische Ausweis noch freiwillig, doch beabsichtigt der WBV, diesen in naher Zukunft verbindlich einzuführen. Unterstützt wird er dabei von den Sozialpartnern.

Der Ausweis gilt als fälschungssicher. Er umfasst die persönliche Identität des Arbeitnehmenden sowie einen QR-Code. Wird dieser mit Hilfe eines Smartphones gescannt, greifen die Kontrolleure der paritätischen Kommissionen und die Arbeitsinspektoren auf die persönlichen Daten und das Foto des Arbeitnehmenden zu.

Die Kontrollen erfolgen laut Métrailler mit Hilfe einer sicheren Anwendung namens CERBER, die mit einer bankartigen Authentifizierung ausgestattet ist, so dass der Datenschutz gewährleistet sei. Mit diesem System liessen sich Verstösse gegen das Arbeitsgesetz und das Ausländergesetz, die Nichteinhaltung des Normalarbeitsvertrages und Sicherheitsmängel aufdecken.

«Viel auf dem Spiel»

Es stehe enorm viel auf dem Spiel, betonte Métrailler. Allein im Wallis verursache die Schwarzarbeit jährlich finanzielle Verluste von schätzungsweise 1.2 Milliarden Franken bei den Steuereinnahmen und den Sozialversicherungen. Zudem schade sie den qualifizierten Fachkräften und beeinträchtige das Ansehen der Branche.

Die Berufskarte biete dem Staat als Bauherrn und auch den Unternehmen gegenüber ihren Subunternehmern die Möglichkeit, ihre Partner zu kontrollieren und somit die ihnen gesetzlich auferlegte Verantwortung zu erfüllen.

Das Walliser System basiert laut Métrailler auf dem Modell, das im Kanton Waadt und teilweise auch in Freiburg bereits genutzt wird. Auch die anderen Westschweizer Sektionen des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) haben beschlossen, die Berufskarte 2017 einzuführen.

Nationale Branchenlösung bis 2018

Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) arbeitet zurzeit mit den Arbeitgeberverbänden des Ausbaugewerbes und mit den Arbeitnehmerorganisationen Unia, Syna und dem Baukader Schweiz an einem nationalen Branchenkontrollsystem.

SBV-Mediensprecher Matthias Engel sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda, dass die beteiligten Verbände und Organisationen zuversichtlich seien, das Projekt 2018 national starten zu können.

Mit dem neuen Informationssystem auf nationaler Ebene sollen die Baustellenkontrollen im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe verbessert werden. Im Unterschied zum elektronischen Ausweis der Westschweizer Kantone soll das nationale Branchenkontrollsystem obligatorisch sein.

Mit dabei sind neben den Maurern und den Strassenbauern der Holzbau, das Elektro- und Telekommunikations-Installationsgewerbe, die Gebäudetechnikbranche, das Maler- und Gipsergewerbe, das Metallgewerbe, das Gebäudehüllengewerbe, der Gerüstbau, das Plattenlegergewerbe und das Isoliergewerbe.

Ziel ist es, einer Branchenlösung zum Durchbruch zu verhelfen. Vorgesehen ist laut SBV, das Informationssystem durch einen aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern paritätisch zusammengesetzten Verein betreiben zu lassen. Die Datenbank für das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe würden schweizweit zur Verfügung gestellt.

Bis Ende Jahr werden die beteiligten Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften entscheiden, ob das Projekt 2018 umgesetzt wird. (sda)

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